Sonntag, 31. August 2014

Das Grauen von Nazca


(unlektorierte Erstfassung)

Die hübsche Reporterin von Earth Network Television rückte ihre Haare zurecht, im Hintergrund hörte ich das Surren von Objektiven. Sie lächelte charmant. „Professor Maximilian von Ardene, diesen Mann muss ich, glaube ich Niemanden vorstellen. Er ist der Mann der unser aller Bild von der Welt grundlegend verändert hat. Er war es, der zusammen mit abenteuerlustigen Freunden das Geheimnis von Nazca lüftete. Er war es, der als erster Kontakt zu unserer Mutterzivilisation hatte. Er war es, der durch seine Berichte die Welt aufrüttelte, unermüdlich die Botschaft unserer Ahnen aus dem All verbreitete. Gehasst von religiösen Fanatikern, belächelt von vielen Wissenschaftlern, ignoriert von der Politik. Trotzdem kämpfte er für die unausweichliche Wahrheit, den im Gegensatz zu seinen Gegnern, hatte er Beweise. In nur zwanzig Jahren konnte er mit seiner stetig wachsenden Schar von Anhängern, die Welt bewegen ihm zu zuhören. Heute begrüßen ihn Präsidenten, Könige, Staatsoberhäupter. Wenn er das Wort erhebt, hört man zu.“

Sie machte eine Pause, um ihre Worte wirken zu lassen, bevor sie fortfuhr.

„Und doch erst als die Ahnen mit ihren Schiffen landeten, verstummten seine letzten Kritiker. Erst als die Menschheit vereint mit unseren Vorfahren den Kampf gegen die Bedrohung aus der Tiefe aufnahm und gebannt hatte, erst da wurde er zum ungekrönten König unseres Planeten. Doch eine Facette seiner Geschichte ist der Professor, der Welt bis heute schuldig geblieben, liebe Zuschauer. Seine ganz eigene Version der Ereignisse in Nazca von 2014. Heute an der Schwelle zum 22. Jahrhundert, werden wir es erfahren. Was geschah damals wirklich in Nazca? Wer waren die Menschen, die zusammen mit ihm, eine neue Zukunft schrieben? Das alles erzählt er nun in seinen Buch “Das Grauen von Nazca.“ fast genau 70 Jahre nach Beginn der der Zeitenwende, werden wir nun alles erfahren. Wir freuen uns, Professor Maximilian von Ardene begrüßen zu können, live aufgezeichnet aus dem weltberühmten Ardene Institut in Berlin, hier und jetzt, einig Auszüge aus dem Buch des Professors, von ihm selber gelesen. Ich wünsche ihnen gute Unterhaltung.“

Ich war nun dran, die Kameras surrten, zoomten auf mich und ich hörte mich selbst wie aus der Kameraperspektive sprechen „Was ich ihnen heute erzähle, hat sich genauso zugetragen, nichts ist erfunden liebe Freunde.“

Epilog
„Unsere erste Reise nach Peru, war pure Abenteuerlust, der jugendlichen Neugier geschuldet. Doch die zweite Reise nach Peru sollte unser Leben für immer verändern. Sie ließ uns ahnen, fühlen und letztlich wissen, dass es da draußen noch etwas anders gibt, als die uralten, in den Sand gescharrten Linien der Nazca. Dieses alte Volk vor den Inkas, dass uns damals noch so unendlich viele Rätsel aufgab. Das Volk was uns erkennen ließ, das Zeit wohl nur eine Illusion ist, nichts so ist, wie es scheint. Diese Reise in eine unbekannte Welt kostete uns einen lieben Freund, der für immer ins Nirgendwo einer unglaublichen Existenz verschwand und einer Freundin, die viel zu früh in der Psychiatrie verstarb, an gebrochenen Herzen. Ich erzähle von existentiellen Erfahrungen, von Irrungen, Verwirrungen und Wesen wie aus einer anderen Welt, die doch unsere Urväter sind. Obwohl diese persönlichen Opfer, der unerwarteten Entwicklung, die wir tragen mussten hoch erscheinen, so konnten wir doch der Welt einen Dienst erweisen. Das wir heute so leben können, wie wir leben, das wir einen gigantischen Vorsprung in unserem Intellektuellen Weltbild und Technik gemacht haben, das haben wir nur diesen zufälligen Ereignissen zu verdanken.“

Ich atmete tief durch und das Lächeln der bezaubernden Reporterin munterte mich auf, weiter zu machen. Ich schob meine Brille auf der Nase zurecht und ließ die Seiten des frisch gedruckten Buches durch meine Finger gleiten, schlug das es auf. Wie von selbst fingen die Worte an, über meine Lippen zu fließen.

Abenteuer Peru
Tuckernd legt sich das Motorflugzeug in die stabile Seitenlage und dreht Valentina, Laura, Steve und mir die Mägen auf links. Wenige hundert Meter tiefer lagen, wie ein Terrakotta und erdfarbener Teppich die Pampa von Nazca, trostloser nördlicher Ausläufer der Atacama Wüste. Es erscheinen helle Linien im braunen Einerlei. „Links sehen sie ist jetzt das Bild des Wals, es ist 62 Meter lang“ klingt die sonore Stimme des Piloten, namens Miguel aus dem Kopfhörer „Das zwei Kilometer lange Trapez auf dem Hügel rechts von ihnen, nennt man Manikili. Was in der Indiana Sprache der Inka siviel bedeutete, wie kleiner Hafen.“

Wie Markierungen auf einem lebensgroßen Landschaftsmodell beschreiben die Linien von Nazca die Wüste im Süden Perus. Wir vier Weltenbummler, die hier in Peru gemeinsam einen Urlaub abseits des Mainstream Tourismus mit der etwas anderen Sideseeing Touren verbrachten schauen gebannt auf die alten Kunstwerke der alten Nazca. Landebahnen für Außerirdische, wie im 20. Jahrhundert, die Ufo-Theorien des Archäologie-Phantasten im Erich von Däniken vermuteten? Eine Landschaftskarte unterirdischer Wasserströme? Navigationslinien für prähistorische Fesselballone der Nazca Bewohner aus Binsen und Baumwolle? Oder der größte astronomische Kalender der Welt? Wir wussten es nicht, genießen einfach nur die Wirkung der großartigen Monumente.

Der Rundflug von Palpa, 20 Kilometer nördlich von Nazca, hatte sie umgerechnet 400 Euro gekostet, dafür allerdings auch mit einem gut informierten und kommentierenden Piloten. Der knapp einstündige Flug über das Gebiet war lohnend für ein paar Studenten aus Deutschland, wenn auch für das enge Urlaubsbudget mit gepfefferten Kosten verbunden. Während alle noch den Blick auf die in den Boden gescharrten Linien wirken ließen, plauderte Laura natürlich drauf los „Leute, dass ist so grandios, lasst uns in den nächsten Semesterferien wieder herkommen. Eine Jeep Safari mit Zelten und allen was dazu gehört, lasst uns das Schauspiel auf der Erde erleben.“ Außer einem zaghaften „Vielleicht“ von Steve, ihrem Verlobten gab es keine Reaktionen. Zu gebannt waren alle vom ersten Eindruck der Ebene.

Das prasselnde Lagerfeuer vor dem Landhaus in Palpa, in dem sie sich einquartiert hatten erhellte den umfriedeten Hof. Warf unheimliche Schatten von undefinierte Form an die Wände, des im spanischen Kolonialstil errichteten Landhauses, lies die Nähe von Geistern aus alten Zeiten vermuten, erzeugte ein angenehmes frösteln auf der Haut. Gänsehaut Atmosphäre. Vielleicht war es aber auch nur, die um diese Jahreszeit empfindlich kühle Nachtluft in dieser Gegend. Valentina hatte sich in eine Decke gehüllt, Lara unterhielt die Runde, wie immer fast alleine, Steve und ich erfreuten uns eines einheimischen Gesöffs namens Cerveza, auch Inka Bier genannt.
Zwar berauschten sich die Inka lieber mit Wein, doch wen, als deutschen Touristen Interessiert dieser historische Fakt schon. Wir alle machten uns einen zünftigen Inka Abend mit gebackenen Brotteig über dem Feuer gegrillt und etwas wie Bier.
Wir sprachen den ganzen Abend nur über diese Linien in der Wüste, machten versponnene Pläne, philosophierten und wussten, wir würden wiederkommen. Im nächsten Jahr, mit mehr Urlaubskasse, mehr Ausrüstung und das Abenteuer Nazca wagen. Selbst den Zauber der Hochebene erleben, eintauchen in die Jahrtausende alten Geheimnisse.

