Freitag, 30. Juli 2021

Realitätscheck Deutsche Bahn

Nach 25-jähriger Bahnloser Fortbewegung, in denen ich dieses hochmoderne deutsche, einst von mir in jungen Jahren gern genutzte Verkehrsmittel trotzdem gar nicht vermisste, fällt mir heute auf, auf welche olfaktorischen Highlights ich wohl verzichtet habe, während meiner Abstinenz. Knoblauchausdünstungen, Schweißgeruch, ein wenig Käsefuß, eine Prise Energiedrink, abgestandener Kaffee vermischt mit Deodorants verschiedener Duftrichtungen. Odeur la PuffPuff konnte man es wohl nennen. So nannte ich damals, als kleiner Jüngling noch meine Holzeisenbahn, das erwähne ich nur, damit hier niemand etwas verwechselt. Würde die Bahn diesen Duft in Flaschen abfüllen könnte man es heute auch schlicht "Mief" nennen, denn das hat ja schon wieder diesen gewissen Gossenchic. Aber Spaß bei Seite, sind dies Klimaanlagen eigentlich auch an oder ist das eher so etwas Nostakgie, die in manchen Bahnwagons mitfährt? Doch bei unserem Edeltransporteur für Mastfleisch gibt man sich ja Stilvoll und modern, also tun wir mal auch so. Obwohl ich anmerken möchte, noch immer glänzt die Bahn vermutlich nur auf der Langstrecke im ICE, möchte man mal die Landpartie wagen, so denkt man schon, bis auf die aktualisierten Gefährte, man steckt noch in der deutschen Reichsbahn fest. Nur dass es an der gleichen Gemütlichkeit fehlt und dem Ostdeutschen Schmuddelcharme. So braucht man doch schon für die Reise von Wolfenbüttel bis nach Eisenhüttenstadt gute sechs Stunden mit drei mal umsteigen. Wolfenbüttel liegt übrigens unweit von Braunschweig, welches ich eher von der allseits bekannten Wurst Braunschweiger, bei uns auch Panzerfett genannt kenne, als aus eigenen Erleben. Wolfenbüttel hingegen kann man einen gewissen Charme nicht absprechen, immerhin hat es bei denen immerhin noch für ein Schloss gereicht und jede Menge Fachwerkfassade, was den Wohnraum wenigstens äußerlich attraktiv erscheinen lässt. Da kann Eisenhüttenstadt natürlich mit seinen knapp 71 Jahren nicht mithalten. Aber immerhin als erste sozialistische Planstadt hat man eben andere Qualitäten. Erstklassigen Wohnraum mit viel Grünanlagen, sehr spezielle, großzügige Architektur fürs arbeitende Volk eben und man lebt in einem Flächendenkmal. Doch wieder zurück zur Deutschen Bahn. Reisekomfort ist dann doch anders und 41 Euro, was für mich immer noch den Gegenwert von 82 DM bedeutet, ist wohl auch alles andere als günstig. Da lobe ich mir doch die gute alte Reichsbahn mit ihren Bummelzügen. Oder ich bleib lieber beim Auto. Der Preis kommt etwa auf das Gleiche heraus und ergreift mich nicht während der Fahrt noch ein Fressflash an der Autobahn Raststätte, könnte ich wohl sogar noch etwas sparen, abhängig davon welches meiner drei Autos ich wähle. Anmerkung: Das hier sollte man nicht als Tatsachenbericht sehen, es spricht eher manchen Bahnreisenden aus der Seele und sollte satirisch klingen. Denn klar weiß ich das es anders geht und sicher bemüht sich die Deutsche Bahn. Doch wenn man einfach nicht überall gleiche Standards fährt, so sollte man eben auch mit dem knurrenden Gast rechnen, der nicht ständig im ICE umher düst und mit einer Bahncard. Und hier spricht man nicht mal die dubiose Praktiken an, Bahnhofsgebäude zu verkaufen und dann dem Verfall unter Spekulanten zuzusehen. Ein Bahnhof ist ein Aushängeschild für Städte und der, der die Bahn betreibt, sollte auch soviel gesellschaftlichen Anstand besitzen, dort selbst zu investieren. George W. Lästerbacke