Samstag, 13. September 2014

Tagebuch eines Abenteurers aus dem wilden Osten


Prolog

(unlektorierte Erstfassung)

Ein Buch, wie schreibt man so etwas eigentlich? Damit habe ich mich nie beschäftigt. Ich schreibe eher Kurzgeschichten und Zeitungsartikel. Fantasie, Horror, Si-Fi und Kriminal Geschichten, alles das ist schon Tagwerk für mich. Doch ein ganzes Buch, das ist doch neu. Hier tue ich mich noch schwer. Nachdem viele Freunde und Bekannte es sagten „Schreib doch mal dein Leben auf, dass wird sicher hochinteressant.", da versuche ich es einfach mal. Viele Jahre nachdem ich schon einige hundert Artikel, Geschichten, Texte und Gedichte veröffentlicht habe bin ich nun soweit, ich wage mich an meine Geschichten. Ich hoffe 120 Jahre alt zu werden, die ersten fast fünfzig Jahre jedoch, geben sicher schon einiges an Unterhaltung für meine interessierten Leser her.

Ich bin jetzt 48 Jahre alt und Tatsache ist, ich habe viele Geschichten und Anekdoten, die es Wert sind aufgeschrieben zu werden. Einige dieser Geschichten, werde ich niederschreiben. Verrücktes, interessantes, lustiges aus der Welt der Geschäfte, Schattenwirtschaft und dem Alltag im allgemeinen. Vermutlich auch für viele Leser Unglaubliches. Dinge, die ihr gar nicht glauben möchtet. Doch auf die Gefahr hin, das ihr, dass hier für Münchhausens Abenteuer haltet, ich schreibe es auf und hoffe das es euch unterhalten wird. Mehr möchte ich nicht, ob es Fiktion oder Wahrheit ist, wer weiß dass schon so genau.

Es wird nicht unbedingt chronologisch sein, eher so, als würde wir beim Milchkaffee sitzen und plaudern. Die meisten der Ereignisse sind unmittelbare Folge eines Gesellschaftsmodell, das man Kapitalismus nennt. Dieses verkommene System machte aus mir dass, was ich bin, ein Geschäftsmann. Kein Krimineller, ein wenig schlitzohrig vielleicht, mit einer kreativen Art, unnützen und Sinn entleerte Gesetzen für sich auszulegen. Wohl auch dass, was viele Menschen einen Lebenskünstler und Philosoph bezeichnen würden. Doch ein ab und zu philosophierender Lebenskünstler, das wird man eben, nur durch seine eigenen Geschichten. Ich habe viele Dinge in meinem Leben erlebt und daraus gelernt wirklich Mensch zu sein. Dem Menschen immer fair und offen entgegen zu treten, ihm eine Chance zu geben, ein Freund zu sein. Das bedeutet allerdings nicht dass, ich heute sagen würde, ich müsste um jeden Preis dien Frieden suchen. Ich halte nie die linke Wange hin wenn, ich rechts geohrfeigt wurde. Ich habe gelernt zu leben und leben zu lassen. Das ist der Unterschied zwischen einem Mann, und einer "Muschi".

Im Laufe der Zeit wurde ich bekennender Gegner dieses uns alle anderen, den Menschen dominieren wollenden Systeme. Der Staat ist ohne Gesetze, auch nur eine Räuberbande. So sagte Augustinus von Hippo bereits 458 nach Christus. Ich bin Einer, der es ablehnt nach ewigen Wachstum und maximalen Profiten zu streben. Einer der die Welt positiv verändern könnte, aber keine Lust dazu hat, denn die Welt ist nicht reif für das dauerhafte, friedliche Miteinander. Ich weiß mehr von der real existierenden Welt, als ihr euch träumen lasst. Bin der, der den Faktor Mensch und Spaß vereinen möchte und es auch tut, bin einer der dabei recht glücklich ist.

Ich bin, der Eine, dem Werte und Vorstellungen egal sind, weil ich weiß, sie sind am Ende doch nur geheuchelte Illusionen. Ich lebe einfach nur, genieße das Leben, nutze Chancen und bin dabei reich geworden, materiell und geistig. Habe den Reichtum wieder verzockt, verfeiert und neu gewonnen. Bin heute Autor und Schriftsteller, ziehe die Kraft und die Ideen, auch aus dem, was ich erlebte durfte. Wenn das Schicksal es mag, macht mich auch dieses kleine Talent wieder reich. Muss es aber nicht, denn ich habe schon fast alles besessen, was ein Mensch gar nicht brauch. Jetzt möchte ich nur noch Leben, ohne mich ständig sorgen zu müssen, das ich meine Rechnungen nicht zahlen kann. Dass, Gesundheit, Glück und eine Arbeit, die einen Menschen erfüllt, das ist der wahre Reichtum. Ich sehe die Welt, wie sie jeder Realist sehen sollte, ein riesen Spielplatz mit unreifen Kindern.

In jeden Fall sind meine Erlebnisse vielleicht einigen Lesern, eine Stunde der Muse wert. Wer das hier lesen möchte, dem garantiere ich, Sex, Crime und Abenteuer. So würde es vermutlich die Werbung eines Verlages ausdrücken Ich möchte es mal so ausdrücken, ich denke, dass hier jeder etwas findet, was ihn unterhalten wird. Selbst wenn es nur meine Nachbarn sind, die dann sagen können "Wir haben schon immer gewusst, was das für einer ist. "Doch ob sie das hinterher wirklich wissen werden? Vielleicht sind sie doch nur einem Schwindel auf gesessen.

Im übrigen sei bemerkt, das hier ist eine reine Freizeitschreiberei. Ich bekomme kein Geld dafür, ich rede, wie mir "das Maul" gewachsen ist, wie man so schön sagt. Das heißt, ich lektoriere hier auch nicht wirklich meine Texte. Dafür fehlt mir im Moment die Zeit, ich bezahle auch keinen Lektor, um euch hier gratis, fehlerfreies lesen zu ermöglichen. Oberlehrer und andere Klugscheißer sollten, das hier besser nicht lesen. Ich garantiere euch Tippfehler, Rechtschreib-und Grammatikfehler und vermutlich hapert es auch gelegentlich an Wortwahl und Ausdruck. Aber ich habe genug Selbstbewusstsein, als Einser Schüler in Deutsch und Ausdruck, um darüber hinweg zu sehen.

Das bin ich
Natürlich muss ich bevor es überhaupt los geht, ein wenig über mich erzählen. Eigentlich ist das nicht notwendig, aber ich weiß, um einen Eindruck zu bekommen, wollt ihr so etwas lesen und vielleicht zeigt es auch, wie sehr man sein Leben, dem anpasst, was geschieht.

Meine Lebensphilosophie
Bis zu dem Zeitpunkt, da man versteht, das alles was man für wertvoll gehalten hat, nichts Wert ist, außer man genießt die Jahre, die man auf Erden hat. Hilft Menschen, die es möchten und tritt allen, die einem das Leben vermiesen wollen vors Schienenbein, bis dahin hat man gar nicht gelebt. Man hat nur vegetiert oder interagiert, in der Regel mit unendlich vielen Rücksichtnahme. Es war so, als ob man für Andere ein Leben führten, nicht das Eigene.

Abraham Lincoln sagte mal

„Charakter ist wie ein Baum, der Ruf ist wie ein Schatten. Der Schatten ist dass, was wir darüber denken, der Baum ist die Sache. “

So habe ich angefangen mich auf die Sache zu konzentrieren, nicht auf den Schatten. Ich habe gelernt mich zu akzeptieren mit Fehlern und Stärken. Es hat mir geholfen mich, die Welt und das ganze Universum besser zu erfassen, verstehen wäre wohl zu hoch gestochen formuliert. Heute versuche ich meine Fehler in Stärken zu wandeln, weil ich sie nun kenne und achte darauf, dass Stärken nicht zu Fehlern werden.

Das hier könnte man als meine Lebensphilosophie bezeichnen. Auch ein wenig Dale Carnerie sollte dabei nicht fehlen, der sagte „Sorge dich nicht, sondern lebe." Mein Leben ist viel einfacher geworden seit ich nicht mehr lüge und ich versuche, die Dinge; die ich tue, bestmöglich zu tun. Ich habe heute das Wissen und das Selbstbewusstsein dazu. Heute weiß ich, das nicht jedes Lob, ein Lob ist und nicht jede Kritik falsch, doch ich erkenne den Unterschied. Deshalb kann ich heute den Kragen des Mantels hochschlagen, wenn der Regen der Kritik mich trifft und mir läuft nichts in den Nacken.
Das nenne ich Lebensqualität.

Die behütete Kindheit
Ich kann tatsächlich von mir sagen, ich hatte eine behütete Kindheit und durfte diese Zeit genießen. Meine Mutter, ein tolles katholische Mädchen hat ihr Leben lang gearbeitet und dabei drei Kinder großgezogen. Sie verkaufte Kurzwaren, Kinderspielsachen und später wurde sie Köchin im ersten Haus am Platze, dem Hotel Lunik in Eisenhüttenstadt, meiner Heimatstadt. Lunik bedeutet übrigens im russischen Raumstadtion. Glücklicher Weise hatte die Nobelherberge nie etwas mit einer Raumstadtion gemein. Sondern erstklassige Küche und gute Zimmer, sowie regelmäßige Tanzveranstaltungen in der Nacht Bar und der Disco, die selbstverständlich auch von den Einwohnern der Stadt besucht wurden. Mein in jungen Jahren entstandenes Übergewicht, dass ich später hart bekämpfen musste, verdankte ich nicht zu Letzt meiner Mutter und der Hotelküche. Den Lebensmittel, die übrig waren, wurden nicht in den Müll geschmissen, wie heute üblich, das Personal durfte diese Sachen mit nach Hause nehmen. Sozusagen ein gefundenes Fressen. Das war eine allgemein soziale Einstellung in der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik.

Mein Vater, der an der Zeugung der drei Sprößlinge der Familie von Somberseheimer nicht unwesentlich beteiligt gewesen sein soll, so sagt meine Mutter. Der war ein recht netter Mann, strammer Kommunist, SED Mitglied und wie fast alle Ureinwohner des ehemaligen DDR Gebietes recht vergnügungssüchtig. Er war früher mal Rangierer bei der Reichsbahn, dann wurde er, aus mir bis heute nicht bekannten Gründen Abschnittsbevollmächtigter, ABV. Er wurde also Polizist. Ein dunklen Fleck hat leider Jeder in seiner Lebensgeschichte.

Jedoch besann er sich glücklicher Weise eines Besseren, er ging irgendwann zur Deutschen Post und wurde Fernmeldetechniker. Ein vorzeige fähiger Beruf, den ich in der Schule auch gerne erwähnte. So lernte ich meinen Vater auch kennen, ein Typ, der mit Steigeisen auf Masten kletterte und dafür sorgte, das unsere Telefone funktionierten. Einige male durfte ich sogar in dem mausgrauen Trabant der Deutschen Post mit auf Arbeit fahren, zum Außeneinsatz.
Das hörte leider auf, nachdem ich in eine Phase der Wartezeit, Papa kletterte eben mal wieder in luftigen Höhen herum, als ich den selten dämlichen Drang verspürte, mich seines Dienstwagens, dem mausgrauen Trabant zu bemächtigen. Das endete an einem Baum, den die Straße war abschüssig. Mir passierte nichts, außer dem Schrecken und mörderischen Ärger. Eine Woche Stubenarrest, für einen Streuner wie mich natürlich die Hölle.
Mein Vater kam seine Vaterpflichten auf die traditionelle Art nach, er bespaßte uns, bestach uns mit Geld, wenn wir nervten und liebte uns abgöttisch. Den Rest überließ er meiner Mutter.

Meinen älteren Bruder und meine Schwester wurden sogar noch traditionell erzogen, es gab noch ab und zu was hinter die Ohren. In meinen jungen Jahren war dass, dann wohl schon ein wenig aus der Mode. Es waren zu viele Hippi Ideen aus dem Westfernsehen in die ostdeutschen Wohnstuben geschwappt. Es wurde nicht mehr gerohrfeigt, außerdem war ich Papas Liebling. Sprich ich hatte doch weitestgehende Narrenfreiheit.
Ein wenig spießig, war da nur meine Mutter, die hatte noch so einen Teppichausklopfer, der aus Weide geflochten war. Vielleicht kennen den noch Einige von euch. Damit hat sie mir immer den Hintern versohlt, ahnte aber nie, dass ich den Hintern immer vorsorglich auspolsterte, wenn Gefahr in Verzug war. So entging ich praktisch jeder Art von rabiaten, mütterlichen Erziehungsversuchen. Sie stellte diese Versuche mich der Art zu erziehen, als ich das Alter von 13 Jahren erreichte ein.

