Immer das Gleiche, wenn man feiern geht. Wenn man früh aufwacht, nach viel zu kurzer Schlafphase, liegt irgend ein Etwas im Bett, was ziemlich breit aussieht. Dann sucht man seinen Laptop, stellt fest, dass man die Möbel auch nicht kennt und weiß, Mist schon wieder außer Haus gepennt.
Dann geht man in die Küche, denn mit motivierten Einsatz der Gastgeberin ist vermutlich nicht vor Zwölf zu rechnen, macht den Kühlschrank auf und findet einen Salat drei Jogurts, Konfitüre und keine Wurst. Dann bleibt nichts übrig, Internetfähiges Gerät suchen. Oh in der Wohnstube, mein Gott, wer hat in dem Alter noch einen PC? Nach zehn Minuten hast du das Computer Ding endlich im Griff musst mit Internet Explorer Facebook suchen, die Dame ausloggen, weil das tut sie natürlich nie. Windows World muss dann reichen, um dein Eindrücke aufschreiben. Einfach nur um wach zu werden und zu ignorieren, das da noch eine recht attraktive Schnapsleiche herum liegt.
Dann weiß man aber auch erst, wie schön es doch zu Hause ist. Man hört dabei den Geräuschen seines Magens zu und eigentlich muss man auf Toilette, was man nicht gerne tut, weil man ist nicht zu Hause. Gut also schreibt man etwas für euch, nur um wach zu werden und außerdem kann man euch noch etwas Interessantes erzählen. Spätestens um neun könnte ich dann ja irgendwo frühstücken fahren, denn hier verhungere ich. :D
Ich werde euch mal meinen Eindruck von Gestern erzählen, der Eindruck muss zwar nicht allgemein gültig sein, aber es macht einem doch Angst, was denn in Zukunft wird. Alle, besonders die Jüngeren sind total vernetzt, ist auch toll. Ich bin es ja auch, doch scheinbar kenne ich den Unterschied zwischen online und offline wirklich besser.
Gestern als Szenario in der Disco.
Das übliche Bild, ein drittel der Gäste an der Bar, ein drittel der Gäste tanzen, der Rest verteilt, sitzend stehend, flanierend. Soweit gut, normales Club Verhalten.
Aber nun kommt der Faktor Smartphone dazu.
Ich habe mein Smartphone in der Hosentasche, summt laufend, hab vergessen mich bei Twitter und fb auszuloggen, egal stört mich nicht, irgendwann ist der Akku alle. Die anderen Gäste, alle mit den Smartphones am tippen oder Videos von den Gästen machen, außer ein paar Mädels, die sitzen gelangweilt herum und warten. Auf was? Darauf angebaggert zu werden oder auf den nächsten WhatsApp Kick? Vermutlich auf Beides. Anbaggern, fällt wohl aus, weil die Jungs alle gesenkten Blickes ihre Smartphones hypnotisieren und auf YouPorn, YouTube oder sonst wo im Net abkacken. WhatsApp, ich weiß nicht ob die Mädels wichtig genug in ihrer Szene sind, um ständig angetextet zu werden. Selbst auf der Tanzfläche Smartphone Zombies wohin man schaut.
Zwischen drinnen ein paar Jungs, die nicht verstehen wollen, das sie mit ihrem anatolischen Bergvolk Balzverhalten wenig punkten können.
Viel mehr Kommunikation ist kaum zu erkennen. Ich bekomme hier schon die seltsamsten Bilder im Kopf, was wohl ist, wenn diese Leute 30 Jahre alt sind. Das Durchschnittsalter ist hier wohl so um die 20, vielleicht 22. Laden nicht der Billigste, aber die Kundschaft durchwachsen, Mitte des Monats auch noch viele Viadrina Studenten.
