Freitag, 29. Juni 2012
LIEBE 2.0
Liebe geht seltsame Wege.
(unlektorierte Erstfassung, Leseprobe)
Es war schon spät, als ich von der Hauptstraße endlich in die schmale Seitengasse einbiegen konnte. Die Dame im Navi erlöste mich „Biegen Sie jetzt rechts ab, sie haben Ihr Ziel in fünfhundert Metern erreicht“. Im fahlen Licht der Straßenlaternen, deren Licht von den frischen grünen Alleebäumen und der regennassen Straße geschluckt wurde, rollte ich langsam dahin und wartete darauf, das die schöne Stimme aus den Autolautsprecher, sich mit den Worten »Sie haben Ihr Ziel erreicht, verabschiedet.«
„Sie haben ihr Ziel erreicht“ da war Sie wieder, diese wunderschöne, sonore Stimme, die so glaube ich, nur für Männer erfunden wurde, um Sie sicher ans gewünschte Ziel zu geleiten. Im Gedanken sagte ich »Ciao Bella«. Wohl wissend, das ich einer Sinnestäuschung erliege, mich von einer Schönen zu verabschieden, die nur durch Bits und Byte generiert ist, körperlos und seelenlos. Doch mein Geist war schon auf meine abendliche Begegnung mit der Frau eingestellt, die bis jetzt auch nur Bits und Byte für mich war, eine wundervolle Stimme am Telefon.
Bis vor Kurzen hielt ich das Internet eigentlich nur für meine Hure. Ich bin Schriftsteller, kein berühmter, aber es lässt sich davon leben. Oft ich schreibe auch nur für mich selbst und stecke dann, meine geistigen Ergüsse eben da hinein, in das worldwidewweb, dieses unbekannt, vertraute Land der Träume. So wie man, eher gedankenlos in eine Hure spritzt, geil für den Moment, doch dann vergessen. Dass mich Menschen lesen, das verwundert mich immer wieder. Vielleicht ist es gut, was ich so schreibe, für mich sind es nur Gedanken.
Doch vor ein paar Wochen veränderte sich das. Irgendwann, ich hatte etwas über die Liebe und die aus meiner Sicht, nötige Reformierung der Ehe geschrieben. Da trat sie in mein Leben. In einen Kommentar zu dem erwähnten Artikel. Offensichtlich hatte ich eine Thema getroffen, das sie interessierte. Aber das war nichts Ungewöhnliches. Doch Ihre Kommentare zu meinen Texten häuften sich, wir chatten kurz und hatten einen guten Draht zueinander. Sie provozierte gern. Ich mochte das. Noch am selben Tag, unseres ersten Chat in Facebook, bekam ich eine kurze Mail, “Wenn du mal Langeweile hast, hier meine Telefonnummer.
Damit begann das, was ich normalerweise für unmöglich gehalten hatte. Wir redeten stundenlang am Telefon, schrieben viel. Sie war wie ich, sie schrieb gerne ihre Gedanken auf, mochte viele Dinge, die ich mochte und es baute sich schnell eine unüberhörbar erotische Spannung auf. Eigentlich eigentlich auf platonischer Art, unsere Beziehung. Da es nur intellektueller Natur war, wollten wir mehr. Die Eindrücke, die uns berührten, lebten so realistisch. Das erste Mal im Leben hatte ich mit einer Frau Telefonsex. Auch das hielt ich früher für unmöglich. Sie auch. Ich veränderte unmerklich, aber rasant meine Einstellung. Ihre Stimme machte mich geil. Ich konnte sie, ohne sie zu berühren ficken. Doch nur sie.
Ich spüre die Präsenz ihrer Stimme, ihrer lustvollen Seufzer und ihren schweren Atem, eine fast körperliche Manifestation. Ich spüre, wie sehr Sie mich will, wenn sie sich selbst befriedigt. Meine Hand an meinem Schwanz, das war ihre Hand, so viel Nähe, trotz der Ferne. Wir genossen es, uns aus der Ferne zu lieben, schrieben zusammen sogar gemeinsame Texte und beschlossen, wir müssen uns sehen. Doch erst, wenn das Begehren nicht mehr anders zu befriedigen ist, als durch echten, puren, animalischen Sex.
Etwas so Besonderes, Reines und doch im Grunde Verdorbenes, hatte ich nie gespürt. Ich liebte und begehrte viele schöne Frauen. Den Beinamen „Filou de Puta“, was im spanischen Hurensohn bedeutet, hatte ich schon lange und nicht unverdient.
Die Frauen, die mich so nannten, meinten das tatsächlich als Kompliment. Ich lebte mein Leben in vollen Zügen und genoss. Nahm die Frauen als Musen. Aber es war, das reale Leben. Ich trennte immer, Internet als Illusion und das da draußen war eben, das echtes Leben.
Doch nun begehrte ich eine Frau, die für mich nur Bits und Byte war. Mein Leben war geordnet, doch emotional verwirrt. Ich nannte es für mich Liebe 2.0. Es war für mich klar, wir würden uns im echten Leben begegnen. Wir würden uns lieben. Lieben, wie sich selten ein Paar liebte. Zärtlich, ekstatisch, hungrig, gesättigt und doch wieder voll Lust. Viele Stunden, vielleicht Tage oder Wochen, vielleicht für die Ewigkeit.
