Montag, 17. März 2014

Finanzkrisen oder Gott Mammons Kinder

Kurz zum Einstieg im meinen Text. Die Frage was oder wer ist Mammon?
Mammon ist ursprünglich ein unredlich erworbener Gewinn oder unmoralisch eingesetzter Reichtum, der nicht dem Gemein-, sondern dem puren, unredlichen Eigennutz dient. Heute wird mit dem Begriff schnöder Mammon abschätzig das Geld im Allgemeinen bezeichnet. Eine Bezeichnung die dem Geld nicht gerecht wird, die der historischen Entwicklung aber durchaus Rechnung trägt. Die ursprüngliche Definition entspringt dem Verständnis des nach alttestamentarischen Judentums. Als personifizierter Reichtum ist Mammon ein Dämon, der den Menschen zum Geiz verführt. Genau genommen also kein Gott, doch wer will den Unterschied machen?

Fiktion?
Es war einmal vor vielen tausend Jahren, da tauschten die Menschen aus, was sie zum Leben benötigten. Der Fischer gab dem Netzmacher Fische zum Verzehr, der Netzmacher gab dem Fischer die Netze um Fische zu fangen, damit beide gut leben konnten. Der Fischer fischte so viele Fische, dass sehr viele Menschen davon leben konnten. Der Netzmacher wiederum bezahlte den Garn-Macher mit Fisch und so weiter pflanzte sich die Idee fort, dass man Dinge, Dienstleistungen und Anderes zum Leben handeln, beziehungsweise tauschen konnte. Es war unser erster Weg in die Zivilisation.

Innovationen
So kam es also, das jeder Mensch seine Talente entdeckte Dinge zu produzieren, die andere brauchten oder aber Dienstleistungen anzubieten. Die Menschheit wuchs und konnte gedeihen. Das war gut so, den die Familien und Sippen ernährten und unterhielten nicht mehr nur sich selbst. Sie entwickelten sich, spezialisierten sich und eine echte Gemeinschaft der Menschen konnte entstehen. Heute nennen wir es Fortschritt, der am Anfang unserer Zivilisation lag. Fortschritt durch Innovationen, das war und ist das Herz und die Seele unserer Gesellschaft. Ein gutes Gefühl soll es sein, dass wir als Gemeinschaft gemeinsam alles schaffen können. So lebten die Menschen hart arbeitend, aber glücklich. Doch jeder ahnte es, es kann nicht ewig so funktionieren, das wir nur Tauschhandel treiben. Wenn immer mehr Menschen immer mehr Menschen versorgen müssen, bedarf es wiederum Innovation.

Die Fiktion einer Idee
Doch eines Tages hatte ein kluger Mensch eine Idee. Ein Mensch wie du und ich, den unsere Vorfahren waren nicht dümmer als wir, sie konnten nur viele Dinge einfach noch nicht erklären. Vielleicht war er ein Fischer, vielleicht ein anderer einfacher Mann der Landwirtschaft oder auch schon einer in der Gemeinschaft, der ein Denker war, den die Gemeinschaft nährte, um von seinen Gedanken zu profitieren, wir wissen es nicht. Saß er in einer Wanne, wie einst Archimedes und rief Heurika oder wandelte er am Strand. Sah er die vielen Muscheln, die von der wogenden Gischt des Meeres an den Strand gespült wurden? Das bleibt wohl das Geheimnis der Jahrtausende.

Sagen wir einfach, es war einmal auf einer kleinen Südsee Insel. Die Menschen versammelten sich, um zu feiern, einem ihre vielen Götter zu huldigen oder zu danken für ein gutes Leben. Als ein junger Mann sich erhob und sprach. Es war einer dem die Gemeinschaft zuhörte, er war ein Denker, ein Schamane. Einer aus einer langen Kette von Weisen. Er sprach zu lieben Freunden, Mitmenschen, Brüder und Schwestern, zu seines Gleichen. „Nun leben wir lange und gut in unserer Gemeinschaft, ich möchte sagen unsere Götter meinen es gut mit uns, wir arbeiten hart, aber wir leben auch in Hülle und Fülle. Das was wir produzieren ist gut und viel, doch wir tauschen unsere Waren und andere Völker anderer Inseln kommen, um auch mit uns zu tauschen. Wir haben nur ein Problem, wir leben von Tag zu Tag und Vieles, das wir produzieren verdirbt, oder wird nicht zum Zeitpunkt der Produktion benötigt. Einfach so, weil wir nicht genug tauschen können. Stimmt ihr mir zu liebe Freunde?“ Ein zustimmendes Raunen belebte die Menge und viele, sehr viele Menschen hatten über ihre Probleme zu berichten.
So sprach der Weise dann „Ich habe die Lösung unseres Problems gefunden, mögen die Götter mir den Weg gewiesen haben, es zu erkennen. Aber ich glaube, wir werden eine noch reichere und blühender Gemeinschaft haben, wenn wir einen Wert für die von uns produzierten Dinge und Leistungen festlegen. Wenn wir die Dinge nicht mehr direkt tauschen müssen, um heute und morgen zu leben, sondern sie dann, wenn wir sie brauchen, vom Anderen erwerben können. Wir tauschen weiterhin, Ware gegen Ware, aber wir werden auch Werte festlegen und Dinge mit etwas bezahlen zu können, das ich einmal Geld nennen möchte. Der Wert unserer Ware ist dann nicht nur Fisch gegen Netze oder Fisch gegen Garn, oder Brot gegen Fisch, Obst und Anderes. Der Wert unserer Ware ist dann auch Geld gegen Ware, wenn wir Waren nicht heute, sondern erst morgen benötigen. Vieles würde dadurch einfacher und dieses Geld verdient Jeder, der seine Ware nicht nur tauschen kann, sondern auch verkaufen. Das Alles ist eine Idee für die Zukunft, die noch schöner werden kann, den unsere Arbeit bekommt Wert und kann bezahlt werden. Meine Idee ist abstrakt, aber ich glaube ihr werdet sie verstehen. Auch weiß ich, wie wir zahlen werden. Unser Meer, das uns immer gut ernährt hat, gibt uns jedes Jahr viele Muscheln, darunter auch sehr seltene Exemplare. Diese werden wir sammeln und markieren, sie werden unser Geld.“

