Montag, 15. September 2014

Risikomanagement in der Luftfahrtindustrie

Wer macht das Fliegen unsicher? Und nein, das ist natürlich keine Reisewarnung. Obwohl ...



Der Abschuss von MH17 über die Ukraine und MH370 sind tragische Zufälle, sagt ein renommierter britischer Luftfahrt Experte. Leider ist das nur die halbe Wahrheit, den das gefährliche und zynische Kalkül von Kosten-Nutzen-Analyse verhindert oft Innovationen in die Sicherheit der Flugpassagiere. Doch dazu später.
Sicher ist dass, die Malaisen Airline zwei Flugzeuge in einem Jahr verliert, dies ist ein tragischer Zufall. Bei Flug MH17, ist relativ klar dass, die Airline keine Schuld trifft. Das Flugzeug wurde abgeschossen, von wem, dass werden wir wohl nie wirklich erfahren. Denn ein politisches Interesse an der Aufklärung ist eindeutig nicht vorhanden.
Bei Flug MH370 der Malaisen Airline, der in Kuala Lumpur startete, mit dem Reiseziel Peking, hier sieht es anders aus. Mindestens zehn Verschwörungstheorien existieren, sozusagen von amtlicher Seite. Das spannt sich über verschiedenste Versionen von Terroranschlägen, über Entführung, Abschuss durch das malaiische Militär, bis hin zum Selbstmord des oder der Piloten. Nicht einmal Computer Piraterie wird ausgeschlossen.
Es zeigt eigentlich nur, das Niemand weiß, was wirklich geschehen ist. Den wäre es ein Terroranschlag, wo bleiben dann die Bekennerschreiben? Ebenso bei einer Entführung. Das macht keine Terrorgruppe ohne eigene Botschaft, wozu auch, wenn keiner erfährt, was man damit mitteilen möchte.
Hier klingt sogar die Selbstmordtheorie seriöser, den die psychische Gesundheit von Piloten, ist ein gerne ignoriertes Problem in der Luftfahrt. Man redet einfach nicht gern darüber. Es ist selten, doch es ist sicher, das es fünf Vorfälle in der zivilen Luftfahrt gab, mit mehreren hundert Toten, die auf Suizid des Piloten zurückzuführen sind. Schon länger existiert die Forderung nach gesetzlichen Regelungen zur Überprüfung des geistigen Zustandes von Piloten. Doch Handlungsbedarf sieht man in der Politik und bei Luftfahrgesellschaften offensichtlich nicht.
Das Überrascht nicht, wenn man auf das dubiose Treiben der amerikanischen FAA betrachtet. Von Kritikern nicht grundlos als Grabsteinbehörde gescholten. Schuld an vergangenen und zukünftigen Flugzeugkatastrophen ist, nicht von ungefähr, nach Ansicht von Experten und Kennern der Branche, auch die unheilvolle Allianz zwischen der US-Luftfahrtbehörde FAA, den Herstellern, Zufliefern, sowie den Fluggesellschaften in den USA. Die vom NTSB vorgeschlagenen technischen Verbesserungen unterliegen laut US-Gesetz einer Kosten-Nutzen-Analyse. Das heißt, welche Ausgaben kommen auf die Industrie zu, wie viele Menschen lassen sich damit retten? Ein Leben wird mit ca 1,5 Millionen Euro angesetzt, entsprechend der Schadenersatzzahlung für einen getöteten Amerikaner.
Solche zynische Art der Kalkulation führt dazu, dass weniger als 20 Prozent der vorgelegten Vorschläge zur Erhöhung der Flugsicherheit, wie Rauchschutzmasken, Warnsysteme und verbesserte Sitze umgesetzt werden.
Ein Beispiel sei hier nur genannt. Die FAA ließ für die sichere Stickstoffbefüllung halb voller Tanks in Passagiermaschinen, Kosten von rund sieben Milliarden Mark errechnen. Zynisch betrachtet, ist ein Unfall wie TWA 800, bei dem ein Funke einen Kabelbrand auslöste und in Kettenreaktion, die halbvollen Tanks zur Explosion brachte, alle zehn Jahre günstiger, als hunderte Menschenleben zu retten.

Die Versprechen von Airlines und Behörden nach schweren Unfällen. Sind nichts als Sand in die Augen der Öffentlichkeit. Die Empfehlung, ein entzündbares Treibstoff-Luft-Gemisch in Flugzeugtanks mit allen Mitteln zu verhindern, stammt bereits aus dem Jahre 1963. Nach einem Zwischenfall am 17. Dezember 1963 mit einer PanAm Maschine in Maryland.

Wenn uns also bei einer Flugreise, Freunde, Verwandte oder Bekannte viel Spaß und viel Glück wünschen, dann können wir das Glück wohl recht gut gebrauchen. Denn nicht nur Luftpiraten, Terroristen und schießwütige Militärs bedrohen unserer Sicherheit. Viel schlimmer ist der Zynismus in der Wirtschaft und der Politik. Die Menschenleben in Geld umrechnen.

George W. Lästerbacke