Nun war der Zeitpunkt gekommen. Der Tag der Offenbarung. Nach Wochen ungehemmter Leidenschaft im Datenstrom. Sie wusste, dass ich komme, ich sagte ihr, ich hätte geschäftlich in der Stadt zu tun. Wenn Sie bereit wäre, würde ich Sie besuchen. Ich verschwieg ihr bewusst, wann. Ich wollte Sie erfahren, natürlich und so wie sie an einen ganz normalen Tag war. Sie hauchte am Telefon nur „Ja, ich will“, so wie das „Ja“ Wort bei einer Hochzeit. Wir waren wohl beide bereit für den nächsten Schritt in die Realität.
Ich stellte meinen Mercedes unter der Laterne vor ihrem Haus ab. Es regnete stark. Das Prasseln des Regens auf dem Wagendach und Rachmaninows Klavierstück, im Autoradio beruhigten mich. Die Glut meiner letzten Zigarrette erhellte das Wageninnere. Die Szenerie vor ihrem Haus, war trotz der Urbanität im Licht des Abends und der Laternen, die den Eindruck erweckten aus dem 19. Jahrhundert zu stammen, romantisch und die Zeit vergessend, wie ich.
Ich war mental so weit, schloss die Wagentür, das kurze Aufblinken der Lichter, als Bestätigung der Schließanlage, hüllte die kleine Gasse in Gespenstisches orangefarbenes Licht. Festen Schrittes ging ich auf Ihre Haustür zu. Diese war nur angelehnt, das war gut. So musste ich Ihre Stimme nicht am Türöffner hören. Das hätte mich schon wieder verwirrt. Ich brauchte den Frieden dieses Moments. Regennass stieß ich die alte, schwere Biedermeier Haustür auf. Als die schwere Tür leicht in ihren Angeln quietschte, schoss mir plötzlich durch den Kopf, dass der wundervolle Blumenstrauß, den ich für Sie unterwegs in einer kleinen Blumenhandlung gekauft hatte, noch auf der Rückbank meines Mercedes lag.
Doch es war nicht wichtig. Wie in Trance betrat ich die alte, hölzerne Treppe, die leicht unter meinen Füßen knarrte. Wie von selbst, stand ich da. Sarah Sofie Joana, ihr Name an der Tür. Ich lehnte mich an die Hauswand, mich noch einmal sammelnd. Nein, nichts in mir sagte geh wieder, ich wollte es. Jetzt und sofort. Das schrille Leuten ihre Türklingel überraschte mich etwas. Es passte nicht in die Szenerie, auch nicht zu ihr. Ungeduldig wartend wollte ich eben ein zweites mal klingeln. Da öffnete sie die Tür.
Der Flur war Dunkel, das gedämpfte Licht aus dem Wohnzimmer setzte sie in ein weiches Hintergrundlicht, wie im Schein einer einsamen Kerze. Sie hatte nur ein Shirt und einen kurzen Rock an, stand da und war atemberaubend schön. So wunderschön und sah überrascht und sprachlos aus. Ich hätte auch nichts sagen können. Es war ein perfekter stiller Moment, des Erkennens.
Ich bin sonst, sehr wohlerzogen und warte, dass man mich bittet einzutreten. Ein wenig, wie ein kleiner, gieriger Vampir, doch nicht heute. Die Dielen knarren leicht, als ich eintrat. Ich hörte, leise, verträumte Klaviermusik. Nahm Sie einfach in den Arm. Da standen wir im diffusen Licht des Flurs und spürten, wie der Andere atmet. Minuten oder Stunden? Ich weiß nicht. Wir küssten uns, spürten das Begehren des anderen. Sie ertastete meine Erektion, zwei Lippen, zwei Zungen, das erste Eindringen in den Anderen. Zärtlich, leidenschaftlich, begierig. Es fühlte sich so vertraut an, so richtig.
Sie zog mich in die Wohnstube, wortlos. Wir küssten uns immer noch. Ich konnte nicht anders, meine Hände glitten an ihren erregt bebenden Körper hinab. Fanden den Weg unter ihr Shirt, ihren Rock. Sie stöhnte auf, als meine Hand ihren Tanga beiseiteschob, ich das erste mal ich feuchten, vor Lustprallen Schamlippen berührte. Ich spürte Ihre feuchte, warme Begierde, die bereits ihre weichen, weißen Schenkel benetzte. Wir waren irgendwie, auf dem Sofa angekommen. Ich spreizte Ihre Schenkel, kniete nieder und fing an ihre Füße zu küssen. Ich knabberte und saugte zärtlich ihre Zehen, eroberte Ihren Körper, Zentimeter für Zentimeter. Langsam, von den Waden, bis hoch zu den Innenseiten der Oberschenkel erkundete ich ihr Intimstes. Jeder Kuss, jedes zarte saugen, jeder kleine lustvolle Biss, wurde mit einen leisen Seufzen, einen lustvollen Stöhnen belohnt. Extrem langsam schob ich den Rock hoch, vergrub meinen Kopf zwischen ihren Schenkeln, schmeckte Ihre Lust, den betörenden Duft ihres Saftes. Sie presste meinen Kopf immer fester zwischen ihre Schenkel. Bis ich spürte, wie Ihr Körper noch ekstatischer anfing zu zucken, zu beben. Mein Mund füllte sich immer wieder, wenn ich saugte und liebkoste, mit ihrem köstlichen Saft. Machte mich noch geiler. Plötzlich spannte sich ihr ganzer Körper und presste mich, noch tiefer in ihren Schoß. Sie stöhnte laut “Oh Gott“ und ließ von mir ab.