Ein Jahr später, Tag 1
Gut gelaunt stiegen wir die Reeling der “Costa de Angelo“, eine Frachtschiff aus Argentinien hinab. Wir hatten eine komfortable, etwas andere Überfahrt für unsere zweite Abenteuertour nach Peru gewählt. Dieses mal waren wir mit dem Schiff und zwei speziell ausgerüstete Landrover gereist, die sowohl über Schlafkabinen als auch Küche verfügten. Um uns die gut 400 Kilometer lange Reise von Lima nach Nazca möglichst autark zu erlauben, unnötige Kosten für Unterkunft und ähnliches zu ersparen. So entlasteten wir unser Reise Budget erheblich und der Charakter der Reise wurde authentischer. Außerdem hofften wir, mittels der mitgeführten Kameraausrüstung, so viele tolle Filmaufnahmen unseres Trips machen, das wir unser Nazca Abenteuer später bei einem Fernsehsender noch zu Geld machen könnten.

Nachdem wir bereits auf dem Schiff alle Zollformalitäten erledigt hatten und nun nur noch auf die Freigabe unsere bereits entladenen Landrover wartete, beschlossen wir noch hier im Hafen, alles nötige für unseren Trip zu kaufen. Hier in Lima, noch im Herzen der Zivilisation, war vieles an Proviant und Vorräten einfach günstiger, als oben in Palpa. In dem kleinen, aber bestens ausgestatteten Hafen Supermarkt, der natürlich auch noch Zollfrei verkaufte. Hygieneartikel und anderes alltägliche Dinge hatten wir natürlich schon in Deutschland bevorratet. Doch Lebensmittel Vorräte für unseren dreiwöchigen Aufenthalt hier, die waren noch von aufzufüllen und selbstverständlich, um einiges günstiger als in der Heimat zu erwerben. Von der Fleischkonserve, über Chutas, Wawas, Obst und Papapan Brote in Mengen, bis zum Anisbrötchen und Fischkonserven, Obst und Gemüse. Alles was sich für bis zu drei Wochen haltbar machen ließ und irgendwo in den Geländewagen Platz fand, füllte unsere Einkaufswagen. Auf uns Hamsterkäufer aufmerksam geworden, ging uns sogar der Chef des Marktes zur Hand, der ein passables Deutsch sprach und uns erzählte, das seine Großeltern zu Beginn des zweiten Weltkrieges aus Deutschland geflohen waren und deutsch noch heute in seiner Heimatstadt Pozuzu fast so etwas wie Amtssprache wäre.
Die kleine deutsch – österreichische Enklave mitten in Südamerika sei eigentlich weltbekannt. Obwohl ich ein recht gutes Spanisch spracht, freuten wir uns hier am anderen Ende der Welt einen Menschen zu treffen, der unserer Muttersprache so schätze. Es war interessant, von Pozuzu zu erfahren, denn wir hörten heute das erste mal davon. Sollten wir doch nicht so lange, wie geplant in der Nazca Ebene bleiben, wäre Pozuzu noch ein schöner Ausflug vor unserer Heimreise.
Als wir von unseren Reiseplänen berichteten, wurde unser neue Freund Fernando einsilbiger. Rang sich kurz bevor wir den Markt verließen doch noch ab, zu erwähnen, das es keine gute Idee sei, in der Ebene zu übernachten, wir sollten besser in Palpa bleiben.
Er erzählte von Abenteurern, die von dort nicht wiedergekommen sind. In der Nähe der Linien sagt man, wirken unheimliche Mächte in der Nacht.

Wir amüsierten uns ein wenig, etwas Aberglaube ist wohl in jedem Land zu Hause, besonders in so einem frommen katholischen Land, wie Peru. Wo dar Papst fast schon persönlich an jeder Wiege steht.

Unsere schweren Geländewagen wanden sich dank moderner Navigationssysteme schnell aus Lima, der quirligen 10 Millionen Metropole. Schon nach zwanzig Minuten Fahrt war Lima fast vollkommen vergessen, verlor sich in den Vororten und Randbezirken und Umgebung. Ghettoartige Hütten aus Holz, Lehm und Wellblech am Straßenrand, kleinere Verschläge als Läden, dazu eine karge Landschaft aus Gras, Gesträuch, kleinen Bäumen, Sand und Steinwüste.
So hatten wir Peru noch nie gesehen. Immer nur die Sicht aus dem Flieger, doch so sieht es wohl an vielen Orten in den Anden aus. Nach vier Stunden Fahrt, bei Einbruch der Dunkelheit waren wir am ersten Etappenziel Pisco. Die Stadt wurde wohl vor Jahren, 2007 von einem Erdbeben zum Großteil zerstört. Dass war uns zwar vom Reiseführer klar gewesen, doch die Realität war erschreckender. Das halbwegs in der Dämmerung erkennbare Stadtbild, überall Steinhaufen, Ruinen, Häuser im Abriss, Leerstand. Unseren eigentlichen Plan, hier zu übernachten verwarfen wir, beschlossen die gut einstündige Fahrt nach Palpa noch hinter uns zu bringen. Wir gruselten uns hier ein wenig, auch wenn die Dunkelheit unsere Reise auf der Panamericana verlangsamen würde, Palpa war uns vertrauter und sicherer.

Palpa, Tag 2
Die Morgensonne kitzelte uns aus den Federn, an der nahegelegenen Straße erwachte der Berufsverkehr. Ich und Lara hatten kaum geschlafen, zu ersten weil Lara dazu neigte, wenn sie aufgeregt ist noch mehr zu plappern als üblich und zum zweiten, weil die unüberhörbare lustvolle Aktivität von Steve und Valentina uns dazu anregte es ihnen gleich zu tun.
So hatten wir nur vier Stunden Schlaf, freuten uns aber auf Nazca und waren guter Dinge. Viel mehr Spaß machte es Steve und Valentina aus dem Schlaf zu stöbern. Arglos mit Geschirr und Töpfen hantierend, in unüberhörbarer Lautstärke natürlich, wurden die beiden unsanft geweckt. Es war ja auch schon fast sechs Uhr.
Die Gesichter der Nachtaktiven entschädigte uns vollends für den entgangenen Nachtschlaf, Valentinas explodierte Frisur und ein Steve, der entfernt an einen Zombie erinnerte. Ein herrlicher Anblick, wenn man selbst schon eine gute halbe Stunde wach ist, Wasser im Gesicht hatte und prima Krach mit Geschirr veranstaltet konnte.
Unsere amüsante, aber gehässige Aktion vergolten wir den Beiden mit Rührei, gebratenem Speck und tiefschwarzem Kaffee. Die Beiden wussten, anders herum hätten sie es nicht anders gemacht und so saßen wir in fröhlicher Runde bereit zum Aufbruch in die Hochebene von Nazca.