Das kam so, ich war wohl mal wieder etwas aufmüpfig, halt ein 13jähriges Opfer der Pubertät. Worum es ging, dass weiß ich heute gar nicht mehr. Jedenfalls holte Mama den Ausklopfer aus der Kammer, um mir den Hintern zu versohlen. Sie sah immer sehr lustig aus, wenn sie so wütend war, wie die meisten Frauen halt witzig ausschauen. Besonders von oben, ich war damals nämlich schon 1,73 Meter groß, also gut 20 cm größer, wie meine niedlich gewachsene Mutti. Diesmal war auch keine Zeit die Hose auszupolstern und ehrlich, der kleine wütende Wichtel, der da durch das Flur unserer Dreiraumwohnung sprang, der war eher witzig, als bedrohlich oder erzieherisch. Manchmal muss man Erwachsene auf den Boden der Realitäten zurück holen.

Ich entwand ihr also in einem kurzen Handgemenge den Teppichklopfer, hängte ihn an den Hacken und grinste noch über meine etwas verblüfft dreinschauende, doch immer noch wütenden Mama. Dann führte ich aus „Liebe Frau Mutter, ich bin 13 Jahre alt, 173 cm groß und wiege 76 Kilo. Du bist so ungefähr 150 cm groß, leicht wie ein Luftballon und siehst total lustig aus, wenn du mit deinem Teppichklopfer herum wedelst, um mir großen Kerl den Hintern zu versohlen. Meinst du nicht, wir reden besser über dein Problem?“

Das Gesicht war unbezahlbar und hätte es damals schon YouTube gegeben, das Video von der Szene, hätte sicher ein Klick Hit werden können. So ist es nur eine ziemlich witzige Begebenheit aus meiner Kindheit. Eine Anekdote eben. Doch meine Mutter gab danach ihre Karriere als Teppichklopfer schwingender Racheengel auf und lachte bis zu ihrem Tode, immer wieder über diesen Vorfall, den sie auch gerne beim Kaffekränzchen zum besten gab.

Es war auch der Zeitpunkt, an dem der Mutter Kind Status sich wandelte, sie wurde mehr beste Freundin, als vordergründig Mutter. Die Zeit war reif dafür. Zwei Jahre zuvor starb mein Vater bei einem Arbeitsunfall, meine Geschwister waren aus dem Hause, um Karriere zu machen und ich, nun ich wurde eben erwachsen. Erfüllte Pflichten im Haushalt, tätigte meist die Einkäufe, war ein sehr guter Schüler und entdeckte meinen Hang zum Geschäfte machen und die Weiber. Mit Alkohol lies ich mir noch Zeit, aber auch dazu habe ich vielleicht noch eine Anekdote für euch. Mein Status wurde nun eher partnerschaftlicher Art, den wir zwei mussten uns ja alleine durch wurschkeln.

Das hört sich jetzt vielleicht für ein wenige sensible Menschen, schlimm an, ist jedoch für mein weiteres Leben durchaus auch Nutzen, dass ich so früh Halbwaise wurde. Ich war als mein Vater starb 11 Jahre. Groß genug, um zu verstehen, das tot unausweichlich ein Ende bedeutet. Zumindest hier und jetzt, auf dieser Ebene der Existenz. Es ist natürlich, dass ich meinen Vater vermisste, doch ich wartete nicht, dass er wiederkommen würde.
Ich stellte mich darauf ein, lebte mein Leben weiter. Ich freute mich, dass ich elf Jahre einen tollen Papa hatte und schaute nach vorne. Einerseits hatte ich einen Verlust erlitten, andererseits Möglichkeiten mich zu entwickeln, ich wurde zum einem frühen Entscheidungsträger.

Die Dinge, die Eltern sonst oft untereinander besprachen, die besprach meine Mutter nun auch mit mir. Ich lernte schneller nicht alles nur von einer kindlichen Ebene zu sehen, sondern mehr zu bedenken.
Trotzdem wurde ich nicht meiner Kindheit beraubt oder meiner unbeschwerten Jugend. Eigentlich waren da einfach auch mehr Freiheiten, aus denen ich etwas machen konnte. Und das machte mich zu einer besseren Persönlichkeit.

Das einzige Problem, was nun wirklich existierte, das Einkommen der Familien war natürlich niedriger, auch wenn eine Halbwaisen Rente etwas half. Zwei mal im Jahr in Urlaub fahren, das war nun nicht mehr möglich. Extras aus Papas Portemonnaie auch nicht. Doch Geld war über kurz oder lang nicht mehr problematisch. Meine Mutter wechselte in die Schichtarbeit, verdiente mehr und ich wurde ein Schlüsselkind.

Das Ein x Eins des Geldverdienes für Kinder
Lernte schnell zu wirtschaften, schmiss die Einkäufe, brachte Flaschen weg und erwirtschaftete so nicht unerfreuliche Gewinne, um die sich meine Eltern nie Gedanken machten. Als ich Zwölf war hatte ich ein selbsterwirtschaftetes Einkommen von ca 100 DDR Mark plus 30 Mark Taschengeld und 20 Mark Spende im Monat von Oma.
Ein Nebeneinkommen von dem jedes Kind in der DDR nur träumen konnte. Einhundertfünfzig Mark, das war in der DDR ein kleines Vermögen. Meine privaten Einkäufe wie Süßigkeiten und andere Leckereien, erledigte ich nicht in der Kaufhalle, nein ich kaufte in den Delikat Läden ein, dort wo es die Luxusartikel unter den Lebensmitteln gab.

Aber das war erst der Anfang, schnell erkannte ich, wie lukrativ es war, sich in die immer beworbenen Aktionen zum Sammeln von Altpapier und Altglas zu investieren. Das Rohstoff Recycling, in der DDR ganz groß geschrieben. Besonders Schüler wurden dafür auch in der Schule belohnt. Auszeichnungen, Reisen, Sachpreise. Es gab in den SERO- Annahmestellen dafür „Bienchen“ Stempel. Diese wurden gesammelt. Es gab auch einer ordentlichen Vergütung für die alten Rohstoffe.
Erst brachte ich die alten Zeitungen, wie alle Kinder nur weg, um in der Schule nicht schlecht dazustehen. Die Leute zu Hause, im Hausaufgang, sammelten bereitwillig für mich, es gab nur zwei Kinder, die dieses alte Zeug beanspruchen konnten. Das andere Kind, war das Mädchen, was über mir wohnte. Die hatte keine Ahnung, was da für Geld da hinter steckte.
Sie hatte auch Mama und Papa, die genug Geld verdienten. Als ich also anfing gezielt zu sammeln, hatte ich im ersten Monat 50 Mark verdient und unzählige Bienchen. Mit recht geringem Aufwand, noch reichte Fahrrad, um die Sachen zu transportieren. Doch mit der Zeit wurde es anstrengend und das Geld reizte natürlich. Den mit steigenden Einkommen stiegen meine Ansprüche.

Schokolade aus der DDR Kaufhalle oder DDR Jeans aus dem Kaufhaus? Nein, so etwas musste nicht sein. Ich war nun schon etwas Luxus gewohnt. Es gab den Intershop, dort konnte man mit DM Mark bezahlen oder zu einem Wechselkurs 10:1. Man konnte auch maßgefertigte Jeans erwerben. Dazu muss man wissen, in der DDR wurden Levi´s in Lizenz für die BRD produziert. Levi´s, war die begehrteste Marken Jeans in der DDR. In Guben, etwa 25 km von Eisenhüttenstadt entfernt, war ein großer Textilstandort. Dort arbeiteten viel Gastarbeiter aus Vietnam, dort wurde unter anderem auch der Stoff, produziert, aus dem dann die Levi´s für den westdeutschen Markt produziert wurden. Die Vietnamesen wurden dort ausgebildet. Sie wurden in der Regel in Wohnheimen untergebracht, da sie am Ende ihrer Berufsausbildung wieder in die Heimat fuhren. Eines dieser großen Wohnheime stand in Eisenhüttenstadt, unweit meiner Wohnung.
Ein Bekannter erzählte mir, dass die Vietnamesen dort unter der Hand, praktisch originale Lewi´s Jeans nähten. Der Stoff kam aus Guben. Wie aus dem Intershop, nur besser, eben auf Maß und teurer als im Intershop war das Vergnügen auch nicht. Ein eine Kombination mit Jacke, Hose, Hemd, Weste und Basecap für 300 Mark. Ich war motiviert weiterhin Geld zu verdienen.

Da ich nichts anderes kannte, als meine durch den Altglas-und Papierhandel generierte Gewinne, beschloss ich in dieser Branche zu expandieren. Nun fragte ich nicht nur in meinem Hausaufgang, ob die Leute mir ihre alten Zeitungen geben, sondern im ganzen Block und der Nachbarschaft. Schnell hatte ich so, vorzugsweise ältere Leute, die sich freuten, das Jemand ihren vermeintlichen Müll entsorgte.

Ich brauchte nun einen Notiz Kalender, um immer zu wissen, wann, wer genug Zeug gesammelt hatte. Schnell wurde klar, ich war nicht nur fleißig und ein Organisationstalent, ich war clever. Denn mein kleines Recycling Unternehmen wuchs Das praktisch nebenher, Schule und häuslichen Pflichten wusste ich gut zu erledigen. Ich musste auch kaum mehr als fünf Stunden die Woche investieren, in mein kleines Unternehmen. Da gab mir das Schicksal einen Wink. Ich fand an den Mülltonnen eine großen, zu der Zeit üblichen Kinderwagen.Da versanken die Kinder drin und hätten theoretisch bis zum 4. Lebensjahr elterliche Transportleistungen in Anspruch nehmen können. Ein hässliches Transportgerät, aber für meine Zwecke perfekt. Der Kinderwagen fasste circa 20 Bündel Zeitungen und unten herum, einige Netze mit Flaschen und Gläsern. Es sah vielleicht albern aus, mit diesem Gefährt vollgeladen mit Altstoffen zur SERO Annahmestelle zu fahren, aber dafür wurde ich finanziell bestens entschädigt.
Später stellte ich dann in der Schule fest, das bei den unteren Klassen ein reger Tauschhandel mit den Bienchen, die man in den SERO- Annahmestellen bekam blühte. Ich hatte genug Bienchen. Ich wurde also auch noch Bienchen Dealer und nahm den Schülern der unteren Klassen 2 Mark für ein Bienchen ab. Die Kids brauchten nun keine Altstoffe mehr schleppen und ich hatte noch eine Einnahmequelle.
Kurz gesagt, ich war extrem erfolgreich und erwirtschaftete nun in manchen Monaten mit meinen Einnahmen aus Taschengeld, Einkaufsersparnissen und dem Altpapierhandel 500 - 1000 Mark im Monat. Das war viel mehr, als ein Rentner zur Verfügung hatten und sogar oft mehr, als ein Arbeiter verdiente. Ich konnte nun sparen. Mit 14 Jahren hatte ich einen Farbfernseher, Kassettengeräte, Walkman und alles was ein Teenager Herz begehrte, ohne dass ich meine Mutter belästigen musste.
Bis zum meiner Abschluss Lehre mit Abitur verdiente ich so einiges dazu und hatte zu meinem 18. Geburtstag bereits eine MZ mit 250ccm Hubraum vor der Tür, einen voll bezahlten Führerschein, unzählige Reisen mit Jugendtourist, dem FDJ Reisebüro und 38.678, 50,- Mark auf dem Sparbuch.

Eine neue Ära ohne Jungfräulichkeit bricht an
Genug Zeit zum abhängen mit Freunden blieb auch noch. Das Spielen war natürlich nicht mehr so wichtig, man war mehr so im Alter abhängen. Fing an sich für Mädchen zu interessieren, den diese veränderten sich unübersehbar, wenn auch noch nicht klar war wieso. Die Sache mit der Erotik, war noch sehr theoretisch. Klar, jeder hatte schon mal ein Pornoheft unter dem Bett der Eltern gefunden oder Ähnliches, aber es fehlte mir und den Anderen noch etwas an der Vorstellungskraft.

Die Doktorspielchen, die man schon mit 6-7 Jahren mit den Mädchen gemachte hatte, die bekamen plötzlich etwas Verbotenes. Man wollte es machen, aber man schämte sich, dabei erwischt zu werden. Die kindliche Unbefangenheit verschwand unmerklich. Doch es war nicht abzustreiten, diese Mädchen, mit denen man vor Kurzem nicht spielen wollte, wurden Zusehens interessanter.
Da war es auch praktisch, das man immer Geld in der Tasche hatte, man konnte sie zum Eis essen einladen oder in die Kinder Disco. Ich konnte mich selbst sehr gut beobachten, ich lebte wunderbar in meiner alten Welt und erschloss mir diese neue Welt, in die auch Mädchen passten.