Das Geld ist kein Teufelswerk
So entstand vielleicht einmal das Muschelgeld, wohl eine der ältesten Formen von Zahlungsmitteln, vielleicht war es auch ganz anders, das wissen wir nicht. Doch eines will ich damit sagen, Geld ist kein Teufelswerk, kein Ende der Zivilisation. Geld ist eine Erfindung, die Fortschritt erst ermöglichte. Geld ist gewissermaßen ein praktikables Belohnungssystem und nicht böse. Geld ist seelenlos und nur der Mensch macht daraus Schlechtes, wenn er es falsch einsetzt, wie bei der Eiführung bereits definiert.
So kam es also, das unser Geld in die Welt kam und da unsere Welt noch unendlich weit war und viele Menschen nichts von der Erfindung des Geldes wussten, dauerte es Jahrtausende, bis die Menschheit überall auf der Welt immer wieder die Idee hatte Geld zu erfinden. Andere schauten sich die Idee vielleicht auch einfach nur ab. Doch gewiss ist, als unsere Hochkulturen erblühten, da war das Geld bereits fester Bestandteil unserer Kulturen und machte sie reicher. Half den Handel zu fördern, mathematische Systeme zu erfinden, belebte unseren innovativen Geist, ließ Dynastien entstehen und vereinfachte das Leben vielerorts.
Selbstverständlich war nicht alles gut. Natürlich entstanden auch Ungerechtigkeiten, Geld vermehrte sich einfach dort, wo Einige klüger vorgingen bei der Verwendung und den Einsatz von Geld. Geld löste Konflikte kleiner Natur und großer Natur aus. Gaunereien und Geld sind eben unausweichlich. Doch Gier ist keine Erfindung, die mit der Erfindung des Geldes zu tun hat, sie liegt in der menschlichen Natur. Geld war nur das neue Objekt der Begierde. Es war eine zugute Erfindung, als das unsere Gier es hätte ignorieren können.
So könnte man sagen, nicht alles, was glänzt, ist Gold beziehungsweise Geld, doch ohne das Geld wären wir heute noch dort, wo wir am Anfang standen, Jäger, Sammler und Tauscher. Nichts was wir heute haben, wäre ohne Geld möglich gewesen. Keine Forschung, Medizin und vieles andere Dinge, die unsere Zivilisation ausmachen, wurden nur durch die Innovation Geld ermöglicht. Geld schuf die Freiheit, nicht nur zu produzieren, sondern auch die Freiheit, dass Denker nicht produzieren mussten, um zu überleben. Der Geist hatte die Möglichkeit sich größer und schöner zu entfalten, als es jemals der Fall war.