Die gut zwanzig Kilometer Schotterpiste bis in die Ebene zogen sich, steinige Pampa, wie unser Pilot Miguel, es nannte, traf gut zu. Die Einöde schien kein Ende zu nehmen und die nahe Atacama ließ einen heißen Wind übers Land wehen. Nahe 40 Grad waren auch die Klimaanlagen der SUVs kaum noch von Nutzen. Doch uns rief das Abenteuer. Unbeirrt fuhren wir an Bergzügen, Geröllhalden, ausladenden Felsformationen und steinigen Land hin, zu den gescharrten Linien der Nazca.
Nach ungefähr eineinhalb Stunden Suche mit Hilfe des GPS Gerätes, den Navigation im herkömmlichen Sinne hilft hier nicht, hatten wir den Standort unseres „Basislagers“ erreicht. Zu Füßen des seltsamen, in den sandigen und felsigen Untergrund gearbeiteten Männleins am Hang zum Platos, schlugen wir unser Lager auf.
Ein Küchenzelt, ein Toilettenzelt und natürlich zwei Zelte für uns Paare. Es sollte ja wohnlich sein, für mindestens zwei Wochen. Das Küchenzelt war unser Hauptquartier, Wohnstube und Arbeitsraum, denn am Ende wollten wir nicht nur ein Abenteuer erlebt haben, sondern auch einen attraktiven Bericht gestalten, über diese 500 Quadratkilometer voller faszinierender Geschichte, der alten Indianerkultur. Mit eigener und geborgter Technik, erhofften wir uns einige spektakuläre Bilder und Filmmaterial. Valentinas Vater hatte über einige Beziehungen, sogar eine dieser Minidrohnen organisiert, die Problemlos eine Kamera tragen konnte. Klein, handlich fernbedienbar, wie ein Modellflugzeug, nur viel cooler. Steve musste in Deutschland sogar eine sechs stündige Einweisung in das Fluggerät über sich ergehen lassen. Das war jedoch verständlich, kostet doch das Teil fast 20000 Euro. Niemand von uns wollte das Teil zu Klump fliegen, den den Schaden würde keine Versicherung ersetzen. Es waren alles noch Prototypen, unser Einsatz hier interessiert die Produzenten, wegen der extremen klimatischen Bedingungen. Sonst hätten wir das Fluggerät sicher nicht bekommen.
Wir waren Testpiloten geworden und würden später als Gegenleistung für die kostenlose Leihgabe, darüber berichten müssen. Ein kleiner Preis für diese Innovation an Technik in unserer Hand.

Der erste Tag unserer Expedition war also der Errichtung unseres Camps gewidmet,wir brauchten bis in den frühen Abend unser Camp zu errichten, die Hitze war mörderisch. Schon gegen Mittag mussten wir einsehen, das es nur noch in den Zelten auszuhalten war. Wir mussten uns erst akklimatisieren. Der von uns bevorratete Sonnenschutz würde im besten Fall für eine Woche reichen, mussten wir nun feststellen.
Wenigstens sollte uns der Wasserkondensator mühelos mit besten Trinkwasser versorgen. Laut Hersteller sollte dieser in den Nachtstunden bis zu Fünfzig Liter Brauchwasser in Trinkwasser Qualität erzeugen, genug also um nicht verdreckten zu müssen. Wenn auch das Duschen nun drei Wochen eher zum Luxus werden würde, wir konnten es wenigstens. Alles was wir hier nicht in ausreichender Menge erzeugen können würden, das würden wir dann aus Palpa holen müssen. Zum Glück konnten wir in Palpa einen Art Tankanhänger mieten, der etwa 1000 Liter Wasser fasste. So das wir optimistisch waren mit dieser Ladung und dem täglich dazu gewonnenen Wasser aus dem Kondensator, gut über die drei Wochen zu kommen. Die mobilen Solarkollektoren waren schnell installiert und ein passables Basiscamp konnten wir nun unser eigen nennen.
Das eigentliche Ziel unseres Ausfluges hatte nun keine Chance mehr, uns zu entkommen. Die Hobbyforscher waren bereit. Schon am nächsten Tag konnte es losgehen.

Die Sternenklare Nacht in dem nördlichen Ausläufer der Atacama Wüste faszinierte uns mitteleuropäische Kinder des Lichtsmogs. Nicht nur die Millionen von blitzenden Lichtpunkte ferner Gestade im Universum waren um so vieles heller, wie in Deutschland auch der Spiralarm unserer heimischen Galaxie konnte man problemlos erkennen.
Allein dieser Anblick hätte für unsere kleine Reise um die Welt entschädigt. Wir saßen, wie es schon fast Tradition vom Vorjahr war, am Lagerfeuer tranken Bier, grillten Würste und Brot, rauchten etwas Gras. Steve fragte uns, ob wir diese Stimmen auch hörten, ein Wispern im Wind nur, doch er hörte es schon. Die Stimmen der Geister des Marihuana, spöttelten wir. Als es anfing empfindlich kühl zu werden gingen wir schlafen.

Nazca, Ataccama Wüste, Tag 3
Ein gellender Schrei durchschnitt die Luft im ersten Morgengrauen. Schlagartig, noch schlaftrunken, stürzten wir aus den Zelten. Ein endlose Kreischen und zetern ließ die Wüste erzittern, Schüsse peitschten.
Ein Bild für die Götter bot sich uns, die splitternackte Valentina auf dem Dach des Landrover, kreischend und zetternd, aus dem Zelt des Pärchens hallten Schüsse.
Offensichtlich schoss Steve mit unserer einzigen Pistole Walther TPH auf irgendetwas im Zelt. Dann trat er wie ein Cowboy aus dem Zelt, Zigarettenstummel im Mund, Pistole lässig in den Hosenbund gesteckt und in der rechten Hand ein toten Skorpion von unwahrscheinlicher Größe, am Schwanz schlapp herabhängend. „Schatz ich habe dich gerächt.“ sagte er lachend.
Alle atmeten auf, nur die verängstigte Valentina blickte noch skeptisch vom Dach des SUV. Wir begutachteten das Exemplar, ein wahrer Riese von Kaiserskorpion. Deutlich über 20 cm mit einem kleine Loch, Kaliber 22 in der Mitte. Vermutlich ein trächtiges Weibchen. Steve hatte nach mehrmaligen Fehlschüssen meisterlich getroffen, dem schwarzen Störenfried den Gar ausgemacht. Passiert war eigentlich gar nichts, der relativ ungefährliche und äußerst stechfaule Skorpion, hatte nur den Fehler gemacht über Valentinas Fuß zu krabbeln und damit sein Ende besiegelt. Ein interessantes Frühstücksthema, es gab es hier wenige Bedrohungen für den Menschen außer der Wüste selbst, die aber war mörderisch unter der Glut unseres Zentralgestirns.
Das musste auch die schreckhafte Valentina einsehen. Viel unheimlicher fand Steve diese Stimmen aus der Nacht, die er gehört haben will. Er würde wohl länger brauchen um seine Marihuana Geister wieder loszuwerden, dachten wir uns. Unser Spott war ihm gewiss.
Mir ging vielmehr der Anblick des nackten Körpers von Valentina nicht mehr aus dem Sinn. Während Lara eher der drahtige durchtrainierte Typ war, hatte ich die fraulichen Formen Valentinas noch nie bewusst zur Kenntnis genommen. Doch zugegeben, ich war ein wenig inspiriert. Wenn ich heute mit Lara schlafe, sehe ich wohl immer die nackte Valentina im meinem Kopfkino. Ich verbannte ihr Bild vorerst aus meinem Kopf. Ich liebte Lara.
Es war Zeit zum Tagesplan überzugehen. Heute wollten wir den Mann, na ja, das Männchen gegenüber unserem Camp dokumentieren. Es sah ja eher, wie die Krakelei eines vier jährigen auf Papier aus, aber es war Weltkulturerbe. Seine Ausmaße stellten uns vor ungeahnte Probleme, im Laufe des Tages und die Aufbereitung des Filmmaterials würde schwerer, als gedacht. Die gigantischen Luftbilder der Nazca Zeichnungen zusammenzufügen, die wir erstellen wollten, würden doch schwieriger als geahnt werden. Wir waren halt Abenteurer, aber das würde schon werden, wir hatten das Wissen, die Technik und unendlich Geduld. Wirklich geschafft von Tag fielen wir heute alle ins Bett, Unsere zweite Nacht in der Wüste, die Aufregung des morgens war vergessen.