Das wunderbare daran, die Mädchen mochten mich, sie suchten meine Nähe. Früh bemerkte ich Unterschiede dabei, es gab die, mit denen ich mich einfach nur gut verstand mit denen ich reden wollte und die Mädels, die mit denen ich knutschen wollte. Sie sendeten unterschiedliche Signale. Ich entdeckte auch, dass ich unheimlich gerne knutschte, nicht nur mit einer, ich wollte die Unterschiede wissen. Wusste natürlich dabei, noch nicht einmal was richtiges Knutschen ist. Doch das änderte sich schnell.
Natürlich gab es da, diese Kussi- Bussi Phase, Knutscher auf den Mund und toll, aber da gab es dann, eben dieses eine Mädchen, die sagte, du musst dabei die Lippen öffnen und die Zunge reinstecken. Boah pafffffff, erst musste ich etwas schlucken, als sie ihre scheinbar unendlich lange Zunge in meinen Mund steckte, doch in Bruchteilen von Sekunden verstand ich das Prinzip.
Es war wie das Heurika des Archimedes in der Badewanne.
Oh Gott, war das gut, aber auch etwas eklig. Besonders irritierend waren die körperlichen Nebenwirkungen. Ich bekam einen Ständer, so das ich Panik hatte, sie würde es bemerken. Sie bemerkte es. Ihre Hand hatte ihn ertastet und sie hörte auf mich zu küssen. Schaute mich an und fragte mich, ob ich schon mal Sex hatte. Natürlich nicht, außer spontan in der Nacht oder auch schon mal mit mit selbst. Doch ich war dabei eben immer allein. Ich war grade mal Zwölf geworden.

Sie lachte, aber nicht böse oder so, sondern wie ein wissender Leidensgenosse und erzählte nun ihre Geschichte. Sie hatte mit elf ihre Regel bekommen und die Brüste wuchsen. Als ob mir das hätte entgehen können, sie trug sie schließlich provokant durch die Gegend. Ihr ist immer ganz warm in der Nacht und sie wird oft feucht, bespielt sich selbst. Will es aber mit Jemanden zu erst machen, der es schon mal gemacht hat. Der Erfahrung wegen. Mist, eine Ohrfeige für mich, ich war noch nicht mal Anfänger. Doch gleichzeitig war sie auch ganz nett, sie meinte, das ich ein toller Typ bin und sie es unheimlich gerne mit mir machen würde.

Also schmiedeten wir Pläne und wurden echt gute Freunde. Sie war ein wenig wie ich, immer etwas den anderen voraus, so im Kopf und dabei sachlich. Wir kamen zu der Erkenntnis, dass wir uns brauchen könnten und wirklich Spaß haben würden, wenn wir es richtig anstellen.

Das sollte sich in der Zukunft tatsächlich bewahrheiten, wir waren beste Freunde, Pärchen und Swinger, bis sie später in die Welt musste, wie ich auch mit 18 Jahren. Wir übersprangen die Phase, die Andere hattet, mit verliebt und endloser Liebe für vier Wochen, die Phase eben, die Teenager normalerweise haben, bis sie erwachsen sind.
Wir waren anders. Sie suchte in ihrem Freundeskreis nach Mädels, die schon mal was mit Männern hatten, so richtig und ich suchte in meinem Freundeskreis nach Typen, die Mädels nicht nur mit der Klappe nagelten. Unser Plan war simpel, kontrollierter Verlust der Jungfräulichkeit.

Erstaunlicher Weise, erwies sich das Unterfangen, komplizierter als gedacht. Die Jungs und Mädchen um uns herum, waren noch viel kindischer als wir. Sie hatte dann, die Lösung für mich und sie.
Wir sahen beide nicht aus wie zwölf, eher wie vierzehn und konnten uns schon recht gut unter etwas älteren Jugendliche bewegen. Also schmuggelte sie uns am Wochenende auf private Partys ein, mit Hilfe ihrer siebzehnjährigen Schwester.
Für mich war es sehr einfach, denn meine Mutter hatte am Wochenende meistens Spätschichten, die bis ca 02.00 Uhr nachts gingen und ihre Schwester nahm einfach ihre kleine Schwester mit zu einer Freundin. Denn zu Partys durfte die große Schwester natürlich auch nicht.

Der Rest war für uns Show, Alkohol tranken wir noch nicht, aber es viel auf so einer Fete auch keinem auf, das man keinen Wodka in der Cola hatte. Lange Rede kurzer Sinn, es dauerte gar nicht solange und wir waren beide keine Jungfrauen mehr.
Sie hatte sich einen schnuckligen Abiturienten aus einer anderen Schule geangelt und ließ ihn ein paarmal ran und ich wurde von einer Punkerin aufgerissen. Die war ständig angetrunken auf den Partys und zeigte mir praktisch alles, was man mit jeder Körperöffnung anfangen kann, erstaunliche Dinge, fand ich damals. Doch sie bereiteten ihr sichtliches Vergnügen.

Nachdem wir es drei Monate mit den “Lehrern“ getrieben hatten und selber immer nur wild geknutscht hatten, wollten wir es wissen, denn ehrlich, wir waren wohl schon schwerst, verliebte beste Freunde.

Natürlich war auch diese Unternehmung besten vorbereitet, es waren nun Sommerferien. Ich war mittlerweile auch bei ihren arglosen Eltern gut eingeführt und galt als netter Junge mit dem Elisa, so hieß sie übrigens, oft zusammen lernte. Sie ging auf die gleiche Schule, in die Parallelklasse. Und für den Geschmack ihrer Eltern, waren wir zu jung, um verdächtig zu sein, ein Paar zu sein. Wir vermieden es auch tunlichst den Anschein zu erwecken.
Wir waren in ihren Augen noch Kinder. Selbst meine Mutter, die schon ahnte, dass ich ein frühreifes Früchtchen werde, blieb noch arglos.

So wurden wir freundlichst von unseren Eltern unterstützt ungestört Zeit miteinander zu verbringen. Ihre Eltern luden mich ein, drei Wochen mit an den Scharmützelsee bei Berlin, in ihr Ferienhaus zu verbringen. Noch nie hatte ich so schnell zu einer Einladung ja gesagt.
Es kam also, wie es kommen musste, wir fuhren mit dem Lada ihrer Eltern an den Scharmützelsee und bekamen den Auftrag, die eingemottete Bude vorzubereiten, während ihre Eltern nach Berlin fuhren und Vorräte für den Urlaub zu bunkern. Sie würden am nächsten Tag wieder da sein.
Eine ganze Nacht für uns alleine, im Sommer am Scharmützelsee. Ihre Eltern würden shoppen, tanzen gehen und im Forum Hotel übernachten und wir haben unsere erste gemeinsame Nacht.
Es war das Beste, was uns in unserem Leben passieren konnte, wir sahen es tatsächlich, als unser Erstes mal an, davor war nur das waren nur Übungen für unser Gesellenstück. Denn wir liebten uns wirklich und auf eine sehr reine, vorurteilsfreie Art. Eher noch kindlich rein. Alles was wir in den Monaten zuvor erlernt hatten, das konnten wir uns nun geben. Wir liebten uns bis in den frühen Morgen, schliefen bis in den späten Vormittag und frühstückten zusammen, wie ausgehungerte Wölfe.

Nie hatten wir so wenig geredet, es war nicht nötig. Es war der Anfang einer irrsinnig guten Zeit und prägte uns für das Leben. Bis wir in die Welt hinaus zogen, waren wir gleichberechtigte Partner, beste Freunde und gingen auch zusammen auf die Jagt, um neue Erfahrungen zu machen. Siamesische Zwillinge so ein klein wenig. Wir brauchten keine Liebe zu anderen Menschen, wir benutzten sie. Wir wuchsen an jedem Menschen, der nicht verstand, was uns verband. Das war so ziemlich jeder Mensch, den wir kannten. Doch wir hatten Spaß am Leben. Wir hatten immer öfter wechselnde Partner und doch konnte keiner dieser Gespielen, dass geben, was wir uns gaben. Aufrichtige, unegoistische Liebe.

Fortsetzung 1


Ein junger Wilder
Man könnte also sagen, von einer behüteten und schönen, wenn auch mit Verlust und Verantwortung gezeichneten Kindheit, wechselte ich in die neue Welt eines Jugendlichen. Diese Zeit war auch vom “Volle Pulle leben“ gezeichnet. Ich war immer Jemand, der gerne große Schlucke nahm, dabei doch bemüht, sich nicht zu verschlucken. Nicht immer ist mir dass gelungen, doch meistens konnte ich darüber hinterher lachen. Menschen die nicht über sich selber lachen können, sind die ärmsten unter den leider oft Armen diese Gemeinde von Unglücklichen auf diesem Planeten. Ich war nie wirklich unglücklich, weil der Blick nach hinten nie mein Ding war.

Ich erzähle euch jetzt mal, warum ich das erste mal betrunken war. Heute fast unvorstellbar, doch tatsächlich hatte ich früher Sex, als Alkohol. Und das mit dem Alkohol kam so....

Die Jugendweihe
Jugendweihe, das kennt jeder und die Jugendweihe, war der Tag, an dem ich tatsächlich das erste mal betrunken war. Viele fieberten der Jugendweihe in der DDR ja nicht hinterher, weil sie unbedingt indie Welt der Erwachsen aufgenommen werden wollten, nein auch da waren Teenager in der DDR, eher wie alle Teenager auf der Welt, Materialisten. Es gab einfach immer unverschämt viel “Begrüßungsgeld“, so als neuer “Erwachsener“. Oft kamen viele tausend Mark von Freunden und Verwandten zusammen und sogar ich, der sachlich betrachtet für einen Teenager wohlhabend war, wollte das schnelle, geschenkte Geld nicht missen. Doch ich schweife ab.

Diese Jugendweihen hatten schon etwas würdevolles und man kam sich ein wenig wichtig vor, wenn alle Redner ihr weisen Empfehlungen abgegeben hatten und man am Ende des offiziellen Teils oben auf der Bühne stand, mit seinem Buch “Weltall, Erde, Mensch“ in der Hand, das Anfang der 1980er zur Grundausstattung als Geschenk zu DDR-Jugendweihe gehörte. Da ich Bücher von frühster Kindheit an liebte, konnte ich im Gegensatz zu einigen anderen Mitschülern sogar etwas mit anfangen, ich habe es gelesen. Nach Abschluss des offiziellen Teils ging es dann natürlich ins Private. Und wie im Osten üblich, wurde immer reichlich auf getafelt. Das übliche halt die neuen Erwachsenen grabbelten schnell ab und die alten Herrschaften feierten. Da ich zu hause feierte, war das natürlich nur eher Pflicht als Kür, also seilte ich mich mit Freunden zum feiern ab, denn es gab auch viele Familien, die in Gaststätten feierten. Unser Jahrgang feierte in den Diehlower Bergen, auf dem höchsten Punkt der Stadt thronte damals noch eine Ausflugsgaststätte namens “Huckel“. Das war natürlich nur der Spitzname des Lokals, der Höhenlage geschuldet. Dort warteten natürlich am frühen Abend bereits viele Mitschüler und Eltern. Es kam, wie es kommen musste, die Väter beschlossen, ihre Jungs kollektiv mit Bier zu taufen. Ich muss sagen, meine erste Erfahrung mit Bier war, nicht so begeisternd. Es schmeckte mir nicht. Doch als sein Alkoholgehalt seine Wirkung entfaltete, dann gefiel es mir doch. Es wurde eine super Feier und mit dem Genuss von vier Bier, war ich toll angetüddelt, aber nicht besoffen. Wir hatten viel Spaß. Am prägendsten war das Ereignis allerdings für meine Mutter. Denn nachdem, wir es war wohl morgens um zwei, die Feier verlassen hatten, ich und mein bester Freund Fred Sack, der arme Kerl hieß tatsächlich so, zog es uns natürlich nach Hause. In bierseliger Umarmung zogen wir Heim. Leider hatte ich vergessen, wo in den vielen Taschen, die Jungens übliche Bekleidung hatte, meine Wohnungsschlüssel verblieben waren. So dass, das geplante leise nach Hause schleichen vereitelt wurde. Ich hatte nun, die ersten Tücken des Alkohols entdeckt, eine leichte Desorientierung. So kam es dann, das meine Mutter zwei herrlich angetrunkene Jungs unter ihrem Schlafzimmerfenster hatte, die laut fast singend intonierten „Liebe Frau von Sombersheimer, der George hat seine Schlüssel vergessen und möchte jetzt so gern rein. Wenn es auch spät ist, wenn sie jetzt nicht aufstehen, ist das gemein.“ Oh ja, selbst betrunken, reimten wir noch. Dass war damals so eine Marotte von uns, wir reimten ständig. Den Text konnte ich gar nicht vergessen, viel zu oft bekam ich diesen von meiner Mutter vorgetragen, wenn ich mal wieder zu tief ins Glas geschaut hatte, später. Die Frau war leider genau so lästerlich veranlagt, wie ich heute.

Ich könnte nun ein Kapitel mit Alkohol seligen Geschichten bringen und vielleicht, erzähle ich auch zwischen drinnen noch die eine oder andere Episode, nur jetzt nicht.