Gesellschaftliche und geistige Degeneration
Das Geld heute in der absurden Form pervertiert ist, das es durch Zins und Zinseszins Strukturen, praktisch aus der Luft gegriffen erschaffen wird und bedeutendstes Element von Unterdrückung geworden ist, das wiederum ist auch nur menschlicher Phantasie zu zurechnen. Gespeist vom gierigen Naturell des Menschen oder sagen wir besser einiger Menschen. Den Gier ist nicht bei allen Menschen als pathologische Geistesstörung ausgeprägt, sondern in leichter Form vorhanden. Vielen Menschen reicht es zu wissen auf normalen, gesunden Level sozial abgesichert zu sein und für ihre Arbeit einen angemessenen Lohn zu erhalten. Das heute nachgewiesen in Banken und anderen Finanzunternehmen mehr Menschen sitzen, die pathologische Soziopathen und Psychopathen sind, als in geschlossenen Anstalten und Hochsicherheitsgefängnissen, ist eine logische Entwicklung unseres krankenden Geldsystems. Gier kann krank machen. Doch losgelassen auf eine immer noch arglose gesellschaftliche Mehrheit, sind diese Menschen gefährlich.
Historisch gesehen wurde diese Fehlentwicklung bereits im 16 Jahrhundert von Italienischen Goldhändlern inszeniert, die mehr Gold beliehen, als sie tatsächlich in ihren Lagern hatten. Die dadurch erzielten unredlichen Gewinne aus einem Vorgang, den man streng genommen als Betrug bezeichnen kann, beflügelten die Geldhändler in aller Welt, die Macht an sich zu reißen und von nun an nicht mehr Ware zu produzieren, sondern Geld.
Ich brauche hier Niemanden zu schildern, wie es so im Prinzip klugen, kriminellen Dynastien gelang, bedeutend phantasieloseren, nicht unbedingt dümmeren, arglosen Menschen die Hölle auf Erden als Paradies zu verkaufen, das weiß eigentlich Jeder der sich damit befasst. Der Rest erahnt es wohl.
Es funktionierte auch noch einige Jahrhunderte ganz gut, trotz allem Übel, war Geld der Katalysator für Fortschritt. Doch das eigentliche Ende des Sinnes von Geld liegt bereits im 19. Jahrhundert. Der Zeitpunkt, als gerissene Geschäftsleute auf die Idee kamen, Geld einzusammeln, um neue Dinge zu produzieren, um damit wiederum Geld zu erschaffen. Die Spirale von notwendigen Wachstum, Konsum und künstlich erschaffenem Geld war erfunden. Die Aktiengesellschaft, größtmöglicher Fixpunkt für Gier. Das leicht verdiente Geld, das Andere generieren.

Eine riesige globale Krake umspannt heute in Form von Aktiengesellschaften die Welt mit nur einem Ziel, Dividende zu erzielen. Die notwendige Spirale aus wachsender Produktion und Konsum, wiederum wird von einer Billionen Dollar Werbeindustrie angeheizt, so gut es geht. Doch all das ist, was heute unseren Fortschritt zu zerstören beginnt. Längst geht es nicht mehr darum, das es nötig ist, das sich das beste, in der Qualität unschlagbare Produkt durchsetzt, sondern nein, es muss nur so wirken, je schneller es kaputt geht, um so besser. Nur so produziert man Wachstum und Konsum. Sogar Stagnation ist von Interesse für das Geld, was aus dem Nichts entsteht, neue Erfindungen machen Furore, kurze Schlagschatten in der Öffentlichkeit, doch dann Schweigen um die fortschrittlichen Technologien. Der Verbraucher macht weiter wie bisher. Was passiert dann? Die Industrie erwirbt Patente uns sie verschwinden auf nimmer wiedersehen, wenn sie der alten Art Geld zu verdienen im Wege stehen. Vernichtung und verschweigen fortschrittlicher Technologien, die nicht dem Konsum, sondern der Erleichterung des Lebens der Menschen dienen, sind schlecht für das System. Unabhängige Energien, umweltfreundliche Verpackungen und vieles Anderes wird unterdrückt, um das Geldroulett weiter laufen zu lassen. Freiheit für den Menschen von Abhängigkeiten der Industrie, ist ein Traum, der gerne verkauft wird. Doch nur um die Sklaverei ewigen Wachstums und stetigen Konsums weiter zu verkaufen. Geld als Hamsterrad.

Und egal worum sich Konflikte heute auf dem Globus drehen, wenn man tiefer gräbt, wird es in neun von zehn Fallen um die Generierung von Geld in irgendeiner Form gehen. Vorgetragene ethnische und politische Probleme sind nur selten die echte Ursache und eher ein künstlich beeinflusstes und gepuschtes System von Hass, auf andere Menschen, hinter denen wiederum handfeste Geldinteressen stehen.

Die immer deutlicher zu Tage tretenden Dauerkrisen der Geldsystem sprechen eine deutliche Sprache, der bereits im 16. Jahrhundert injizierte Kreislauf künstlich produzierten Geldes mit endlosen Wachstum versagt immer mehr, nicht nur weil die produzierenden Menschen, zu wenig an Gewinnen beteiligt werden, sondern schlicht, weil es kein endloses Wachstum gibt, ohne Innovationen. Unsere Zivilisation überlebt nur noch, wenn Produzierende zu Hungerlöhnen arbeiten und Andere die noch besser verdienen konsumieren können. Deshalb gleiten sogenannte Konzerne und Hedge Fonds wie Heuschrecken über den Planeten und ziehen weiter, wenn verbrannte Erde zurückgeblieben ist. Aber auch dieser Kreislauf kann nicht ewig funktionieren. Kriege und Lüge um alles was sich plausibel darstellen lässt sollen uns blenden, um das Ende unserer zivilisatorischen Fortschritte unsichtbar zu machen. Doch es ist Realität. Werden wir den heutigen Finanzsystemen kein Ende machen, dann werden sie unserer fortschrittlichen Zivilisation ein Ende machen. Nur aus Gier wird eine blühende Menschheit wieder in der Steinzeit erwachen, um sich neu erfinden zu müssen. Das sind wir geworden, die Kinder des Dämon Mammon.

© Blasphemous Jaw

Mit diesem Text möchte ich auch meines lieben Freundes Leonhardt gedenken, der jeden Gedanken darin verstanden hätte. Dessen Geist darin fortlebt.