Nazca Ebene, Tag 4
Morgens beim Frühstück fragte uns Steve wieder, ob wir nichts gehört hätten in der Nacht, sagte aber nichts weiter dazu, als wir verneinten. Er war heute seltsamer Stimmung und eher wortkarg. Doch das fiel kaum auf, da uns, die beiden Mädels den Morgen mit ihrem Geschnatter versüßten. Sie waren offensichtlich bereits auf TV Seifenopern Entzug und philosophierten, was wohl in der Zeit ihrer Abwesenheit bei „GZSZ“ passieren würde. Ich dachte nur, mein Gott diese Weiber, beide einen Intelligenzquotienten deutlich über der Grenze, die als Genie gilt, aber sich mit so einem Scheiß beschäftigen. Kein Wunder, das die Frauen nie die Weltherrschaft an sich reißen konnten. Selbst wenn sie intellektuellen Biss haben, dann nur immer für kurze Zeit, den Rest des Tages verschwenden sie einfach zu gerne an Banalitäten.
Wir hatten heute vor den Walfisch, eines der bekannteren Bilder, das die Nazca in den Wüstenboden scharrten, zu erkunden. Die zweieinhalbstündige Fahrt, hin zu der Figur gestaltete sich trotz der extrem geländegängigen Rover als Tortur. Wir, als ziemlich verweichlichen Europäer und auch noch Großstadtkinder, gegen die Atacama, die heißeste Wüste der Welt.
Ein hartes Unterfangen, doch wir schafften es. Durch die bizarre Fels und Gerölllandschaft von Nazca. Steve machte wundervolle Bilder vom Walfisch, wies uns diesmal auch alle in das Fluggerät ein. Wir dokumentierten die Bodenbearbeitung im Film und ließen die Wüste auf uns wirken. Doch es war nicht abzustreiten, Steve machte einen teilweise abwesenden Eindruck, wirkte verschlossen.

Auf der Rückfahrt schnatternde Mädels, ich musste mich auf die GPS Navigation konzentrieren und Steve schwieg, völlig in seinen Gedanken versunken.
Nach dem Essen im Camp versuchten wir mit den SUVs in das vor unserem Camp liegende Fels Plato vorzudringen, was uns überraschender Weise auch recht unkompliziert gelang.
Der Ausblick auf unser Camp und die felsige Landschaft wirkte gigantisch. Steve war der Erste, der die Erscheinungen bemerkte, ein besserer Begriff als Erscheinungen fiel mir nicht ein, für das, was wir sahen.
Es schien ein Mann in schwarzer Kleidung mit einem schwarzen Umhang zu sein, völlig deplatziert hier in der Wüste. Er beobachtete uns und egal, wie wir auch spekulierten, erreichbar war er für uns nicht.
Er schien sich mit einer unerklärlichen Geschwindigkeit zu bewegen, mal verschwand er er scheinbar in den Gesteinsmassen, um nur Augenblicke später 500 Meter weiter wieder aufzutauchen. Wir filmten wie besessen, das Unbegreifliche auf SD Karte zu bannen. Erst die Dunkelheit zwang uns zum Abbruch.

Das prasselnde Lagerfeuer tauchte unser Camp in ein unruhiges Spiel von Licht und Schatten, wir schwiegen uns an, jeder im Gedanken versunken, das Surreale dieses Tages reflektierend. Keiner von uns wusste etwas dazu zu sagen. Außer Steve, er sagte „Wenn ihr die Stimmen nicht hört, ich höre sie. Ich verstehe sie auch langsam, ich glaube sie rufen nach uns. Aber es ist nicht dieser Mann, dieses Wesen. Es ist..“ er machte eine Pause „das weiß ich noch nicht.“
Weit nach Mitternacht wollten wir in unsere Gedanken versunken schlafen gehen, als wir das erste mal die farbigen Lichter über dem Fels Plato sahen. Noch erschienen uns die Lichter, wie Wetterleuchten oder Polarlichter, alles wirkte mythisch, zauberhaft, wenig bedrohlich.


Nacza Ebene, Tag 5
Am nächsten Morgen waren alle außer Steve wach, er schlief besonders tief. Wir überlegten, was zu tun sei. Die Dokumentation der Figuren war in den Hintergrund gerückt, der unbekannte Schwarze Mann, so wollten wir ihn nun nennen und die nächtlichen Lichter, das waren unsere neuen Interessensgebiete.
Wir weckten Steve, der scheinbar nicht mehr völlig bei sich war. Er erinnerte an einen Menschen in Trance. Was er erzählte war schier unmöglich.
In der Nacht sei ihm der unbekannte schwarze Mann erschienen und hätte gewarnt, noch eine Nacht hier zu verbringen. Er zeigte mir Bilder von Prozessionen unendlich vieler Nazca Bewohner, die in den Scharrbildern Opfer brachten, Tieropfer, Menschenopfer. Blutige Riten, Huldigungen an die uralten Götter, die in der Erde schlummern, bereit wieder auf Erden zu wandeln, wenn ihre Zeit gekommen sei. Titanen Wesen nicht von dieser Welt, geboren vor Anbeginn der Zeit. Unbeschreibliche Monster aus der Tiefe. Er sprach wie im Fieberwahn, wechselnd von Apathie in wirren euphorische Erzählungen voller Leben.
Wir nahmen ihn mit ins Plato, hoffend sein Geisteszustand würde wieder ins Gleichgewicht kommen und suchen nach Spuren des schwarzen Mannes. Der Erscheinung vom Vortag.
Diesmal setzten wir die Drohne ein, als der Schwarze mit dem wehenden Umhang die Szenerie betrat. Er war nicht allein, drei seiner Art waren nun da und Steves Zustand wurde immer mehr zur Trance, weit ab, der ihn umgebenden Realität. Sie schienen ihn wirklich zu rufen, sprangen von hier nach da, waren halb in den Felsen, dann auf dem Gipfel. Valentina verzweifelte schier, ängstigte sich um Steve und der Tag neigte sich dem Ende, bevor wir es uns versahen.
Die Sonne verschwand eben hinter den Anden, als sich Steve mit lauten Schreien, die klangen als skandiere er etwas wie „Ich komme zu euch“ auf den Rand des Plato zu rannte und in den Abgrund stürzte.
In Bruchteilen von Sekunden, ohne eine wirkliche Chance einzugreifen verschwand Steve, nur seine Schreie halten von den Felsen reflektiert noch Sekunden übers Plato. Dann war da nur noch Stille. Der Boden unter unseren Füßen knirschte in der Stille, als seien Bataillone unterwegs, hin zum Abgrund.
Wir erwarteten im Abgrund seine zerschmetterte Leiche zu sehen. Doch da war nichts, kein Steve, keine schwarzen Männer, nur ein seltsamer, innerer Schein, der direkt aus dem Gestein zu entspringen schien.
Als die Wüstennacht mit ihrer mondlosen Finsternis vollends über das Land zog, da schimmerte nur noch der Boden des Abgrundes, als würden Myriaden von mikroskopischen Lebewesen ein Meer illuminieren.
Nun da mussten wir einsehen, wir würden erst bei Tagesanbruch nach Steve suchen könnte. Aufgewühlt kehrten wir in das Lager zurück und es war wohl nur dem surrealen Umstand der Ereignisse des Tages geschuldet, das ich heute mit Valentina und Lara die Nacht verbrachte, mit beiden schlief.

Nazca Ebene, Tag 6
Noch im Morgengrauen hatte ich über das Funkgerät im Rover die Rancher Station am Rande von Palpa kontaktiert, einem verschlafenen Mitarbeiter geschildert, was passiert war, Hilfe gerufen.
Die Talsohle, in die sich Steve stürzte, war tief in die Millionen Jahre alten Felsformationen geschnitten und für uns unerreichbar ohne eine Bergsteiger Ausrüstung oder Helikopter.
Laura, mein sonst so beredeter Liebling bereitete Frühstück und Valentina saß apathisch mit einer Flasche Cez Bier auf einem kleinen Felsen neben dem Camp. Sie sah wunderschön aus im letzten Morgenrot, das bald wieder gnadenlos brennenden Sonne weichen würde.
Am Horizont Staubfahnen sich nähernder Fahrzeuge, die zur Hilfe gerufenen Rancher kamen.