Nun man könnte sagen, ich entwickelte mich prächtig. Die Schule lief gut für mich, weil mir lernen immer leicht viel, nur Fächer, die mich nicht Interessierten, wie Mahte die waren ein Problem. Aber sonst, war alles gut. Ich verschlang Unmengen an Büchern von Belletristik bis Fachbüchern über Gerichtsmedizin in den Bibliotheken der Stadt. Vermutlich hätte ich bereits mit 15 Jahren Leute auf zwanzig verschiedene Arten unauffällig töten können, beschränkter mich aber eher darauf allgemein erworbenes Wissen mit anderen Menschen zu diskutieren. Was mich irgendwann in den Debattierclub brachte und zum idealen Vertreter meiner Schule bei diversen Veranstaltungen machte, was für mich schulisch auch von Vorteil war und ich machte natürlich auch eine gewisse Karriere in den üblichen staatlichen Organisationen. Ich wurde ein guter FDJler und hatte viel Vergnügen dabei. Denn anders als oft behauptet, waren Querdenker und Kritiker in der DDR gar nicht so unbeliebt, man musste seine Kritik und Ideen nur fundiert vortragen können und das konnte ich. Denn das System des Sozialismus an sich empfinde ich auch heute noch als durchaus brauchbar, für ein Kollektiv. Wenn auch mit Abstrichen in einigen wirtschaftlichen und politischen Fragen, die man hätte ändern müssen. Da sie einfach dem menschlichen Naturell entspricht.
Dazu kann ich nur sagen, ich war in der Zeit der DDR von der FDJ Kreisleitung des Eisenhüttenkombinat Ost, bis hin zum Leiter der Kreiskonsultationsstelle für Jugendclubs immer gesellschaftlich aktiv und habe wenige schlecht Erfahrungen gemacht. Es war auch nicht nötig, um Karriere zu machen, unbedingt ein SED Parteibuch zu haben, auch wenn es nicht schadete. Ich hatte nie eins. Allerdings immer eine unschlagbare Ausrede, wenn ich dazu gedrängt wurde, doch in die SED einzutreten. Ich schlug unsere Propagandisten mit ihren eigenen Waffen. Es gab immer den Anspruch, das in die SED nur gereifte sozialistische Persönlichkeiten aufgenommen werden sollten. Wie bitte sollte ein junger Mensch mit 18 Jahren, denn eine gereifte, sozialistische Persönlichkeit sein? Dieses Argument konnte mir niemals ein Genosse widerlegen. Also blieb es wie es war, ich konnte mich nach meinen Interessen entwickeln, musste keine Parteibeiträge entrichten und sparte mir die Zeit, mir jede Menge ideologisiertes Gequatsche von Parteimitgliedern und Bonzen monatlich anzutun. Natürlich war mein Schwerpunkt immer Kultur, wie es auch heute wieder der Fall ist. Nur dass, ich heute eher dass, was man in der DDR ein Kulturschaffende genannt hätte bin, nicht mehr nur Organisator. Es tat dem Klima von Kunst und Kultur gut, dieser Sozialismus. Wie immer muss ich natürlich sagen, es gab Einschränkungen, den Borniertheit ist der Ideologie eigen, doch es gab nie die Sorge, das Kunst dem Menschen nicht gestattet war, weil sie vom Mammon abhing.

Doch genug von gesellschaftlichen Aspekten, ich habe auch so noch viel zu berichten. Als ich in das Alter kam zu entscheiden, wie ich mir meine Zukunft vorstellte. Halfen mir viele Menschen, besonders Lehrer und Mentoren im Debattierklub. Längst war aufgefallen, dass ich intellektuell unter anderen hervor stach. Mir persönlich eigentlich gar nicht so bewusst, hielt ich mich eher öfters für doof, weil ich Andere oft nicht verstand. Sie trafen oft Entscheidungen, die für mir nicht nachvollziehbar waren. Meistens ignorierte ich den Fakt allerdings und genoss einfach das Leben.
Anderen ist es eben doch aufgefallen, zum Beispiel dass ich in Fächern, naturwissenschaftlichen Fächern, wie Chemie, Biologie, Physik oder Deutsch, Geographie, Kunst, Staatsbürgerkunde ein Einser Schüler war, aber in Mathe, eine totale Niete. Dort interessierte mich immer nur das schnelle Kopfrechnen für praktische Kosten Nutzen Effekte, der Rest öde. Ergebnis eine lausige 3- . Nun ja, ziemlich spät stellte sich heraus, das ich Hochbegabt war, ein Mangel, dem auch das heutige Schulsystem noch nicht abstellen konnte. Wenig verwunderlich, wenn man bedenkt, das viele Lehre deutlich unter dem IQ einiger ihrer Schüler liegen. Dumm hält klug meistens für dümmer oder faul.

Nun denn, man stellte also in zweimonatigen Tests in einer schulischen Einrichtung für Hochbegabte fest, das der nette Klugscheißer analytisch hochbegabt war. Soweit so gut, man stellte mir frei, daraus etwas zu machen. Aber ich war nun mal ein eigensinniges Kerlchen und machte daraus erst mal nichts. Denn ich wollte weiter so leben, wie ich lebte. Nutzte nur zu gerne, die Vorteile, die mir mein Intellekt gab und hatte noch mehr Spaß. Ich nutzte meine Begabung redlich unredlich. Das testen meiner Möglichkeiten, wie weit ich den gehen könnte, besonders in Sachen Manipulation, wurde zu meinem Hobby. Es war erstaunlich, wozu man Menschen alles veranlassen konnte, oft taten sie Dinge, die eigentlich wider ihrer eigenen Prämissen waren. Man musste ihnen nur überzeugend darbringen, das sie vorher völlig falsch lagen. Es war absurd, aber so interessant. Damals lebte ich das exzessiv aus, heute weiß ich, dass man nicht alles tun muss, was man kann.
Doch zugegeben, ich werde es wohl nie wieder ganz sein lassen können, besonders, wenn man weiß, das man dem Gegenüber damit einen Gefallen tut, selbst wenn dieser es gar nicht merkt. Es nicht zu bemerken, ist für die meisten Menschen sowieso das Beste. Sonst neigen sie dazu, dich als Guru zu betrachten, ein Aspekt, den ich eher lästig finde. Ich weiß zwar, das ich ein guter Anführer bin, verspüre aber wenig Lust darauf, weil ich immer noch der Meinung bin, dass jede seines eigenen Glückes Schmied ist. Man kann Hilfestellung beim aufstehen geben, aber fallen muss jeder alleine.

Da wo wir nun mit diesen Ausspruch auch anfangen, mal in den interessanteren Teil des Buches über zu gehen. Aus dem kleinen und abenteuerlustiger lustigen Burschen wird zwischenzeitlich langsam ein Mann. Ein Mann, der auch noch plötzlich, wenn auch nicht unerwartet, ins kalte Wasser des Kapitalismus geworfen wird.
Eine interessante Sache, das kann ich euch versprechen. Ich werde euch locker flockig, wie vorab schon erwähnt aus der Welt der Kunst, des Business, der Politik und anderen Dingen berichten, nicht unbedingt alles, was ich euch erzähle passiert in chronologischer Abfolge. Es sind viele kleine und größere einzelne Geschichten. Manche Ereignisse sind auch so verwirrend, in der zeitlichen Abfolge, da vieles zeitgleich passiert, dass ich es in einzelne Episoden trennen muss.

Der Beginn von weiter Welt, Abenteuer und jeder Menge Schwachsinn, den ich nicht zu verantworten habe.
Der 9. November 1989, eine Zeitenwende. Ich war bereits seit drei Monaten aus den Staatsdienst ausgetreten, da ich mit einem meiner Chef in der Landrat Differenzen über das weitere Fortbestehen der DDR hatte. Der Herr Stolzmann, ein unbelehrbarer Kreis Kultur Kader, der mit 55 Jahren noch albern mit seiner riesigen Bierplauze im FDJ Hemd herum hampelte und von Veränderung so viel hielt, wie von vegetarischer Ernährung. Er wusste nicht einmal was das ist. Der Sozialismus ist das Paradies, was sollte man da auch ändern? Leider ist es genau diese Art von Idioten, die dafür sorgen, das gesellschaftliche Reformen scheitern. Gesellschaftsmodelle müssen immer getestet werden und den Gegebenheiten angepasst werden, dann können sie bestehen Denn Ideen müssen um Menschen gebaut werden, ihrem Naturell entsprechen, es funktioniert nicht, dem Menschen der Idee anpassen zu wollen. Deshalb und nur deshalb, hat keine Gemeinschaftsmodell einer Gesellschaft auf diesem Planeten sehr lange funktioniert.

Wenigstens war ich bei vollen Bezügen aus dem Amt geschieden, für ein halbes Jahr. Trotzdem war es mir fremd nicht zu arbeiten. Deshalb hatte ich einen Freund von der FDJ Kreisleitung gefragt, ob er etwas hätte, wo ich vorübergehend unterkommen konnte. Ich hatte also mal wieder Glück, die Lohnfortzahlung vom Kreis und einen Hausmeisterjob in einem Kulturhaus. Das war echt spaßig, Tätigkeiten dieser Art waren mir bis dato nur theoretisch bekannt und ich überbrückte so drei Monate der Ratlosigkeit und der Ideensuche, denn was ich nach dem Bruch mit Herrn Stolzmann machen wollte, dass wusste ich noch nicht. Ich nahm auch aus diesem Job etwas mit. Heute weiß ich, wie man eine Parkettbohnermaschine bedient.

Mir war natürlich die politische Entwicklung der Monate vor der sogenannten Wende nicht entgangen und ich beteiligte mich rege in Diskussionen des neuen Forums und andere, sich etwas wild und planlos bildender Gruppierungen. Empfand aber alles als zu chaotisch.

Wieso sollte ich auch anders empfinden, selbst ein Helmut Kohl und andere Politik Profis waren überrumpelt. Eine Wiedervereinigung stand nicht auf der Agenda. Wurde nur hastig eingeleitet, weil das kleinlaute Volk auf einmal laut wurde und auf die Straße ging. Das war nicht sehr überraschend, die liefen doch überall mit, sogar ohne Freibier. Jetzt witterten sie Morgenduft und den Geruch von Druckerschwärze auf D-Mark Scheinen. Sie wussten, für die große, weite Welt taugte ihre DDR Währung nicht. Sie bildeten sich allerdings auch ein, ihre DDR Mark würde im Westen noch irgendwie etwas Wert dein. 1:10 Wechselkurs den kannten sie zwar aus dem Intershop, doch dass, dieser Kurs auch realen Bedingungen entsprach, dass wollten sie nicht verstehen. Sie kreischten nach D-Mark und Reisefreiheit, als hätten sie die letzten Jahrzehnte im Zuchthaus verbracht. Nicht in einem Land, dass ihnen alles in den Arsch schob, was nur möglich war.

Freiheit, D-Mark und Reisefreiheit nun, dass sollten sie auch alles bekommen. Anders als sie sich vorstellten, aber so ist es im Leben. Sie gingen ja auch erst auf die Straße, als relativ sicher war, das der Russe nicht eingreifen würde und die SED Führung nicht auf das eigene Volk schießen würde. So viel zu Revolution des Volkes. Die Macht ins wanken gebracht haben nur wenige mutige Leute.
Die politischen Umbrüche gingen schnell, sollen hier auch nur am Rande erwähnt sein, doch sie gehören dazu.

Ich muss sagen, die Öffnung der Mauer überraschte mich doch etwas, besser gesagt, die Geschwindigkeit. Allerdings brachten sie mich auch nicht aus der Ruhe, im Gegensatz zu anderen DDR Bürgern, die sofort die Westgrenze stürmten, hatte ich andere Pläne. Ich schaute mich nach Möglichkeiten um, ein System war im wanken und es war unausweichlich zu erwarten, das es stürzte.

Die Natur von Zusammenbrüchen, Kriegen und anderen gesellschaftlichen Wandlungen ist, die Einen fallen und die Anderen finden ihren Trümmern das Glück. Neider nennen diese Umstand dann Spekulantentum von Krisengewinner. Doch diese Menschen sind Glücksritter. Die immer ein Fortkommen finden, egal wie mies sich die Lage gestaltet. Die Anderen sind eben die Verlierer, sind selber Schuld, wenn sie ihre Chancen verstreichen ließen.
Ich selbst studierte westdeutsche Zeitungen und erkannte schnell, eine Branche die einfach zu bedienen und vermutlich lukrativ war. Die Astrologie Branche, solche etwas exotischen, esoterischen Ideen boomt in Krisenzeiten immer.
In der DDR bis dahin völlig unbekannt, nutzte ich diese Marktlücke. Ich machte einfach los, nahm 3000 Ostmarkt und buchte halbseitige Werbeflächen in der Jungen Welt, der FDJ-Zeitung und warb nach westlichen Vorbildern. Bezahlung mit Vorkasse im Brief und einer Postfach Adresse, ging dann zum Gewerbeamt und beantragte ein Gewerbeschein als Astrologe.
Die hatten dort natürlich keinen Plan, also lief alles reibungslos. Der Gewerbeschein hängt heute noch an meiner Wand, mit Stempel des Gewerbeamtes der DDR. Ich bin stolz auf diesen Geniestreich. Er finanzierte letztlich viele meiner andere Unternehmungen.