Er lag nackt auf dem Sofa in der Wohnstube. Das Licht einer sternenklaren Nacht schimmerte durch das Laub der alten Platane vor dem Fenster. Die Tür zum Flur war offen und er hörte das Geräusch aus dem Badezimmer, wie sie pinkelte.
Dass Frauen auch nie die Klo Tür schließen können, schoss es ihm durch den Kopf. Dabei fielen ihm die unzähligen Male ein, die er dieses Geräusch schon gehört hatte, immer dann, wenn sie es am Telefon getrieben hatten. Sie dann, noch vom Orgasmus benommen niemals den Hörer auflegte. Immer war er dabei am Telefon. In diesen Moment viel ihm auf, das er schon wieder erregt war. Es war ihm nicht klar, ob es die Vorstellung ihrer feuchten Scham war oder das Geräusch, dass sie beim Pissen machte. Ohne zu wissen wieso, stand er auf und ging ins Bad, nackt und wieder mit einer Erektion.
Ich stand in der Tür, sie saß noch auf der Toilette, griff eben nach einem Feuchttuch. Er ergriff ihre Hand, verhinderte so ihr tun, sah ihren verwirrten Blick. Griff zwischen ihre weißen, schlanken, festen jugendlichen Schenkel, spreizte sie etwas auseinander. Ich kniete sich vor ihr, ergriff ihre Waden und legte ihre Schenkel über meine breiten Schultern. Zog ihrer feuchte Votze in Richtung meines Gesichtes. Inhalierte diesen Duft, aus noch frischen Sex und ein wenig frischen Morgen Urins.
Sie wusste, was er vorhatte und presste seinen Kopf in ihren Schoss. Völlig gewiss, soeben wieder etwas zu tun, was sie noch nie getan hatte. Noch völlig ausgelaugt von letzten oralen Sex, noch ungewaschen und doch schon wieder so geil. Es war ihr völlig egal, wie seltsam es ihr erschien, dass er sie schon wieder wollte, in dieser für sie neuen, bizarren Situation mit einem Mann, der so fremd und doch so vertraut war. Als sein Mund praktisch ihre ganze pralle, feuchte Votze umschloss, zuckte Sie fast zurück, so heftig empfand sie, die saugende, fordernde Bewegung seiner Lippen und das Spiel seiner Zunge. Ihr wurde schwarz vor Augen, sie hielt sich nur mit Mühe auf dem Toilettenrand fest, sich der explosionsartig, durch Ihren Körper flutenden Geilheit hingebend. Nicht fähig auch nur, dass “Du bist, Gott“, was ihr als einzig angemessen, erscheinender Gedanke durch den Kopf schoss, über die Lippen zu bringen. Sie war nur noch ein stöhnendes, zuckendes, widerstandsloses Wesen der Lust. Spürend, wie er jeden Tropfen, neu fließender Flüssigkeit aus ihrem Körper saugte. Sie hatte das Gefühl endlos abzuspritzen. Es wurde ihr nicht wirklich bewusst, das er ihre verkrampften Hände von Toilettenrand löste und diese, um seinen Hals legte. Sie glaubte zu schweben. Der Moment, als er sie auf den Waschtisch setzte, der wurde ihr nur bewusst, durch das Gefühl des kalten Marmor ihrem Hintern. Doch der Bruchteil der fraktalen Klarheit verwischte, in der Sekunde, als sie spürte, wie sein großer, harter Schwanz in Sie eindrang, sie vollends auszufüllen schien. Die kurzen, harten Stöße, nahmen ihr den Atem und den Verstand. Ekstase die, die schier endlosen Stöße in ihr auslösten, das einzige noch dominierende Gefühl war, dieses orgiastische Zucken in ihr. Das Gefühl von auf und ab, das Gefühl gefickt zu werden.
Erst als sie ihre Meerwasserfarbenden Augen wieder öffnete und das Gefühl verebbte, aus einer sich in Höhen und Tiefen stürzende Achterbahn zu steigen, erst da nahm Sie wahr, dass sie auf dem weichen Sofa in der Wohnstube lag. Er blies genüsslich Zigarettenrauch in die Luft, schaute zu, wie der Rauch die Strahlen der ersten Morgensonne sichtbar machte.
Fortsetzung folgt...
© George W. Lästerbacke
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