Mate Tee trinkend erklärte ich den vier Ranchern nochmal die Vorfälle des Vortages, wohl wissend, wie verrückt ich mich anhören musste. Doch keiner der Männer bedeutete auch nur im Ansatz, das er mir nicht glaubte. Der Chef des Trupps Pedro sagte nur zu mir „Seit ungefähr 1924, als man diese in die Wüste gescharrten Linien Bilder aus Flugzeugen entdeckte und vereinzelt Ausländer anfingen sich für die Region zu interessieren, sind hier dutzende Menschen verschwunden, Wissenschaftler, Rucksack Touristen, Abenteurer wie ihr und Einheimische. In der hier heute ansässigen Kultur der Inka und in der, der Ureinwohner, der Nazca, heißt die Nazca Ebene der verbotene Ort.“
Er trank ein paar Schluck Tee, bevor er weiter sprach.
„Nur Ausländer und Gringos gehen hierher, bleiben über Nacht, ohne Respekt vor den alten Göttern. Was wir über Nazca wissen ist eigentlich nur das Eine, was sich die Wissenschaft glaubte aus Funden zusammenreimen zu können. Die mysteriösen Zeichner der Bilder, die in den Tälern des Río Názca, Rio Palpa und Rio Igenio lebten, haben keine Aufzeichnungen hinterlassen. Die Pyramidenstadt Chahuachi soll geistig und religiöses Zentrum der Nazca Kultur gewesen sein. Der Ort diente, so wollen die Wissenschaftler beweisen können, einzigartigen Fruchtbarkeitsritualen.“
Wieder trank er etwas Tee, wie um nachzudenken.
„Die wenigen echten Ureinwohner der Region hingegen sagen, nur eines über diesen Ort, das hier die Geister wohnen, die die Welt erschaffen haben. Die Guten, wie die Schlechten und wer sie stört, dessen Seele wird krank, wenn sie sich seiner offenbaren.
Ich bin kein abergläubischer Mensch, doch der Ort ist mir unheimlich, wir wissen nicht, was hier vielleicht in der Erde ruht oder auch unruht.“
Er holte tief Luft und fuhr fort.
„ Noch vor ein paar Jahren hätte ich ihnen empfohlen mir Maria Reiche zu sprechen, eine deutsche Forscherin. Sie lebte hier fast dreißig Jahre in einer Hütte ohne Strom und Wasser, die Linien und Figuren waren ihr Lebenselixier. Unermüdlich forschte sie, doch auch sie sagte einmal zu mir “Egal Jose, was ich hier vermute, was ich dir auch erzähle, wofür diese grandiose Landschaft erschaffen wurde, wofür auch immer sie steht, ich glaube, das Geheimnis ist so groß, das wir nur an der Oberfläche scharren können. Wie eben diese Linien und Figuren der Nazca in die obere Bodenschicht gescharrt wurden. Ganz tief da unten, ist wohl das eigentliche Geheimnis und ich weiß nicht, ob wir die Antworten wirklich wissen wollen. Ob unser Verstand bereit ist für Wahrheiten aus Äonen. Ich habe manchmal Träume, die so real sind, wie der Tag. Doch sträubt sich mein Verstand, sie für real zu halten.“

Mit den Ranchern suchten wir nun schon seit Stunden im Abgrund nach Steve, irgendeiner Spur seiner Leiche. Abgeseilt in den mehrere 100 Meter tiefen und mehre Kilometer langen Tal Einschnitt durch das Plato. Ein völlig abgeschlossenes Tal, ohne Zugang von der außen, eine kahle Felslandschaft in der Wüstenlandschaft, die wohl seit Menschengedenken kein Fuß mehr betreten hat. Der Abgrund der am Abend zuvor Steve verschlang und leuchtete, wie die geheimnisvollen Abgründe des Marianengrabens.
Doch weder fanden wir eine Spur von Steven, noch einen Grund, für das Leuchten am Vorabend. Ich konnte nur einige Höhleneingänge wohl natürlichen Ursprungs erkennen. Doch die nahende Dunkelheit gebot, den Aufstieg zu beginnen, die Suche nach Steve würde ich trotz des Rates der Rancher, die Zelte abzubrechen, morgen wenn nötig allein fortsetzen. Ich konnte doch nicht ohne meinen besten Freund nach Hause zurück kehren, wenigstens sein Leichnam sollte seinen Eltern und Freunden Trost spenden.

Die Rancher nahmen Valentina mit nach Palpa, ihr nervlicher Zustand hatte sich Zusehens verschlechtert. Sie redete im Wahn, wie im Fieber. Hörte Steve rufen, einen Flüsterer Chor, der sie zu sich rief, sie schwebte zwischen Apathie und kaum zu bremsender Euphorie. Es war für uns nicht mehr möglich, sie allein unter Kontrolle zu halten. Die Angst, dass sie Steve folgen würde, war zu groß. In der Psychiatrie in Palpa würde sie, sich wieder fangen, so hoffen wir. Das Angebot der Rancher mit nach Palpa zu kommen lehnten ich und Lara ab, viel zu wichtig war uns die Suche nach Steve.

Nazca Ebene, Tag 7
Als der nächste Morgen graute hatten wir wohl die unruhigste Nacht seit vielen Jahren hinter uns. Seltsamste Alpträume hatten uns geplagt. Steve irrend im einem Höllenschlund, anders wollte ich es nicht nennen. Diese surrealen Bilder, die direkt aus dem Inneren der Erde zu kommen schienen, aus einer Welt abseits unserer Vorstellungen. Wesen mit Körpern, die an feinschuppige Nacktschnecken erinnerten, ritten auf flüssigen Lavaströmen durch den Erdmantel, bereisten unterirdische Städte von unfassbarer Größe mit kolossalen Bauwerken aus einer Zeit, jenseits des Menschen. Steve war eines dieser Wesen, perfekt diesem Lebensraum angepasst. Er führte uns durch Städte zeigte uns Bilder, die unseren Verstand überforderten. Rief uns, lud uns ein bei ihm zu sein. Eine unmissverständliche Aufforderung, uns sich seiner anzuschließen und großartiges zu erleben.
Wir wischten diese Träume aus unserem Geist, versuchten uns auf unsere Aufgabe, Steve zu suchen, zu konzentrieren. Ich spürte, das Lara genauso verwirrt war wie ich, doch wir wussten, das wir den Streichen, die uns unser Geist spielte, widerstehen mussten, wollte wir nicht ohne Steve in die Heimat fahren.

Nachdem wir fast drei Stunden für den Abstieg gebraucht hatten begannen wir uns auf die Höhlen, die wir abends zuvor entdeckt hatten zu konzentrieren. Oft nur kleine Kavernen, wenige Meter tief, so fesselten sie uns doch schon hundertprozentig. Wir hatten uns in vielleicht zehn der Höhleneingänge umgesehen, waren nur oberflächlich eingedrungen und doch wussten wir schon jetzt, das wir einer Sensation auf der Spur waren.
Nach dem ersten Erschrecken über das Gesehene, wussten wir, was wir gefunden hatten, einen riesigen Friedhof der Nazca.
Schon in der ersten Höhle entdeckten wir Gebeine, mit angezogenen Knie sitzende in traditionelle Indianische Deckengewebe gehüllte Mumien.
Sorgsam gebunden, reich mit Grabbeigaben ausgestattet, umgeben von Tongefäßen, schauten uns die weißen, durch die Jahrtausende, gebleichten und im Wüstenklima konservierten Schädel, aus leeren Augenhöhlen an.
Es hatte nichts gespenstisches, eher strahlte das Bild, dass wir in vielen Höhlen vorfanden Ruhe aus. Es war offensichtlich, das wir hier einen seit Jahrtausenden unberührten Ort der Toten entdeckt hatten. Für Stunden war all unser Kummer, dem Forscherdrang und der Neugier gewichen. Eine fast manische Euphorie hatte uns erfasst, wir filmten, zählten und beschrieben, was wir sahen. Bis die Dämmerung über uns hereinbrach.
Wir hatten alles vergessen, die Zeit, den Raum, in dem wir uns aufhielten. Die Seilausrüstung zum Aufstieg war sicherlich einige Kilometer entfernt und den Rückweg, den würden wir wohl kaum schaffen, bevor die Dunkelheit das Tal in völlige Finsternis hüllen würde.
An einen Wiederaufstieg war nicht mehr zu denken. Also beschlossen wir uns in einer der leeren Höhlen einzurichten. Es war uns nun doch unheimlich, aber ein Aufstieg ins Camp war einfach zu gefährlich, lebensgefährlich.
Was sollte uns hier auch passieren? Proviant hatten wir zum Glück dabei, wir konnten gleich am Morgen weiter im Tal nach Steve suchen und unsere Funde weiter dokumentieren.
Schnell hüllte sich die felsige Landschaft des Tals in Dunkel, von hoch oben funkelten die Sterne, aber hier herrschte Finsternis. Eine absolute, allumfassende Finsternis.
Unser Abendbrot, etwas Trockenfleisch, Papapan Brot, Mate Tee aus der Thermoskanne und Schoko Riegel. Wir hätten es schlechter treffen können. Die neue Entdeckung beschäftigte uns noch Stunden, bis wir irgendwann, eng aneinander gekuschelt einschliefen, im Tal der Toten.