Mich selbst überraschte dieser gigantische Erfolg. Ich dachte, dass ich vielleicht in der Woche ein paar Anfragen hätte und diese lieb und gut bearbeiten könnte. Doch ich irrte, mein Postfach platzte förmlich aus allen Nähten. Ich wurde der Masse der Zuschriften nicht Herr. In der ersten Woche Hunderte Briefe mit tausenden von Mark und das ging so weiter. Anfragen in Hülle und fülle.
Ich wollte mein erste Geschäft natürlich nicht dadurch kennzeichnen, das ich Kunden verprellte, mir ihr Geld nahm und nichts tat. Guter Rat war teuer, doch ich wäre nicht ich, wenn ich das Problem nicht gelöst hätte. Sofort war mir klar, ein Computer musste her, samt der dazugehörigen Software und einer, der dass alles bedienen konnte.
Da kam mir zugute, das ich viele Kontakte durch die FDJ hatte. Es gab zu der Zeit noch nicht viele Computerfreaks in der Stadt, doch ich kannte einen von ihnen.
Ich bot ihm an alles notwendige zu besorgen und er bekäme 25 % der Einnahmen, wenn er die Aufträge bearbeiten würde. Wir hatten einen Deal. Ich war zwar sechstausend Mark los, aber mit einer Astrologie Software aus der Schweiz, die alleine schon 1200 Mark kostete, waren wir im Geschäft.

Er arbeitete ca drei Stunden täglich und mit Hilfe der Software konnten wir verschiedenste Dienstleistungen bieten. Eine gut platzierte Werbung sicherte fortlaufende Aufträge.
Er druckte und machte die Versendungen fertig, ich ging zur Post sammelte Geld ein und verschickte Briefe. Ich verdiente mich dumm und dämlich. Und gab dem 18 jährigen 4000 Mark im Monat ab, was wusste der schon, was 25% Geschäftsanteil heißt. Für ihn war der Betrag, den ich zahlte unvorstellbar hoch. Diese Sache brummte anderthalb Jahre und ich muss sagen, meine erste Millionen kam tatsächlich vom Himmel gesandt, besser gesagt von den Sternen.

Einziger Wermutstropfen, die Währungsunion. Ich hatte nun ein kapitales Problem. Doch auch das war mehr eine organisatorische Frage und Organisation, das war mein Ding.
Ich verteilte mein Vermögen und beteiligte Freunde aus weniger gut finanziell bestückten Familien am Wechselgeschäft. So das ich fast die gesamten Einnahmen, die noch in Ostmark angefallen waren erfolgreich mit 20% Abschreibung in D-Mark ummünzte.
Einfallreich, wie ich war, wurde ich natürlich auch von Freunden und Bekannten angesprochen und ich kann sagen, auch denen konnte ich oft helfen. Binnen kürzester Frist wurde ich sozusagen Bänker ohne Lizenz und schuf mir ein Netzwerk von Wechselwilligen und wechselnden Strohmännern. Ich konnte immer noch einen Wechselkurs von 0,60 D-Mark für eine Ostmark anbieten, in nicht limitierten Maß anbieten. Dass machte mich zum attraktiven Geschäftsfreund. Jeder weiß natürlich, dass dies in der DDR nur auf Empfehlung lief und Empfehlungen hatte ich mehr, als ich verarbeiten Konnte. Am Ende konnte ich vielen Kunden nur noch rate, wie sie es privat regeln könnten, auch das sicherte mir viele Freunde für die Zukunft.
Als die Währungsunion angeschlossen war, da war ich ein gemachter Mann mit einer Astrologie Firma und einem Angestellten. Mit dem neuen Geld gingen aber auch die Umsätze zurück. Mein Interesse an der Astrologie Geschichte wurde schwächer. Geld hatte ich genug und überließ meinem kleinen Helferlein die Firma. Natürlich gegen einen Obolus von 10.000 D-Mark. Ordnung muss sein.
Ich glaube er verdiente noch ein paar Jahre recht gut, absolvierte ein Informatikstudium, gesponsert durch die Astrologie und ging dann in die Wirtschaft. Es geht ihm heute vermutlich recht gut.

Ich meldete mein Gewerbe auch recht schnell wieder ab, als ich begriff, das kein Mensch für so etwas Steuern zahlte. Als das Finanzamt im Osten soweit reorganisiert war, dass es hätte gefährlich werden können, da war ich längst unter dem Radar verschwunden.

Allerdings hatte ich am Geld Business einen Geschmack gefunden und als später die D-Mark zu Grabe getragen wurde, da wurde auch meine Kreativität wieder gefragt. Davon erzähle ich euch später.

Ich war also in der schönen bunten Welt des Kapitalismus angekommen und ehrlich, ich hatte Spaß ohne Ende. Natürlich lernte ich auch schnell die Schattenseiten kennen. Menschen sind eben oft Scheiße. Doch so ist das Leben und ich erzähle die witzigen und interessanten Geschichten genau so gerne, wie die, die eher schlecht für mich ausgingen, weil ich draufzahlte.

Gleich Anfang der 1990er lernte ich einen echten Paradiesvogel kennen. Er residiert damals in einer seiner Eigentumswohnungen in Hannover und ich gebe zu, er könnte am ehesten als mein Lehrmeister bezeichnet werden.

Fortsetzung 2

Bevor ich fortfahre muss ich euch mal wieder daran erinnern, chronologische Abfolge ist hier weniger zu erwarten, denn vieles verlief eben zeitgleich parallel. Ich war eben “Hans Dampf“, immer unterwegs, immer im Dienst. Tage mit 16-18 Stunden keine Seltenheit. Ich baute mir viele Geschäftszweige auf und so werdet ihr das hier vielleicht manchmal verwirrend finden. Doch alles ist so, wie geschildert passiert.

Nun wieder zu dem oben genannten Paradiesvogel. Der kam mir irgendwie im Rahmen meiner Geschäfte mit der Stern – Import-Export OHG (Name geändert) unter. Die Stern OHG hatte ich aus dem Boden gestampft, da es einfach zu viel Bedarf im Osten an Waren aller Art gab und ich logischer Weise mitverdienen wollte. Ich belieferte zu dieser Zeit alles und jeden mit was immer er wollte. Auf Grund eines nicht unwesentlichen Bekanntheitsgrad, natürlich als Geheimtipp unter meinen „Wechselstubenkunden“ konnte ich mich vor Aufträgen und Anfragen nicht retten. Hatte im kürzester Zeit, ca 30 Mitarbeiter im Verkauf, Ankauf und Logistik. Vom Lastzug mit Obstkonserven aus Ungarn, über Einkaufszentren bis zu eigenen Marktständen bis Berlin, hatte ich überall meine Finger drin. Aus dieser Situation heraus lernte ich Michael, den Paradiesvogel kennen. Paradiesvogel nannte ich ihn nicht, weil er nun besonders schräg aussah oder besonders bunt war, nein einfach nur, weil es paradiesische Zustände waren, die er einem Neureichen Ossi Sohn bot, der in das Warengeschäft verliebt war und das Geld.

Allerdings, er war auch kein üblicher Normalo oder eben Langweiler, er schillerte schon, nur eben dezent. Seine Geschichte war schon weltgewandt. Militär, Lufthansa-Pilot, Geschäftsmann. Der junge konnte tatsächlich alles fliegen, was Flügel hatte, bis hin zum Überschall Jagdflieger. Und ehrlich, mein Schulenglisch war nie besonders gut, doch bei Michael bekam ich schnell sprachliche Übung. Immer wenn er betrunken war, hatte er die seltsame Marotte vom Deutschen ins Englische abzudriften, verständlich, seine besten Zeiten der Jugend verbrachte er im englischsprachigen Raum und als Pilot. Einziger Haken, ich verstehe heute betrunkene Engländer besser, als nüchterne.Auch hatten wir viel Gemeinsam, wir liebten die Kunst, die Frauen und feierten stets ausgiebig, wie die Russen, die bei unseren Geschäften eine bedeutende Rolle einnehmen sollten. Er führte mich also in dieser Zeit, in die mafiös strukturierten Geschäfte europäischer Im & Export Firmen ein. Das hört sich nun schlimmer an als es ist, eigentlich ist es auch nur ein Geschäftsfeld, wie jedes andere. Der Unterschied ist eher der, hier sperrte man den Staat so gut es ging aus und operierte nach eigenen Regeln. Großkonzerne kaufen den Staat und seine Strukturen und machen eigene Gesetze. Nur, das wir viel mehr Menschen Lohn und Brot verschafften. War ich bis dato nur auf den Ostblock konzentriert, eröffnete er mir Europa. Die Tür vom Zwischenhandel bis hin zum Endvertrieb stand mir offen, den ich hatte in meiner kurzen Aufwärmphase im Kapitalismus schnell gelernt und eine Struktur geschaffen, die er nur zu gerne nutzte. Im den besten Zeiten des Duos Michael & George beschäftigte das Netztwerk insgesamt ca 10.000 Menschen. Das ich nicht Zimperlich war, das hatte er schnell begriffen. Das er einer der bedeutendsten Schattenwirtschaftler in Deutschland war, dass viel mit als gelernten, eher ehrlichen Ossi natürlich nicht gleich auf. Ich war meine Geschäfte immer Herr geblieben, musste bei ihm also auch nicht nach Hilfe bitten. Wir machten unser Ding, hatten viel Spaß und Stress.
Und wir machten einfach alles, was möglich, unmöglich oder wundersam war. Aber wir taten es.

"Geschäftsslogan “Legal, illegal, scheißegal.“

So nun machen wir mal einen Ausflug in Gefilde, von denen hier vermutlich kein Leser wirklich etwas versteht. Selbst ich wundere mich im Rückblick immer wieder, wie man mit so wenig Ahnung vom Business so steil aufsteigen kann, aber es funktionierte, mit Motivation, Grundkenntnissen von Gewinn und Verlustrechnung und natürlich Organisationstalent. Wenn man sich um so unwesentliche Details wie Steuern und Rechnungen nicht kümmern muss, um so besser. Dafür gibt es Geschäftsführer, Steuerberater, Buchhalter und nicht zu guter Letzt, die Anwälte und dutzende Firmen, die man nur zum Verschleiß hielt.

Wenn du die alle bezahlen kannst, erst dann bist du ein Geschäftsmann. Du weißt aber auch, diese Personen können alles essen, aber nicht alles wissen. Sie halten nur deine Weste sauber, so das du ungestört, den lohnenden Geschäften nachgehen kannst, die Geschäfte, die ohne Rechnung laufen. Auf meine weiße Weste legte ich immer sehr viel Wert und habe sie bis heute behalten.

Nun ich hatte mir einen gewissen Ruf erarbeitet “Unmögliche erledigen wir sofort, Wunder dauern etwas länger.“ So in etwa könnte man meine geschäftliche Empfehlung damals formulieren und es gab Anfragen, die glaubt man selbst erst, wenn der Kunde das erste Geld, die Anzahlung oder einen Vorschuss überwiesen hat. Bei dieser Geschichte war dass so. Erst als ich einen Anruf aus Moskau bekam, dass, das erste Geld eingegangen ist, glaubte ich tatsächlich, dass der Auftraggeber nicht einfach nur ein Irrer ist. Einer dieser Storys jetzt. Sicher eine der interessantesten Geschichten für euch.

Bermuda Shorts und U-Boote
Abends, gegen 20.00 Uhr klingelte mein Handy, gut Handy ist wohl zu viel gesagt, Handykoffer trifft es besser. Ein echtes C-Netz Telefon. Kennt das noch Jemand? Vermutlich nicht, aber dass ist für unsere Geschichte auch nicht wichtig. Nun, mein Freund Michel war dran und sagte „George, ich habe das Jackpot Geschäft, wenn du mir sagst, wir bekommen dass hin.“ Natürlich wollte ich genaueres wissen, er fragte mich grade heraus, ob ich ein russisches U-Boot beschaffen kann, möglichst groß, maximale Kosten 75 Milionen Dollar, 20% Vermittlungsprovision nach Abzug aller eventuellen Folge-Provisionen. Ich war erst mal baff und beschloss darüber zu schlafen.
Am nächsten Morgen, nach einem Ausgiebigen frühstücke erodierte ich für mich gedanklich, ob es überhaupt eine wage Chance gab, so ein Geschäft anzuschieben, geschweige denn, es zu einem glücklichen Abschluss zu bringen. Da ich bin wie ich bin, alleine die Aufgabe an sich reizte mich genug, um alle Ressourcen zu überdenken. Man stelle sich vor ein echtes U-Boot. Der Wahnsinn. Wer wollte da nicht dabei sein, bei so einem Geschäft? Häuser verkaufen, Amway oder Versicherungen, dass kann Jeder, doch ein U-Boot? Das hat schon wieder was mit Eitelkeit zu tun und ehrlich, ich bin und war wenigstens geistig betrachtet eitel.

