Mittwoch, 22. Januar 2020
Kein kommunistisches Manifest
Über den Finanz-Crash und die Zukunft
Tatsächlich hört man fast täglich Diskussionen zur Lage der Finanzmärkte und dem unweigerlichen Kollaps des Geldsystems. Selbst dem eher unbedarften Zuhörer wird klar, die meisten geschaffenen Werte sind heute digitale Luftblasen, die einst aus der ehrlichen Arbeit und der Vergütung dieser Arbeit durch Zahlungsmittel resultierten. Heute aber ist das System Geld zu einem Monstrum mutiert, welches aus sich selbst heraus wuchert, eher Krebszellen mit Metastasen, als gesundem Wachstum und Produktivität ähnlich.
Partizipierte einst die Gesellschaft daran, so sind es heute nur noch einige wenige, die der Gesellschaft mehr oder weniger gezwungener Weise etwas abgeben. Aber das sind nur Brotkrumen fürs gute Gewissen und Steuerentlastungen.
Die eigentlichen Diskussionen sind, wenn sie den überhaupt ehrlich geführt werden, eher philosophischer Natur. Verantwortung will niemand übernehmen und verändern schon gar nicht, zu viele Interessen kollidieren hier, als dass das überhaupt noch möglich wäre.
Wir reden über den Crash, wie ein statistisches Ereignis, welches die Zivilisation bedroht, wie etwa ein Meteoriteneinschlag oder dem Ausbruch eines Supervulkans, Ereignisse die wir nicht abwenden können. Doch ein globaler Finanz-Crash und seine Folgen ist abwendbar, wenn den die globale Gesellschaft insgesamt umdenken würde. Ein Umstand, der jedoch durch mediale Verdummung und Egoismus statistisch noch unwahrscheinlicher wird, als das wir eine Meteoriteneinschlag oder einen Supervulkan aufhalten würden und somit unsere zivilisatorischen und kulturellen Leistungen retten könnten.
Sicher ist aber, ein Umdenken kostet uns alle weniger, als eine Katastrophe, die uns als reinigende Strafe, wie von einem fiktiven Gott gemacht trifft. Wobei man die Göttlichkeit bei einem Finanz-Crash getrost ausschließen darf, denn hier reden wir nur von sehr menschlichen Eigenschaften, wie der Dummheit und grenzenloser Gier.
Denn ein Crash der Weltfinanzmärkte bedeutet, einen Crash aller anhängenden Wirtschaftskreisläufe, Geldentwertung, bis hin zum Zusammenbruch der Gesellschaft, wie wir sie kennen. In unserer Zeit ist noch das Geld, welches aus Luftblasen erzeugt wird, der hauchdünne Ölfilm, der den Motor der Wirtschaft am laufen hält und dieser wird zusehend dünner. Also redet nicht ihr Experten und Politiker, sonder denkt darüber nach, wie wir die heiße Luft aus diesem Kreislauf entfernen können.
Besteuert Gewinne massiv, verbietet Spekulation und belohnt Arbeit wieder. Regulierung ist immer noch besser, als ein Ende mit Schrecken und sie ist der Anfang des Umdenkens. Ich möchte mir nicht anmaßen eine globale Endlösung für wirtschaftliche Probleme und ein perfektes soziales Miteinander zu kennen, aber ich fordere Neutralität bei der Suche nach Auswegen ein.
Das Geld zu verbieten liegt mir auch fern, doch ohne den Schrittweisen Umbau der gesellschaftlichen Basis, werden wir immer nur von der Hand in den Mund leben, aber nicht für eine bessere Zukunft.
Übrigens, nun da wir mitten in der Corona Krise stecken, lernen wir, wie dünn dieser von mir vorab erwähnte hauchdünne Ölfilm, der die Wirtschaft an laufen hält ist. Dieser kleine Virus wirft bereits alles aus der Bahn, obwohl er noch beherrschbar ist, richtet er doch unsagbaren Schaden an, zerstört Liefer- und Produktionsketten und er tötet wahllos. Sicher wird man die Pandemie überstehen, aber sie zeigt nur, wie krank unser System ist. Es braucht keinen Sturm, denn ein Windhauch und ein rascheln der Blätter reicht schon.