Nazca Ebene im Tal der Toten, Tag 8
Laras Stimme weckte mich aus unruhigen Träumen. Diesmal waren mir die schwarzen Felsenspringer erschienen, redeten auf mich ein flüsterten unverständliche Worte, wie ein Wispern im Wind. Nahmen mich an die Hand, flogen mit mir hoch über die Ebene von Nazca. Projizierten Sternenbilder in die Ebene, da wo Figuren sein sollten.
Laras Stimme wischte alles fort. „Schatz“ sagte sie „Schau was dort vorgeht, ist es schon das Morgengrauen?“ Vom Höhleneingang viel helles Licht herein. Nein, das konnte kein Sonnenlicht sein, es schien von sich aus zu fluoreszieren, kroch an den Höhlenwänden entlang, wie wucherndes Moos im Zeitraffer sich über die Ebene breitet. Es wirkte nicht so kalt, wie das Sonnenlicht der Nazca Ebene, nicht so hart und heiß, schien so lebendig.
Hand in Hand traten wir vor die Höhle, wurden umflossen von diesem Licht, das alle Farben des Regenbogens imitieren zu schien. Wärme durchfloss uns, die Flut dieses Lichts nahm uns auf und plötzlich schien es als seien wir in einem phantastischen 3D Kino.

Eine karge, von aktiven Vulkanen geprägte Landschaft, ohne jede Vegetation war zu erkennen, von dichten Dunst überzogen.
So stellt man sich die Erde am Anbeginn alles Lebens vor. Aus dem dunstigen Nebeln trat ab und zu gigantische Luftgefährte, ihre Bahnen über den Planeten zogen. Wie im Zeitraffer konnte man erkennen, das sich das Bild veränderte, erste Pflanzen erschienen, der Himmel klärte sich, Täler und Ebenen bewegten sich, wurden zu Bergen, Bergketten, Gebirgszügen. Nun erkannten wir das Phantastische, das was wir sahen, war die Region um Nazca. Wir waren bei der Entstehung der Anden dabei. Das war tatsächlich die Anden Region vor etwas 100 Millionen Jahren, in einer realistischen Darstellung, die heutiges 3D Kino in unvorstellbarem Maße übertraf.
Die Bilder wechselten.
Wir sahen eine gebirgige Landschaft, die von üppiger Vegetation geprägt, Urwald ähnlich und durchsetzt von Kanälen auf denen sich futuristische Fahrzeuge bewegten, Felder kleinere Siedlungen und Menschen, bei den verschiedensten Tätigkeiten auf höchsten technischen Niveau. Ein Blick auf eine Superzivilisation im blühenden Leben, mitten in der Nazca Ebene.
Wieder Szenenwechsel, wir wurden vom Boden gerissen, hoben ab, durcheilten das Sonnensystem. Sternensystem um Sternensystem erkannten wir, Supernoven, schwarze Löcher, die Sterne fraßen. zogen an uns vorbei, bis die Dichte der Welten immer geringer wurde. Nur noch ein Nichts vor uns und in der Ferne die Andromeda Galaxie. Hinter uns unsere Heimatgalaxis, noch deutlich in der Ferne zu erkennen, der äußere Spiralarm der Milchstraße, unser zu Hause.
Ein Trip durch das Universum. Hin in die neue Sternenwelt des Andromedanebels, wieder eilten Sonnensysteme, Supernoven und schwarze Löcher an uns vorbei, die Reise wurde langsamer. Sonnensystem um Sonnensystem wurde erkennbar. Wir traten in ein Sternensystem mit sieben Planeten ein, dessen Sonne sehr der unseren glich, gleißendes gelbes Licht entsprang dem Feuerball, der Leben spendet.
Alle sieben Planeten waren praktisch auf einer Umlaufbahn, wie an einer Perlenschnüre die Sonne umkreisend. Natürlich war mir klar, das dieses Sonnensystem unmöglich, so im Universum entstanden sein kann, es musste künstlich in diese Formation gezwungen worden sein. Ich begann zu verstehen, was wir sahen. Eine Zivilisation von Weltenerbauern.
Ein Netz von kleinsten Himmelskörpern, war wie ein Spinnennetz zwischen den Welten zu erkenne und ich glaubte zu wissen, nein ich wusste es einfach, das dieses Netz zur Fortbewegung innerhalb des Sonnensystems gedacht war. Die Wesen dieser Welt beamten, wie Scottie von der Enterprise durchs Weltall, nur auf viel höherem Niveau, einem Niveau das sich unserer Vorstellung vom Machbaren entzog.

Wir glitten nun von einem Planeten zum anderen, sahen Megapolen, blühende Landschaften, Industriekomplexe, alles was eine Hochzivilisation ausmacht.
Offensichtlich war hier ein Planetensystem geformt worden, wie es am effektivsten und nützlichsten für eine hochentwickelte Zivilisation war. Reisen war zeitlich kein Problem, so das ein Planet nur der Industrie diente, ein anderer wohl vornehmlich irgend einer Form von Bergbau, wieder ein anderer der agronomischen Nutzung. Drei der Planeten waren wohl nur den Bewohnern vorbehalten, es mussten aber und aber Milliarden von Individuen sein.
Dann wechselte das Bild wieder.
Künstliche Gebilde bis zur Größe unseres Pluto bewegten sich von dem Sonnensystem weg. Erreichten über Wurmlöcher fremdartige Sonnensysteme, setzen kleinere Fluggeräte ab, ähnlich denen, die wir über der Nazca Ebene sahen und eilten weiter hin zu andere Gestaden im All. Wir erahnten und wussten zu gleich, was wir sahen. Wir fühlten, hier wurde die Saat des Lebens ins Universum getragen, wir erkannten unsere Urväter.
Wieder ein Cut.
Plötzlich sahen wir die Nacktschnecken artige Wesen aus unseren Träumen, die im Mantel der Planeten auf den Strömen aus flüssigen Magma surften. Sahen sie zu Millionen im inneren anderer Planeten. Verstanden, dass sie nicht nur einfach im Magma lebende Geschöpfe waren, sondern sahen sie immer wieder zu bestimmten Punkten gleiten, sahen Ausscheidungen, die nur scheinbar simple Ausscheidungen waren. Wir verstanden ohne Erklärung, das diese Wesen Metalle verwerteten, Kohlenstoffe und andere Elemente, die sie dann als reine Endprodukte wieder ausschieden. Eine Art biologischer Bergbau.
Nutznießer waren unsere Urväter.
Ein weiterer abrupter Szenenwechsel.
Jetzt wurden wir in Labore versetzt, Biolabore, dann Aufzuchtstationen und begriffen, das unsere Urväter diese Wesen erschaffen hatten. Zum ersten mal erkannten wir auch die Größe dieser Wesen, die sicher an die einhundert Meter lang waren und etwa 20 Meter im Durchmesser zeigten. Diese Wesen durchpflügten die Planeten im Inneren und produzierten so Metalle und Rohstoffe in Mengen, wie sie eine Superzivilisation benötigte.
Es war genial anzusehen, die Schöpfer der Welten ließen ihre Wesen einzigartige, monumentale unterirdische Städte für ihre Wesen erbauen, gaben ihnen wohl den Verstand und den Intellekt dazu. Der Lohn war für lange Zeit unerschöpflicher Reichtum an Ressourcen aus unzähligen Welten des Universums, der sich nie scheinbar nie erschöpfen würde. Eine perfekte Symbiose zweier Lebensformen, von Schöpfer und geschaffenem Wesen, so schien es.
Dann wieder ein scharfer Schnitt.
Das Bild wechselte zu Landschaften irgendwo im All. Mondlandschaften ähnlich, von Kratern durchsetzt. Man konnte noch erkennen, das es einst urbane Landschaften waren. Umgestürzte Megabauten, Reste von Trassen, Straßen, Brücken und zwischen den unzähligen, das Bild dominierenden Kratern, vereinzelt irrten Menschen ähnliche Wesen durch die Szenerie und Kolonnen von den schwarzen Männern mit Umhang, die wir vor dem verschwinden Steves, das Erste mal gesehen hatten, feuerten aus undefinierten Waffen auf im Dunst gleitende Wesen.
Erst jetzt erkannten wir, das die Krater, keine Krater waren die durch Einschläge verursacht wurden, sondern durch das Durchbrechen von unten, aus der Erde. In diesen Augenblick brach dort, wo die Abteilung der schwarzen Männer patrouillierten, nennen wir sie wohl besser Krieger, die Hölle los.
Es barst die Erde des Planeten und unzähliger Krater wurde aufgeworfen, binnen Sekunden schossen hunderte der Nacktschnecken artigen Wesen ins Bild, zersprengten den Trupp Krieger und glitten in Richtung der Stadtruinen, verschwanden im Dunst. Hier brachen die Aufzeichnung aus Jahrmillionen ab, es umgab uns wieder das leuchtende Meer von Licht