Leider muss ich bei der Story natürlich einige interessante Details weglassen, es würde nicht funktionieren euch diese Infos mitzuteilen. Sie würden aus dieser natürlich rein fiktiven Geschichte, eine eventuell nachprüfbare Story machen. Ich aus diesem Grund auch keine Angaben zum U-Boot selbst machen, Namen und auch Orte sind eben fiktiv. Aber das Rundherum ist interessant genug, finde ich.

Nachdem ich mich nun entschlossen hatte, dieses Geschäft auf Machbarkeit zu überprüfen, ging alles wie von selbst. Man muss nur die richtigen Knöpfe drücken. Zu meinen persönlichen Freunden zählte ein russischer General, jetzt natürlich Geschäftsmann in Moskau. Die Basis seines Vermögens hatte er mit deutschen Autos gemacht, die er während des Truppenabzuges der Sowjet Armee mit Tupolev Maschinen nach Russland ausgeflogen hatte. Ich schätze, einige deutsche Autoversicherer würden heute noch gerne wissen, wer dass ist. Ich habe natürlich leider seinen Namen vergessen, deshalb nennen wir in Sascha.
Mein erster Anlaufpunkt war nun dieser Sascha, in vielen Gesprächen hatten wir Übung darin erlangt, Gespräche zu führen, die keiner verstand, der sie nicht verstehen sollte. Besonders bei Telefonaten auch damals schon, die sicherste Methode, sich Ärger vom Hals zu halten. Klar, das ich mich wegen so einer wagen Geschichte nicht in den Flieger setze und nach Moskau fliege, aber das war auch nicht nötig, in einem 15 minütigen Telefonat konnte ich ihm vermitteln, was ich wollte.

Dann eine gute Woche Funkstille, als nach knapp acht Tagen endlich das Telefon klingelte, natürlich wieder Abends. Manchmal schmunzelte ich bei dem Gedanken, aus irgend einem Grund kamen die interessantesten Telefonate immer abends. Vermutlich auch der Grund warum ich heute die Marotte habe, meine Telefone so zu programmieren, das sie sich um 8.00 Uhr anschalten und um 20.00 Uhr aus. Weil ich mich aus dieser Welt verabschiedet habe und nicht mehr gestört werden will. Aber damals liebte ich diese Störungen. Sascha informierte mich, das die Geschichte durchaus im Rahmen des realisierbaren liegt und nachdem ich den Geschäftskontakt nochmal gründlich überprüft habe, alles anlaufen könnte. Der Preis seiner Ware 50 Millionen Dollar. In zwei Wochen erwartete er mich in Odessa, wenn alles passt. Kaum zehn Minuten nach diesem Telefonat rief ich Michael an und der Stein kam ins rollen.

Michel nannte mir eine Namen und Adresse in Ochten, Niederlande. Mit der Anmerkung er würde dort vor Ort sein und ich möge mich bitte von dem Kunden nicht irritieren lassen, er scheint etwas exzentrisch, wäre aber so etwas wie der oberste “Don“ in Holland. Exzentrisch, Milliardär und kreuz gefährlich, wenn man ihn verarscht. Er sagte stell dir vor, er bist du, nur mit unsagbar viel mehr Geld. Ich rief meinen Fahrer an, er möge am nächsten Morgen vor der Tür stehen und sich für ein paar Tage von seiner Freundin verabschieden. Ab diesem Zeitpunkt dauerte es noch etwa sechs Monate, bis die Südsee eine neue Touristenattraktion bekommen sollte. Ein Umstand, der mir damals allerdings auch noch nicht bekannt war. Aber der Anfang eines wohl spannendsten Geschäftes der Welt, dass wohl nicht so recht legal war, aber am Ende Niemanden schadete. Doch aus einem kleinen, etwas verrückten Mann einen Kapitän Nemo machte. Über diesen kleinen Mann erfahrt ihr gleich mehr.

Nachdem ich nun, ich glaube so an die 1000 Kilometer in meiner Mercedes S-Klasse chauffiert wurde und mich beim Anblick der Autobahnen und der überaus flachen Landschaft der Niederlande rechtschaffen gelangweilt hatte erreichten wir Ochten. Eine 4000 Seelen Gemeinde, deren aufregendste Sehenswürdigkeit ein römisches Grabmal war. So hatte ich mich im Reiseführer informiert, doch die eigentliche Sehenswürdigkeit des Dorfes sollte ich erst noch kennen lernen. Hörby, den kleinen Milliardär aus Holland. Als mein Fahrer Uwe sich endlich durch das Gewirr von Straßen und Gassen der kleinen Ortschaft gearbeitet hatte, Navigationssysteme waren damals noch nicht in Mode führte uns eine kleine Straße, die mit Privat deklariert hatte zu einem weitläufigen Gelände mit vielen Lagerhallen, die man aus der Entfernung sehen konnte. Am Ende der Straße, Schlagbaum, Wachhäuschen und Wachschutz. Nachdem Uwe meine Visitenkarte aus dem Wagenfenster gereicht hatte und der Wachmann ein kurzes Telefonat geführt hatte konnten wir passieren, mit dem Verweis, dem Hammer der hinter dem Schlagbaum wartete zu folgen. Das Gelände war noch weitläufiger, als ich erwartet hatte. Wir schlängelten uns durch oft eng aneinander geschmiegt liegende Lagerhaus Komplexe, die einem Hafen alle Ehre gemacht hätten und hielten nach einigen Minuten an einem kleineren Komplex mit fünf Hallen. Am Giebel einer der Hallen winkte uns freundlich ein Mann zu, ein kleiner Mann von dem ich nun schon ahnte, das er ein ganz Großer war. Er stellte sich einfach als Hörby vor und plauderte locker darauf los, erzählte mir von seiner Idee mit dem U-Boot und führte mich dabei durch einige seiner Lagerhallen. Ich war amtlich beeindruckt, was ich hier an Waren und Konsumgütern zu sehen bekam, das hatte ich bis dato nur in dem ehemaligen Staatsreserve Lagern der DDR gesehen, die sich oft Quadratkilometer Weise auf dem flachen Land verbargen und Lebensmittel aller Art für den Fall eines Versorgungsnotstandes zur Bevölkerungsversorgung bevorrateten. Nur das hier praktisch von der Lebensmittelkonserve bis zum TV Gerät praktisch alles vorhanden war. Die Lagerhäuser neueren Baudatums waren besonders interessant, das waren nicht nur einfache Lagerhäuser, sondern sie waren so ausgestattet, das sie auch bis zu – 21 Grad herunter gekühlt werden konnten. Hier war also für jeden Fall von Lagerfläche gesorgt. Ich verstand, dass der kleine Mann hier tatsächlich irrsinnig viel Geld machen musste, nur mit dem Handel von Waren, andere Aktivitäten wollte ich gar nicht hinterfragen.
Um so amüsierte war ich, als er sagte, wir gehen erst mal in mein Büro.
Dort angekommen, offenbarte sich eine schmucklose Kemenate von etwa zehn Quadratmetern. Die randvoll mit Warenmustern aller Art zugestopft war, die der kleine, große Geschäftsmann in eigener Regie produzierte. Textilien aus Polen, Heidelbeeren aus Russland, Slibowitz aus Böhmen und andere gut verkäufliche Waren. Da saß er nun, zwischen Faxgerät, Telefon und einem der vermutlich noch sehr seltenen Anschlüsse ans Internet, in diesen winzigen Raum stülpte sich eine Bermuda Shorts über den Kopf, lachte sich über sich selbst fast tot und erklärte mir, die lasse er in Polen nähen, für umgerechnet eine deutsche Mark. Setzte dann eine ernste Mine auf, schaute mich an und sagte „Und George, was sagst du, denkst du so ein komischer, kleiner Kanarienvogel wie ich kann es schaffen, den Russen ein U-Boot abzukaufen?“ Ich konnte mir das Grinsen nicht verkneifen und gab ihm die einzige Antwort, die er hören wollte „Ich befürchte du kannst dass, wenn du mich dafür gut bezahlst.“

Wir hatten einen guten Einstieg könnte man sagen und es machte ein paar Jahre wirklich Spaß ab und zu bei Hörby mitzumischen. Wann immer er eine Unmögliche Idee hatte, kam er zu mir.

Nach unserem ersten kennen lernen stieß auch Michael zu uns und wir fingen an unser Geschäft auf solide Füße zu stellen. Denn wir wussten in diesen Dimensionen mit Russen Geschäfte zu machen, konnte schnell mit einem Totalverlust enden. Also machten wir unsere Hausaufgaben. Denn auch Geschäfte die es offiziell niemals gab, können solide organisiert werden und es wird immer einen Staat, eine Organisation oder ein Person geben, die aus der Aktion, einen ganz legalen Vorgang macht.

Wie schon vorab erwähnt, allzu viele Details zu nennen ist sicher unklug, aber nachdem in einigen Tagen die Zahlungsmodalitäten geklärt waren und wer zuständig für welche Kosten ist, konnte man munter und wachsam ans Werk gehen. Nur drei Wochen nach dem Treffen in der Niederlande traf ich in Odessa ein. Mit Auto und Schiff ins Abenteuer, um unnötig nachprüfbare Wege zu vermeiden. Es war mein erster Krim Besuch und ich war vom Klima, der Schönheit der Landschaft und der russischen Gastfreundschaft angetan. Odessa war nicht ohne Grund von Sascha, als erster Anlaufpunkt meiner Reise gewählt worden. Im Vorhof zur Halbinsel Krim ist die russische Schwarzmeer Flotte stationiert, unbezahlbare Kontakte in der aktiven Marine waren nötig, um so ein Unterfangen erfolgreich zu starten und, man wollte mich kennen lernen. Bei den Russen war es auch schon immer so, sie mussten ihre Kontakte mögen, sonst gab es kein Geschäft, weil wenn sie dich nicht mögen, vertrauen sie dir nicht. Eins lernte ich auf der Krim, Russen können unheimlich abergläubisch sein. Unser erstes Treffen mit einem Flotten Obersten fand an einer Reiterstatue in der Stadt, nahe dem Opernhaus statt. Dort reiben die einheimischen an dem metallenen Monument, um Glück für ihre Unterfangen zu erbitten, es blitzt an manchen stellen, wie frisch poliert. Kein Wunder in einer Stadt, die ein Einzugsgebiet von über 3 mio Einwohnern hat. Leider habe ich vergessen, wem zu ehren das Denkmal errichtet wurde, aber das tut auch nichts zur Sache. Übrigens, auch ich polierte die Statue ein wenig.
Das erste Zusammentreffen der wesentlichen Leute wurde dann nach guter russischer Art begossen und ich herum gereicht. Ein Segen, das in diesem Land fast jeder hervorragendes Englisch spricht, konnte ich nur feststellen. Auch wenn mich von nun an ein Dolmetscherin begleitete, die perfektes, dialektfreies Deutsch sprach. Von nun an wurden die ersten Akteure auch für ihre Dienste vergütet. Alle Details zum möglichen Kaufobjekt wurden geklärt, Hörby beschäftigte ein Team von Spezialisten, die prüften, ob das versprochene Boot seinen Vorstellungen zum Umbau entsprach. Nach einem mehrtägigen Aufenthalt in Odessa und Jalta, der mehr einem Urlaub in der Highsociety glich, begann meine Reise in das unbekannte russische Reich. Nun wurde mein Reisen auch komfortabler, innerhalb der russischen Union konnte ich mich frei mit Flugzeug und Helikopter bewegen, die unsere Freunde vom Militär gerne stellten. Direkt von Jalta wurde ich nach Petropawlowsk, auf der Halbinsel Kamtschatka geflogen. Eine quirlige Stadt mit einigen hunderttausend Einwohnern, genau weiß ich das gar nicht. Hier war ich sozusagen in die Warteschleife gelegt, es sollte weiter gehen nach in die für Fremde gesperrten Stadt Wiljutschinsk etwas südlich von Petropawlowsk, ein Militärhafen, U-Boot Stützpunkt und Werft mit Stadt drum herum. Ich war also mitten in Ostasien gelandet, um ein Boot zu besichtigen. Ein Vorhaben was allerdings etwas dauern sollte.