Es mag sein, das es Menschen gibt, die sind produktiver als andere, doch hier liegt auch das Problem. Es geht gar nicht mehr um Produktivität, sondern um zweifelhafte Geldvermehrung, von der wenige partizipieren, die kaum produzieren, aber die Vielzahl derer, die produzieren nicht mehr menschenwürdig von ihrer Produktivität existieren können.
Es gilt heute und für die Zukunft, Leistung muss sich für alle Menschen in einem Menschenwürdigen Lebensstandard und einer Lebensfrohen Gesellschaft auszahlen. Man darf sich heute als Humanist verstehen, wenn man dem Mensch nicht nur die Existenz und Freiheit zubilligt, fast alles zu tun, worüber gesellschaftlicher Konsens besteht, sondern auch, wenn man anerkennt, das der Mensch von seiner Arbeit leben muss. Und leben heißt heute auch Wohlstand, nicht nur nackte Existenz.
Es geht nicht um Luxus für wenige, sondern um Wohlstand für alle. Niemand muss arbeiten um am Existenzminimum zu vegetieren, niemand muss arbeiten um reich zu werden, niemand muss andere anleiten und führen um mächtig zu werden, sondern weil er die Welt besser machen will. Und hier macht es schon Sinn, wenn das Individuum sich selbst als ein Teil des Ganzen versteht, niemand muss die Welt ganz allein verbessern wollen oder können.
Eine gesunde Gesellschaft ist ein Volkskörper der, wie der Mensch als Ganzes richtig funktioniert, wenn er eine komplette Einheit ist. Doch funktioniert die Gesellschaft nur als Einheit, aus vielen Individuen die das Gleiche Ziel verfolgen. Es gibt kein rechts, links oder die Mitte, es gibt nur Gleiches für alle.
Natürlich bedarf der Mensch eines Belohnungssystems, aber Geld ist keine Belohnung, sondern nur eine Ersatzbefriedigung für Anerkennung und Ansehen. Man kann sich mit Geld auch schöne Dinge gönnen, das braucht man aber nicht, wenn jeder sich gönnen kann, was er möchte. Große Produktivität ist nur dann sinnvoll, wenn sie jeden befriedigen kann, aber nichts überflüssiges produziert, das niemand braucht um glücklich zu sein.
Heute beschäftigen sich ganze Wirtschaftszweige mit dem Erschaffen von Bedürfnissen, die wir gar nicht haben, dafür aber unsere natürliches Verlangen vergessen oder hintenan stellen. Deshalb sollte Geld eben nur Mittel zum Zweck der ganzen Gesellschaft sein, deren Produktivität und geistige Energie in einen Topf fließt, um Fortschritt für alle möglich zu machen. Geld sollte noch lenken, aber nicht führen. Das kann der menschliche Geist besser, als ein Seelenloses, Machtloses Hilfsmittel, wie das Geld.
Wobei man schon heute sagen darf, das Geld wird an Sinn verlieren, denn wir brechen in ein Zeitalter von Technologien auf, die unsere kühnsten Träume schon heute übertreffen und die Geld fast überflüssig machen werden. Freie, unerschöpfliche Energiequellen, Lieferungen von unterschiedlichsten Bedarfsgütern aus 3D Druckern und eine saubere Umwelt mit in sich funktionierenden Verwertungskreisläufen sind längst keine puren Phantasien aus Star Trek mehr. Doch eines ist auch klar, schon heute bremst Geld indirekt unsere geistige und technologische Entwicklung. Weil wir immer noch in Strukturen denken, in denen wir Ideen ausbeuten können, anstatt sie einfach der Gesellschaft zur freien Verfügung zu stellen.
Ich weiß, das dies wie eine Utopie klingt und ich höre schon das ABER .... Doch jeder der human denkt, jeder der seinen Kompass nicht ganz verloren hat und tief in sich reinhört weiß, heute läuft alles in die falsche Richtung und ich möchte nicht der sein, der sagt macht weiter so.
George W. Lästerbacke