Nacza Ebene, Tal des Todes, Tag 9
Wie fanden uns auf dem harten, felsigen Talboden wieder, als wir wie aus Trance ähnlichen Zustand erwachten. Die heiße Wüstensonne begann grade unbarmherzig zu glühen.

Ich sagte zu Lara „Wir müssen aufsteigen, uns ausruhen und unsere Filmaufnahmen auswerten.“ Sie nickte zustimmend und sagte dann, wie als ob sie wüsste, dass wir beide das Gleiche in dieser Nacht gesehen hätten „Wir müssen es Jemanden erzählen.“ Ich schwieg.

Ein langer heißer Tag dämmerte ins Abendrot, ließ die Atacama in einem atemberaubenden Meer aus rotem und gelben Licht getaucht erscheinen, als wäre sie der Vorhof der Hölle.
Wir entfachten das Lagerfeuer, kuschelten uns aneinander und redeten endlich, Lara und ich. Der Tag war schweigsam gewesen, jeder hatte Nötiges im Camp erledigt. Doch Keiner konnte über das Erfühlte und Gesehene reden.
Jeder hatte seinen Gedanken nachgehangen, spekulierte, vermutet, erahnt. Lara sagte „Was wir gesehen haben war Realität oder?“ Ich erwiderte „Ja, ich wüsste nicht, was es sonst gewesen sein sollte. Vermutlich schon vor unvorstellbarer Zeit geschehen, aber Realität.“ Lara sprach mehr im Gedanken, als zu mir „ Wir dürfen hier nicht weg, wir müssen mehr erfahren.“
Sehr lange, die Milchstraße funkelte längst am Firmament, redeten wir noch, bevor am Feuer einschliefen. Das Fazit der Tage in Nazca, war so elementar, löste alles, was wir von der Entstehung unserer Welt zu wissen glaubten in Nichts auf.
Schlimmer noch. es offenbarte uns, die scheinbare Gefahr, die in der Tiefe unseres Planeten schlummerte. Eine Biotechnologie unserer Ahnen, die sich offensichtlich gegen sie gewandt hatte, die auch uns heute, morgen oder in Äonen zum Verhängnis werden könnte.
Auch heute Nacht sollten wir nur kurz Schlaf finden. Im schwachen Schein des erlöschenden Feuers erkannten wir, noch schlaftrunken, die drei Gestalten der schwarzen Krieger. Ihre wispernden Stimmen nun viel klarer.
Sie sprachen zu uns „Was wir einst erschufen, dass wandte sich gegen uns, weil wir zu kurzfristig dachten. Wir die einzige Rasse im Universum, die doch die Zeit beherrschten und auch verstehen sollten. Unendlich hungrige Wesen erschufen wir, doch nicht bedenkend, was einst passieren könnte, wenn diese Wesen, die Ressourcen einer Welt ausgebeutet haben würden. Millionen Jahre in der Zukunft. Wir sahen nicht voraus, das sie wieder die Fähigkeit erlangen würden, sich zu reproduziere, die wir genetisch manipuliert hatten.
Unsere Welten begannen schon von hunderten von Millionen Jahren, nach und nach zu verlöschen, starben an unserer Biotechnologie. Zerfressen und ausgemerzt von Milliarden unserer eigenen Geschöpfe, auf der Suche nach Nahrung. Wenige unserer Art konnten sich retten, auch auf euren Planeten, den wir schon vor Millionen von Jahren vorbereitet hatten, eine neue Heimat zu werden für zukünftige Generationen. Wir dachten im großen Stil, schufen hunderttausende Welten nach unserem Vorbild, setzten den Funken des Lebens und ließen die Welten allein erblühen. Immer wissend, irgendwann nehmen wir sie vielleicht in Besitz. Der kluge Mann pflanzt einen Baum nicht für sich selbst, sondern für die Generationen, die folgen. So wie ihr heute einen Baum als Symbol für die Zukunft pflanzt, schufen wir Welten. Verbesserten Welten, so wie die eure hier.
Doch in unserer Arroganz gaben wir allen dieser Welten leider auch unsere Biotechnologie mit ins Herz, so das es überall zu den vernichtenden Exzessen der Bohrwürmer kam, früher oder später. Nun haben wir neue Welten gefunden, in der wir leben können und unsere Fehler vermeiden, gar nicht soweit von hier zum Beispiel in Alpha Centauri. Doch wir müssen euch, die Überlebenden unserer Vorfahren vor unseren alten Fehlern warnen. Als unsere automatischen Schiffe, die wir Schöpfungsmaschinen nennen, euren Planeten entdeckten meldeten sie, das ein Terraforming nicht möglich sei, da der Planet bereits primitive und höher entwickelte Lebensformen trage. Das war vor ungefähr 100 Millionen Jahren.
Eure Welt war bis dahin eine einzigartige Entdeckung.
Das Leben konnten wir in Jahrmillionen des Reisens und Forschens vorher nie entdecken, wir pflanzten es selbst in das Universum. Wir studierten eure Welt, sahen ihrer Veränderung Jahrmillionen zu. Vor etwa 65 Millionen Jahren wurde beschlossen euren Planeten zu erschließen. Es hatten sich zwar die echsenartigen Wesen bestens entwickelt, doch sagten unsere Prognosen keine Entwicklung zu höhere Intelligenz voraus. Immer wieder gab es kleinere Forschungskolonien, doch nun sollten über eine Millionen Forscher auf eurer Welt siedeln, sie erforschen und dafür sorgen, das sich hier auf dieser Welt eine weitere, neue Heimat entstehen würde. Dieser Ort, den ihr Erde nennt, wurde ein Bio Labor. Eure Lebensformen wurden überprüften, auf die Tauglichkeit für unseren vielen noch zu erschließenden Planeten. Es entstand ein Eldorado der Wissenschaft, vor 65 Millionen Jahren. Viele eurer Tierarten siedelten wir nun auf neuen vielversprechenden Planeten an, klonten eure wunderbare Welt für das Universum. Ob Dinosaurier, Meeresbewohner oder eine Vielzahl eurer faszinierenden Insektenarten auf dem Planeten, wir siedelten viele dieser Arten auf neuen Welten an. Viele Lebewesen, die ihr heute für verloren glaubt, leben und entwickeln sich in den Weiten des Alls weiter.