Ich hatte viel Zeit mit meinen ständigen Begleitern, vermutlich noch Agenten der Marine oder eines anderen Geheimdienstes und meiner mir mittlerweile sehr vertrauten Dolmetscherin diese beeindruckende Halbinsel zu erkunden. Wildes ursprüngliches Land, mit Bergen, aktiven Vulkanen und unheimlich schönen, weiten Landschaften. Ich glaube, dass man mich nie aus den Augen ließ, wenn ich mit einem russischen UAZ Jeep und Helikopter die Insel erkundete, lag nicht daran, dass man mir misstraute, sondern eher daran, dass man Angst hatte, der Goldesel aus Deutschland würde in den unendlichen Weiten dieser ursprünglichen Landschaft verloren gehen. Man darf nicht vergessen, eigentlich so groß wie Deutschland, aber fast menschenleer. Fast keine Industrie, wenig Landwirtschaft, nur Fischfang, Militär und endlose, grandiose Landschaften. Einer meiner Begleiter spottete, hier gibt es mehr Braunbären, als Menschen. Tatsächlich sollte ich einige dieser wunderbaren Tiere zu sehen bekommen. Also zog ich mit einem Tross von drei geländegängigen Fahrzeugen übers Land, machte einige Rundflüge und habe doch in zwei Wochen Wartezeit nur Bruchteile dieses schönen Landstriches sehen können. Kamtschatka ist als vulkanisch aktiv eingestuft, bietet es natürlich auch einige Höhepunkte für Besucher. Ich war beeindruckt vom Tal der Geysire, ein etwa 6 km großes Tal zwischen den, oft grün bewaldeten Gebirgsketten, in dem sich bis zu 90 Geysire befinden sollen. Natürlich habe ich sie nicht nachgezählt, aber ich kann sagen, ich konnte mit eigenen Augen einige ihrer Eruptionen sehen, aus sichere Entfernung. Ein Schauspiel, dass man nicht so schnell vergisst, Fontänen von mehr als dreißig Metern, keine Seltenheit. Eine Landschaft, die man fast als mitteleuropäisch bezeichnen könnte, nur halt mit diesen Wasserspeienden und Dampf speienden Wundern, malerisch zwischen der felsigen Gebirgslandschaft gelegen. Man vergisst schnell, welche vulkanischen Urgewalten dieses Schauspiel speisen. Aber man verliert den Respekt nicht, wenn man diese kochend heißen Dampf und Wassereruptionen aus der Ferne betrachtet. Diese Gegend erkundeten wir mit dem Helikopter, richtig rein in dies Naturparklandschaft dass, war dann etwas für die bewährten UAZ Jeeps grundsolide russische Technik, praktisch unkaputtbar und wenn es doch Probleme gab, jeder der nur in etwa weiß, wie Motorentechnik funktioniert, brachte die Kisten wieder in Gang. Auch die Versorgung mit Treibstoff in so einer Region kein Thema, man braucht nur Freunde beim Militär, dann gibt es auch Diesel per Lufttaxi. So war es möglich eine Woche lang Kamtschatka zu erkunden. Sogar die Bärenjagd stand auf dem Programm. Jedoch brachte ich es nicht übers Herz, selbst eines dieser stolzen Tiere zu erlegen, dass überließ ich lieber den Orts- und Bären kundigen Einheimischen. Doch ich muss zugeben, dieses über dem offenen Feuer zubereitete Fleisch verschmähte ich nicht. Da das erlegte Tier ein recht junger Bär war, brauchte er nur einige Stunden in einer Essig Beize eingelegt werden, damit das Fleisch mürbe wurde. Nach weiterem langen garen im Topf über dem Holzfeuer, gab es dann so etwas wie Bären Gulasch mit Brot und Wodka. Eine zünftige russische Mahlzeit. Eigentlich eher ein Art recht dunkles Ragout, was eben nach Wild schmeckt, sehr lecker. Zu Hause mit ein paar Wacholderbeeren, Bärlauch und etwas trockenen Rotwein aufgepeppt ein wahrer Gourmet Schmaus. Ich habe das später mal mit Bärenfleisch aus dem Internet Versandhandel versucht, eine echte Gaumenfreude. Nur die Zubereitungszeit ist etwas länger, als gewohnt für uns, nun ja und der Preis edel.

Zum Glück war ich im August dort angekommen und konnte das Land in seiner vollen Weite und Schönheit genießen. Es war Sommer in Kamtschatka angenehme 20- 25 Grad der Standard, die Nächte etwas kühl und die Landschaft sehr viel Grün, Laubwälder, Schotterpisten, die ursprünglichen russischen Holzhäuser etwas abseits der Stadt, riesige Graslandschaften und natürlich schöne Gebirgskulissen mit dem, so glaube ich größten Vulkan der Halbinsel, dem Mutnowski Vulkan der auch als Energiequelle für ein Geothermal-Kraftwerk dient. Der Kamtschatka Sommer ist Klimatechnisch auch eher mit einem späten, traumhaften Frühling in unseren Regionen vergleichbar, nur selten gibt es Temperaturen in der nähe oder über 30 Grad, auch der Winter ist eher mitteleuropäisch, doch wohl oft mit viel, viel mehr Schnee. Etwa dreißig andere Vulkane auf der Halbinsel, die ich natürlich in dieser Zeit nicht alle sehen konnte, seien hier nur erwähnt. Also sollte mal Jemand von euch nach Kamtschatka wollen, ein Paradies für Abenteuerlustige Menschen mit Survivaltraining Allüren, vom Wildwasserrafting, bis zur Jeep Safari bei sehr angenehmen Klima, zur rechten Jahreszeit, wirklich paradiesisch. Man sagte mir, im Winter gibt es hier Schnee bis zum umfallen, da steht die Insel fast still, den wie schon erwähnt, sie ist Verkehrstechnisch kaum erschlossen und die Bewegungsfreiheit beschränkt sich ohne vernünftige geländegängige Fahrzeuge oder Luftfahrzeuge mehr oder weniger auf die bewohnten Küstenregionen. Ich will hier auch nicht den Reisebeischreiber geben, denn wie ihr wisst, es ist über zwanzig Jahre her dieses Abenteuer und ich muss alles aus der Erinnerung schreiben. Es sind nur meine Impressionen einer tollen Zeit des Wartens, die sich nun auch dem Ende zuneigte.

Mitten in einer Tour übers Land, ca 100 Kilometer von Piter, wie die Einheimischen Petropawlodsk liebevoll nennen bekamen meine Begleiter einen Funkruf. Wir sollen uns auf den Weg machen, morgens gegen 9.00 Uhr geht es los, zum Flottenstützpunkt in der verbotene Stadt Wiljutschinsk. Zeit um umzukehren und nach russischer Art Abschied zu nehmen. Die Russen sind sehr eigen und wenn es nur in die nächste Stadt geht, Gast ist Gast und der wird zünftig verabschiedet. Auch so eine sowjetische Lebensart, die hier noch völlig intakt war zu dieser Zeit. Heute mag das anders sein, bei den neureichen Russen, die westlich, dekadente Werte leben. Hier lebte die berühmte russische Gastfreundschaft noch.

Nach einer durch zechten Nacht, die ich nur überlebte, weil ich mich zeitig genug in meine Unterkunft gestohlen hatte, ging es dann morgens um neun Uhr mit dem Helikopter, einer Mi 8, zum Flottenstützpunkt. Der etwa 20 Kilometer entfernt von Petropawlowsk liegende Flottenstützpunkt, auf der gegenüberliegenden Seite der Bucht Awatscha war absolutes Sperrgebiet für nicht Militärangehörige. Es sei den sie waren Vertreter von Menschen, die bereit waren ohne viel zu fragen Millionen für ein U-Boot auszugeben. Es lohnte sich, der Blick auf diese wunderbare Meereslandschaft der Bucht und der Stadt Wiljutschinsk die nach mehrfachen Namenswechsel irgendwann den Namen des Vulkans bekam, an dem sie liegt. Die in den Bergen eingebettete Türkisfarbende Meereslandschaft lag ruhig und im Glanz der vormittags Sonne unter uns, vor uns das verbotene Land.

Der Flottenstützpunkt mit der Ausdehnung einer deutschen Kleinstadt Lag vor unter uns. In einen tief in die Felsenlandschaft getriebenen Hafenbecken konnte ich vereinzelte U-Boote und Kampfschiffe erkennen und geschäftiges Treiben. Auf einem für Helikopter gekennzeichneten Landeplatz setzen wir zur Landung an. Die uns erwartenden Militärs trugen Gehörschutz, das konnte ich erkennen, kein Wunder, denn selbst in der Maschine war der Lärm der Landung ohrenbetäubend. Ein Admiral und zwei seiner Begleiter begrüßten mich. Meine treue Dolmetscherin blieb arbeitslos, der Admiral sprach mich in sehr guten Deutsch an. Es zeigte sich, das er zwanzig Jahre in der DDR an der sowjetischen Botschaft akkreditiert war und es wusste mit Deutschen umzugehen. Insbesondere ein Ostdeutsch war für ihn fast ein Landsmann. Ich erinnerte mich gut, die Kontakte zu den Russen waren in Ostdeutschland nicht allzu intensiv. Wie alle Besatzungsmächte hatten sich die Russen ihre eigene Infrastruktur geschaffen und lebten etwas abgeschottet. Doch wenn es Kontakte gab, waren diese immer sehr herzlich und besonders Offiziere der höheren Ränge, waren auch Bestandteil des gesellschaftlichen Lebens in der DDR.

Die obligatorische Führung über den Stützpunkt musste ich natürlich machen, jeder wusste, selbst wenn ich ein Agent wäre, im Zeitalter von Satellitenaufklärung, die Nummernschilder an Autos erkennen können, gab es kaum Geheimnisse auf so einem Stützpunkt. Wenn es diese gab, dann waren sie tief in den, in den Berg getriebenen Schiffsbunkern verborgen, die auch ich nicht zu sehen bekam. Trotzdem ein hochinteressanter Rundgang, sozusagen direkt im Gebiss einer Raubtiers, das man auch militärische Großmacht nennt. Denn letztendlich ist die Flotte von Atom U-Booten, doch so etwas, wie die Fangzähne des Tigers. Wer in dessen Fänge gerät entkommt nicht mehr.

Nun bin ich fast am Ende der Geschichte. Ich kann sagen, dieses wirklich abstrakte Geschäft funktionierte, wie am Schnürchen. Wie zum Anfang beschrieben erfolgte die Abwicklung natürlich Zug um Zug. Ich bin der Überzeugung, das Wassergefährt findet heute in irgendeiner Form Einsatz in der Karibik, vermutlich nur für spezielle Touristen mit einem unerhört großen Budget. Es verbreitet keine Angst und Schrecken mehr.
Warum ich davon überzeugt bin? In dieser Gesellschaft gibt es nur einen Grund an die Wahrheit zu glauben und der ist Geld. Natürlich noch einen zweiten Grund, alle Geschäftssparteien sind zufrieden. Also Folgerung Nummer eins, ich erhielt mit meinem Partner Michael nach ca sechs Monaten, das vereinbarte Honorar für die Vermittlung und Punkt zwei, ich lebe noch. Eindeutige Indizien dafür, das alle am Geschäft beteiligte Personen zufrieden waren.

Doch sicher wollt ihr noch ein paar illustrierende Worte zum eigentlichen Objekt des Deals lesen, natürlich soll das so sein. Das Ende der großen Führung durch den Flottenstützpunkt war selbstverständlich davon gekrönt, das ich das U-Boot besichtigen durfte. Sicher werdet ihr glauben, wenn ich sage, dass war tatsächlich eines meiner beeindruckendsten und interessantesten Erlebnisse meines Lebens. Nun sah ich es zum ersten mal leibhaftig vor mir. Ein offenes Staatsgeheimnis. Das größte nicht Atomgetrieben U-Boot der Sowjets, wie ein riesiger Walfisch lag es da vor mir, ein schwarzblauer Anstrich, mit den üblichen Aufbauten des Ausgucks und der Geschützplattform. Das fast hundert Meter große Ungetüm der Meere wirkte, riesig und doch friedlich. Kaum vorstellbar, das im ursprünglichen Sinne nur dazu gedacht war Menschen und Waffen zu transportieren, die andere Menschen töten sollten. Über einen recht komfortablen, mobilen Steg betraten wir das stählerne Ungetüm. Die Bordwaffen der Geschützplattform waren schon demontiert, doch man konnte sich noch vorstellen, wie die Schützen hier den Ernstfall probten. Der Abstieg in das innere des Walfisches verursachte mir ein wenig Schwierigkeiten, ich war damals noch recht füllig und alles war doch eher für schlanke Menschen gebaut. Doch nach gefühlten zehn Metern war ich angekommen. Ein beklemmendes Gefühl von hunderten Tonnen Stahl umschlossen zu sein. Im Boot selber war es geräumiger als ich es mir vorstellte. Die Brücke, vollgestopft mit Technik, kyrillisch beschriftet wirkte so spartanisch, wie der Rest des Bootes. Mannschaftsräume nach Rängen aufgeteilt, die Kombüse, leere Waffendepots. Alles was wir uns vorstellen, das es in der Wand versteckt sein sollte, Versorgungsrohre, Luftschächte und anderes war nicht verkleidet, Teil des Lebensraums der Besatzung. Ich konnte mir kaum vorstellen, das man hier Monate überstehen konnte. Auf so einer Tauchfahrt. Trotzdem überwältigte mich der Eindruck dieser so schlicht wirkenden Technik, die so verheerendes anrichten konnte. Wie Kapitän Ahab im Bauch Moby Dicks, wandelte ich in den Eingeweiden des Meeresungeheuers, hörte dem Admiral zu, der einige Anekdoten zum besten gab.