Ich glaube hier hat keiner mehr Ahnung, was zwischenmenschliche Kommunikation ist. Nur noch Smartphone Junkies. Ich langweile mich etwas, visiere die Gruppe eher gelangweilter Mädels an, die ich vorhin schon sah und lächele. Eine hübsche Blondine, die vorher schon mal einen abcheckenden Blick geworfen hatte, den ich wohlweislich ignorierte, lächelt zurück.
Ich drehe mich um gehe zur Bar und warte bis ich ein Desperado bekomme. Von der Bar aus kann ich sehen, sie verfolgt mein Treiben noch ab und zu, bekommt dabei von Jungs, die gleich wieder in ihr Smartphone Welt vertieft sind, Drinks spendiert.
Ich wandle derzeit noch ein wenig herum, staune wieder über diese kommunikativen Kommunikationslosen. Das ist nun das 21. Jahrhundert. Was tun sie eigentlich, wenn das Internet mal zusammenbricht. Ich meine jeden Wirtschaftswissenschaftler ist heute klar, das unser System bereits so Internet anhängig ist, das der Absturz uns fast schon ins analoge, industrielle Zeitalter stürzen würde.
Doch was ist mit reden und aufeinander zugehen? Diese Leute hier sehen aus, als ob sie damit völlig überfordert wären.
An diese Dinge muss ich denken, mitten in der Disko. Ich glaube ich habe noch viel zu wenig getrunken. Ich gehe jetzt wieder in Richtung meiner hübschen Blondine, sehe schon ihren suchenden Blick, lächele wieder von weiten. Sie lacht diesmal schon sehr auffällig zu mir und bedeutet, bei ihr ist ein Platz frei. Klar schlendre ich nun gelassen in ihre Richtung. Zehn Minuten plaudern, das Desperado ist alle, macht nichts, die Jungs stellen Nachschub hin. Sie werden neugierig auf den Typen der grade eines ihr Zielobjekt in Beschlag hat. Trauen sich aber nicht zu fragen. Kein Problem, ich fange einfach an.
Wir plaudern, jetzt schon mitten in der Gruppe angekommen, wir gehen draußen rauchen, sie ich und sechs Jungs. Der Türsteher grinst, man kennt sich, gleiche Altersklasse.
Kommunikation ist mein Geschäft, drei Zigaretten weiter mit ein paar guten Geschichten und ich bin eindeutig als cool eingestuft. Wieder in der Disco, bekomme ich jetzt die Drinks gratis. Ich werde sogar gegoogelt, jetzt tun einige Leute, was sie sonst kaum tun, anderes lesen als nur WhatsApp Nachrichten. Sicher habe ich morgen wieder neue Freundschaftsanfragen auf facebook.
Ich sage, dass ich noch fahren muss, daraufhin verschwindet meine Hübsche, sie heiß Vivian. Sie kommt kurz darauf wieder, stellt mir ihren Bruder vor, sagt lächelnd, dass er heute nichts trinken kann. Er muss morgen um fünf zur Arbeit. Er kann uns, wenn ich Lust habe, mit meinem Wagen zu ihr fahren, dort könnten wir weiterfeiern. Bingo, klar habe ich Lust. Was sagt man dazu, Kommunikation ist alles, regelt jedes Problem praktisch von alleine.
Nun, wie es ausgegangen ist, habt ihr oben schon gelesen. Doch ehrlich, macht euch das nicht auch Angst, das die Welt so tickt? Klar schnellen Sex in der Disco organisieren, das war früher auch schon unser Ding. Doch heute bekomme ich den Eindruck, es wird immer leichter für die, die noch das Charisma von Kommunikationsfähig ausstrahlen und nicht für die, die nur noch Internet abhängige Smartphone Zombies sind. Auf eine ungute Art macht uns das Internet ärmer, wenn wir es nicht nutzen um uns zu entwickeln und zu verbessern. Wenn wir nur konsumieren, ohne zu reflektieren. Was wird aus den Menschen werden? Es läuft nicht gut für unsere digitale Zivilisation.
George W. Lästerbacke