Es kam aber der Tag, als ein Meteorit euren Planeten traf.
Selbstverständlich hätten wir die Gefahr bannen können, technisch hätten wir den für uns kleinen Brocken aufhalten können. Doch wiederum hatte unsere Weitsicht versagt, wie hatten einfach die wilde Ursprünglichkeit eures Sonnensystems vergessen. Wieder einmal siegte die unbedachte Art mit der wir uns schon im Umgang mit unseren selbst geschaffenen Geschöpfen gebracht hatten.
Wir erkannten die Gefahr, als es zu spät war. Es war schlicht keine Technologie vor Ort, de den Einschlag hätte verhindern können. Vielen Wissenschaftlern gelang noch die Flucht von der Erde, doch etwa zehntausend Forscher wollten bleiben. Zeugen der Urgewalt der Katastrophe werden, sie dokumentieren. Doch der Impakt überschritt alle Erwartungen, nur sehr wenige der Forscher überlebten diesen Planetenkiller. Sie konnten sich in kryogenischen Kapseln retten, die so programmiert waren, das sie sich erst wieder öffneten, als ein Überleben ohne Hilfsmittel wieder möglich war. Das sie tausende Jahre in der statischen, künstlichen Lebenserhaltung verbringen sollten, das war ihnen wohl damals nicht klar. Die Folgen eines so unnatürlich langen Zeitraums in den Kapseln konnte tatsächlich auch Niemand voraussagen, den eine Spezies, die ihre Lebenserwartung praktisch auf 10.000 Jahre gehoben hatte, benötigte diese Technologie nur sehr selten. Viele der Forscher waren leider so geschädigt von der langen Zeit in den Kapseln, das sie kaum noch als menschlich zu benennen waren. Wir gaben diesen Planeten vorerst auf. Als wir nach ca 10.000 Jahren eine Expedition schickten, um nach den Überlebenden zu suchen, fanden wir diese Wissenschaftler in jämmerlichen, verwahrlosten und intellektuell zurückgebliebenen Zustand vor.
Wir ließen unsere ehemaligen Forscher zurück, die sich hier als neue kulturell Primitive gut eingelebt hatten. Praktisch waren sie eure direkten genetischen Vorfahren.
Die Unbilden der Zeit ließen sie immer wieder gedeihen und auch vergehen. Doch ihr Funke hat immer geglommen, seit den Dinosauriern und heute seid ihr uns fast ebenbürtig. Eurer Planeten wurde beobachtet und das auf und nieder einer Zivilisation zu verstehen. Über die Jahrmillionen konnten wir erfahren, wie kreative unserem Intellekt verwandte Wesen das Zusammenleben versuchten.
Eine Millionen Jahre dauernde Studie, wir sahen Zivilisationen vergehen und erstehen auf eurer Welt. Es ist viel Zeit verstrichen und unsere Zivilisation hatte sich längst wieder von den Schrecken der eigenen Geschichte erholt, wir expandierten in diesen Jahrmillionen wieder stark. Eure Welt geriet dabei immer wieder aus den Augen, doch nie völlig.

Aus unseren Fehlern hatten wir gelernt und die einzigartige Leistung vollbracht, auch unsere Archive zu retten, wir mussten damals nicht bei Null anfangen, nicht auf Legenden vertrauen. Unsere Vorfahren, also auch die Euren, waren zu ihrer Zeit bereits dass, was ihr heute noch teils noch als Götter bezeichnen würdet. Dank ihrer Technologie, die sie auch ins Verderben stürzte, dass uns um Jahrmillionen zurück warf.
Doch da sie vor Urzeiten bereits das Universum bevölkerten, zu unserem Leidwesen, die einzige intelligente Spezies, war es möglich unsere Zivilisation zu erhalten.
Wir verloren praktisch den Kontakt zu den meisten unserer Art, was auch den Vorteil brachte, das sich viele neue Kulturen entwickeln konnten. Es gelang es uns bis heute viele Welten zu kontaktieren und so die Gemeinschaft wieder herzustellen. Unsere Brüder im All wissen heute von uns und stellen eine neue Konstante da, ähnlich unserer einst so großen Zivilisation.
Man trugen die Kunde durchs Universum und andere trugen sie weiter. Doch einige wenige Welten, wie die eure ist noch durch unsere alten Fehler bedroht, denn auch hier setzten wir vor Jahrmillionen, einige Exemplare unserer biologischen Bergbauer ab, die unserer Teams mit Rohstoffen versorgten.
Nun sind sie vermutlich im Erdinneren bald am verhungern, das heißt, sie werden sich höher in die Kruste vorarbeiten und irgendwann durchbrechen, auf der Suche nach Nahrung. Sie haben sich vermutlich so sehr vermehrt, dass dies, das Ende eurer Welt bedeuten kann. Das müsst ihr wissen.
Wir können euch helfen und werden es auch tun, doch ihr müsst eure Welt vorbereiten. Schiffe werden in einigen Jahren erscheinen und helfen die Gefahr zu bannen, ihr müsst die Menschheit vorbereiten.“

Lara, die bis dahin gegen ihre Natur schwieg, fragte nun „Wie sollen wir das tun und wo ist Steve, unser Freund?
Die Drei redeten weiterhin mit einer Stimme in unseren Köpfen „Euer Gefährte hat unseren Ruf missverstanden, er ist in die Höhlen gegangen und verloren. Er folgte dem Ruf der Bohrwürmer. Sie haben eine einzigartige Gabe, sie können nicht nur Rohstoffe verwerten, sie ergreifen Besitz von Lebewesen, machen sie zu ihres Gleichen. Euer Freund Steve ist einer von ihnen geworden, sein Geist erlebte einen Transfer. Sein Körper verblieb, zwischen der Unter und der Oberwelt, er ist verloren.“
Kurz verstummte die Stimme in unseren Köpfen, wie aus Trauer, bevor sie fortfuhr. „Doch von uns sollt ihr berichten, mit euren Aufzeichnungen und von dem was ihr mit euren Sinnen erfahren habt.“

Es war das letzte mal für viele Jahre, dass wir die schwarzen Krieger sehen sollten.

In dieser Nacht, war an Schlaf nicht mehr zu denken, den die Schwarzen verschwanden und die Nazca Ebene schien zu erwachen. Lichtes glühen, wie vorher im Tal der Toten schien nun die Ebene in die Dämmerung eines Tages zu tauchen und die Welt schien mitten in der Nacht zum Leben zu erwachen. Was wir sahen erfüllte uns mit Ehrfurcht vor den einstigen Bewohnern Nazcas. Riesige Prozessionen von kaum abzuschätzenden Menschenmengen bewegten sich durch die Ebene, fremdartig und scheinbar, wie aus unendlich vielen Jahrtausenden. Wie elektrisiert fingen wir an zu arbeiten, bereiteten die Drohne vor und machten sie flugbereit. Was wir sahen, war zu gewaltig und ausgedehnt, um es mit menschlichen Augen zu überblicken. Stunde um Stunde zog die Drohne ihre Bahnen, bis der Morgen graute. Prachtvolle Prozessionen zogen durch die heiligen Figuren, angeführt von Königen, Herrschern, Häuptlingen. zehntausende oder hunderttausende Einwohner der Ebene folgten ihnen, verwandelten alles in ein Landschaft der Gaben an die Götter, boten ihre Gaben da, Blumen, Nahrung, Gold und Geschmeide. Scheinbar brachten sie Opfer huldigten Göttern, die vergessen und wollten Gefahren Bannen, die sie nicht benennen konnten.
Die Ebene erblühte im Glanz der Zehntausenden, hunderttausenden oder auch Millionen und ihrer Geschenke und Gaben an die Götter.
Prachtvoll erhob sich zwischen alle dem Glanz die Pyramidenstadt Cahuachi mit ihren stufenartigen Pyramiden, Prozessionsstraßen, Tempelanlage und Wohnstätten. Kaum vorstellbar, das diese Wüste heute so verlassen wirkt, nachdem wir diese Bilder erlebten.

Wir wussten es nicht, doch wir ahnten, das auch diese Bilder durch die unendlichen Weiten des Universums von unseren fernen Freunden gesandt waren, um uns zu zeigen, das die Einwohner der einst fruchtbaren Ebene schon um die Gefahren wussten, die in der Erde schlummerten und auf ihre Art den Kampf gegen das Böse führten.

Plötzlich fühlten wir uns nicht mehr alleine, wussten wir doch, das hier abertausende Seelen wachten. Warteten das ihre Botschaft von uns in die Welt getragen wird.

Tag 10, die Abreise
Als der helle Tag erwachte in Nazca, war nur noch die Staubspur unserer Rover in der Ebene zu erkennen. Wir ließen außer der Drohne und unserer Kamera und Computerausrüstung alles zurück. Es war nicht mehr von Bedeutung was wir an überzähliger Ausrüstung mitnahmen, den unsere Aufzeichnungen warteten auf die Welt.

Wie aus der Ferne vernahm ich die Stimme der Earth Network Reporterin wahr, als ich das Buch auf den Tisch legte, sie rief „Cut“.

- Ende -

George W. Lästerbacke