Der Tag verstrich sehr schnell, mit so unendlich vielen Informationen, die ich ein Leben lang für mich behalten würde. Mein letzte Eindruck von Kamtschatka war der Blick auf diese gewaltige, wunderschöne, ursprüngliche Landschaft, in der ich eine abenteuerliche Zeit verbrachte. Der Blick aus dem Fenster meines Fliegers ließ die Aussicht auf die entschwindenden grünen Ebenen zwischen Gebirgsketten mit weißen Hauben in meinem Gedächtnis und den Wunsch, irgendwann nochmal hierhin zurück zu kehren.

Ende

Fortsetzung 3

Wie ich Mercedes Benz auf die Bretter schickte
Das hier wird praktische Lebensberatung, für alle die, die denken, sie seien wehrlos. Ich erzähle euch mal, wie ich ganz ohne Anwalt oder andere Rechtsberatung, nur mit ein wenig Allgemeinbildung, Köpfchen und Finesse einen Multinationalen Konzern symbolisch auf die Bretter schickte. Oder nennen wir es ein technisches K.O.?

Die ganze Geschichte fing ganz harmlos an. Ursächlich war einer Fahrt, auf der B112 zwischen Eisenhüttenstadt und Frankfurt/Oder der Auslöser des sich entwickelnden Problems.

Meine dritte Ex Frau (Ich nenne sie nur so, ich war noch nie verheiratet) fuhr mit ihren Suzuki Swift 1.0 hinter mir, als wir die Stadtgrenze passierten. Ich in meinem Mercedes SEC 5.0 Coupe voraus, gab natürlich Gas und war geschwind in der nächsten Ortschaft. Ein Blick in den Rückspiegel offenbarte mir, mein Liebling samt ihrem roten Asphaltpickel, war schlicht verschwunden. Ich stoppte, fuhr auf eine Gehweg und rief sie an, ob sie eine Panne hätte. Nein, sie hatte keine Panne, sie nörgelte nur „Ich stehe ja schon auf dem Bodenblech, aber wenn du Gas gibst...“ Sie kam nur zwei Minuten später. Klar musste ich darüber lachen, doch es gab den Ausschlag, das wir beschlossen, sie braucht mal ein etwas größeres Auto.

Ich bin kein Mann allzu langen Zauderns, wenn es darum geht, solche Entscheidungen umzusetzen. Da wir uns auf dem Weg nach Frankfurt/Oder befanden, schlug ich also einen Zwischenstop bei einem Mercedes Benz Autohaus vor, ganz unverbindlich. Wir schlenderten über den Hof,durch die Ausstellungsräume des Autohauses und wurden auch fündig. Eine schön gestylte, gebrauchte Mercedes C-Klasse. Nach einer Probefahrt mit dem Auto und ein wenig gut zureden, war auch meine Frau recht angetan von dem Wagen.

Eine super attraktive Blondine wollte auch gleich einen Kaufvertrag machen. Da diese Dame namens Carmen auch genau meine Beuteschema entsprach, schlug ich vor, da ich jetzt nicht genügend Zeit hätte, den Deal beim Abendessen zu besprechen. Kunden mit Geld dürfen auch Extrawünsche äußern. Natürlich willigte sie gerne ein, es winkte doch eine schöne Verkaufsprovision. Ich äußerte die Bitte, die Papiere zum Kauf schon vorzubereiten, nur den Kaufpreis noch offen zu lassen. Wir trafen uns also am selben Tag noch gegen 21.00 Uhr in einem italienischen Restaurant. Die geschäftsmäßige Kleidung im Autohaus hatte die gut gewachsene 1,70 Meter Blondine nun abgelegt und gegen ein sexy kleines Schwarzes eingetauscht.
Wir plauderten sehr angenehm, genossen ein hervorragendes Essen und eine Flasche Chianti und passten den Preis des Wagens meinen Vorstellungen an. Schnell wurden wir warm miteinander, wie man so sagt und natürlich auch Handelseinig. Gegen 23.30 Uhr verließen wir dann den Italiener und fuhren zum Autohaus.
Zwischenzeitlich hatte ich erfahren, das Carmen die Tochter des Autohaus Inhabers war. Der mehrere Autohäuser sein eigen nannte. Der mitternächtliche Besuch im Autohaus lief natürlich ganz nach meinen Vorstellungen ab. Sogar noch besser.
Nachdem wir alle Kauf- und Abwicklungsmodalitäten besprochen hatten, zahlte ich den Wagen bar und morgen würde das Fahrzeug nach Eisenhüttenstadt geliefert.
Die charmante Carmen, schon leicht angetrunken vom Chianti, lud mich noch auf ein Glas Sekt ein, zum anstoßen auf unseren geglückten Handel. Mit viel Bargeld in ihrem gläsernen Büros und zwei Gläser Sekt weiter, war es dann ein kurzer Weg auf ihren Schreibtisch.
So mochte ich Geschäftsabschlüsse. Einen schönen Wagen für meine Frau und oben drauf noch eine Blondine mit zerzaustem Haar und Schlafzimmerblick für mich. Auch wenn ich erst morgens gegen Drei wieder zu Hause war.

Mittags gegen eins, war die Freude groß, als es an der Tür klingelte und der bereits versicherte und zugelassene Mercedes geliefert wurde. So ein Zulassungs- und Lieferservice ist schon etwas Feines. Einsteigen und losfahren, ich konnte während der ersten Fahrt im Benz förmlich “riechen“, wie das Höschen meiner Frau immer feuchter wurde. Nach gut einer Stunde Rundfahrt, bekam ich den Lohn meiner Arbeit und meines gut investierten Geldes, so gleich in “Naturalien“ auf der mit feinen Buffalo Leder bezogenen Rückbank des Benz ausgezahlt.

Leider währte die Freude an dem glänzenden Wägelchen, nur sechs Wochen. Durch Zufall sah ich, das der Benz ganz leicht ölte, auf einem Parkplatz. Natürlich sofort zu Mercedes in Eisenhüttenstadt. Diagnose, Lenkgetriebe defekt, kosten einige Scheinchen. Sehr ärgerlich, aber ist ja ein Benz bei, Mercedes gekauft. Kein Thema also, dachte ich mir.
Schickte meine Frau los, das Problem auf Garantieleistung zu beheben. Was ich nicht erwartet hatte, sie kam unverrichteter Dinge wieder nach Hause. Sagte mir, ein Kerl hätte ihr erklärt, das ist unser Problem, wir hätten keine Garantie geschlossen. Nun war ich etwas verärgert und die hübsche Blondine war auf ihrem Handy zwar zu erreichen doch befand sie sich wohl auf einer Weiterbildung.
Zum Glück kann mir eine Idee, ich also nochmals zu Mercedes in Eisenhüttenstadt und fragte den Werkstattleiter, ob es den sein könne, das so ein Schaden innerhalb sechs Wochen, seit dem Kauf auftreten könnte. Ob das ein Mangel sein könnte, von dem das Autohaus so nichts wusste. Die Antwort war klar, der Mangel konnte nicht übersehen werden, wenn der Wagen, wie vom Händler behauptet und zugesichert technisch überprüft wurde. Schon gar nicht möglich war es, das der Schaden innerhalb dieser sechs Wochen entstanden sei.
So gewappnet beschloss ich mich des Problems selbst anzunehmen, fuhr geradewegs zum Autohaus. Ein arroganter Schnösel von Verkaufsleiter, Anfang Dreißig erwartete mich.
Lange Rede kurzer Sinn, es kam zu keiner Einigung in meinem Sinne, der Knabe war recht frech und meine Frau heulte schon fast, den Verlust ihres neuen Autos vor Augen.
Kampflustig verließ das Büro des Herren mit den Worten „Mein guter Mann, ich denke schon, das ich im Recht bin. Ich wäre mir allerdings nicht so sicher, das sie noch diesen Job habe, wenn ich mit ihrem Autohaus fertig bin.“

Meine Frau noch völlig aufgelöst „Und was machen wir nun?“ Ich erklärte ihr in Ruhe, wie ich gedachte, das Problem anzugehen. „Wir werden nun folgendes tun, ich setze nun ein Schreiben an Mercedes Benz Stuttgart auf, eine sogenannte Vorstandsbeschwerde. Jede Aktiengesellschaft hat so eine Beschwerdestelle, das wissen nur die meisten Leute nicht. Somit hebelst du, das Autohaus aus und schilderst dein Problem, sogleich in der Vorstandsetage.
Diese Leute sind immer auf Imagepflege bedacht. Innerhalb einer Woche, wird diese Beschwerdestelle uns nun ein Schreiben senden, in dem sie uns vertrösten.“ Ich grinste „Leider sind wir extrem verärgert und nicht sehr geduldig. Somit werde ich das nächste, wesentlich unangenehmere Schreiben aufsetzen. Diese Schreiben wird dann mit Sicherheit eine zügige Reaktion auslösen. Denn ich habe nicht vor, die Sache ewig vor Gerichten auszutragen.“
Natürlich passierte alles, genau wie vorhergesagt, das Schreiben, das uns auf eine Klärung innerhalb einiger Wochen vertröstete, traf zügig ein.
Nun begann der Spaß.

Ich setzte das nächste Schreiben auf, verwies nochmals auf die detaillierte Aussage des Werkstattmeisters, die ich mir zwischenzeitlich auch schriftlich besorgt hatte und stellte fest, das ich als langjähriger Mercedes Benz Kunde, der immer zufrieden war, hier arglistig getäuscht sehe.
Ich brachte auch zum Ausdruck, das ich auch nicht gewillt diese Sache jahrelang juristisch auszudiskutieren. Wenn mir seitens des Unternehmens nicht kurzfristig eine Lösung angeboten wird, werde ich das Fahrzeug eben veräußern. Da der Wagen nicht nicht verkehrssicher ist und mit dem Wertverlust leben müssen.
Allerdings völlig folgenlos würde ich den Preisverfall nicht hin nehmen. Als Mitglied im Mercedes SEC Fan Club, habe ich natürlich zahlreiche Kontakte zu Mercedes Fahrern. Denen habe ich meinen Ärger schon geschildert und einige von diesen Personen hatten auch schon Probleme, mit dem besagten Autohaus. Allen diesen Personen würde ich einen riesigen Aufkleber spendieren, mit dem Slogan „Belogen, betrogen, über den Tisch gezogen! Ein Service der Mercedes Benz AG, Autohaus ….“

Der Brief war selbstverständlich wesentlich ausführlicher formuliert, doch es geht hier nur, um die sinngemäße Wiedergabe.
Natürlich war ein Bluff, doch wie ich vorsagte, erfolgte eine unverzügliche Reaktion. Ein Telegramm aus Stuttgart, mit der Bitte sich doch kurzfristig in Eisenhüttenstadt treffen zu können um, das Problem schnellstmöglich zu klären.
Wie ihr seht, fein dosierte Strategie, führt oft zu unerwartet schnellen Resultaten. Offensichtlich wollten die Herren des Konzerns, so einen boshaften Kunden möglichst schnell abfertigen.
Ein Telefonat mit Stuttgart und der Termin stand fest. Obwohl ich anbot nach Frankfurt zu kommen, wollten die Herren unbedingt nach Eisenhüttenstadt. So sollte es dann sein.
Zwei Tage später, das Zusammentreffen in einem kleinen Restaurant. Ein Herr aus Stuttgart und der vormals so arrogante Verkaufsleiter des Frankfurter Autohauses. Es war tatsächlich so, der Kunde ist König, in diesem Fall wenigstens. Es war nur noch die Frage, Rückabwicklung des Kaufes oder Kostenerstattung der Reparatur. Ich entschied mich natürlich für die Reparaturkostenübernahme inklusive 2x Gratis Service mit Materialkostenübernahme. Was so etwas bei Benz kostet, weiß man ja. Nun hatte ich eben den Scheck eingestrichen und wir bestellten etwas zu Essen. Da gab es noch ein Schmankerl.
Der besagte Verkaufsleiter, schaute eher missmutig aus dem Fenster des Restaurant, als er eine Politesse an seinem unqualifiziert geparkten Firmenwagen werkeln sah.
Er wollte hastig aufstehen und zu der Politesse eilen, da fasste der Herr vom Werk ihn am Arm. Er lachte nur „Die paar Euro machen den Kohl, jetzt auch nicht mehr fett.“ Das fand ich in dieser Situation wirklich gut ausgedrückt. Darüber grinse ich heute noch.

Im übrigen kam mir dann später zu Ohren, das dieser so überhebliche Verkaufsleiter beim Autohaus seine Stelle aufgegeben hat und wohl in ein Volkswagen Autohaus wechseln musste. Wie das wohl passieren konnte?

An diesem Beispiel seht ihr, es lohnt doch, sein Gehirn anzustrengen und Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Ein Anwalt hätte für diese Kulanz Lösung Monate gebraucht.


Ende