Montag, 30. Januar 2017
Der Homo Konsumentis
Der Kapitalismus ist eine Gesellschaftsform, die zusammen mit dem Sozialismus, als adaptiertes Gegenstück auf breiter Front versagt hat. Nur eine schillernde Fassade die Versagen und menschlichen Wertelosigkeit kaschieren soll. Auf den ersten Blick fördert der Kapitalismus, die Kreativität, die Erfindungsgabe und auch Qualität von Waren und Dienstleistungen- Das stimmt in der Theorie. Dies und die kraftvolle Vitalität hat mir am Kapitalismus immer gefallen. Doch spätestens seit der Kontrolllos wütenden Globalisierung, welche dafür sorgt, das Waren von A nach B, um die ganze Welt reisen, oft völlig von Sinn befreit für den Verbraucher, geht es nur noch um Profite, die es zu maximieren gilt. Die mühsam erkämpften sozialen und humanistischen Werte, die alle Menschen, insbesondere den produzierenden Arbeiter teilhaben lassen sollten, wurden erst in fernen Billiglohnländern von westlichen Konzernen skrupellos ignoriert und dann in der westlichen Hemisphäre überhaupt. Appel als Billigmarke mit teuren innovativen Markenimage, sei hier ein Beispiel, der Produktionsstandort China gestattet lächerliche Hungerlöhne und utopische Preise für ein Produkt, das es qualitativ nicht wert ist. Deutschland hat heute ein Lohnniveau wie Litauen, ein Land welches aus der Sowjetunion hervorging. Deutschland ist in Europa ein Niedriglohnland geworden.
Die Erfindung der Aktiengesellschaft, deren erste Ausläufer sogar bis in das römische Reich reichte, wo Händler anteilig organisierte Interessengemeinschaften gründeten und die Globalisierung sind der Todesstoß für den kreativen Kapitalismus gewesen. Nun ersäuft das entfesselte Kapital im Verbund mit Zins und Zinseszins langsam dass, was seine Stärken waren. Denn der Sinn der Aktiengesellschaft, sich Kapital bei Anlegern gegen Dividende, eine Art der Verzinsung zu leihen, um bessere Produkte und Dienstleistungen zu bieten, wurde von Bankstern und gierigen Vorständen ad absurdum geführt.
Kreativität, Erfindungsgabe und die Idee, das sich das Qualitativ beste Produkt erfolgreich am Markt behauptet. TV-Geräte und Waschmaschinen, die 20-30 Jahre funktionieren, gute regionale Lebensmittel oder Dinge des Alltages, die ewig zum Gebrauch taugen, werden praktisch zu Legende. Denn wir versinken in einer Flut von Dingen, die kein Mensch braucht. Fortschritt bringt uns nicht mehr voran, sondern er ist Mittel zum Zweck, um immer mehr zu verkaufen. Wir versinken im Müll unserer von der Werbung suggerierten Konsumwut. Und alles was wir über Qualität wissen müssen ist, das unsere Ware die Garantiezeit übersteht. Markenprodukte sind gut fürs Image, aber man braucht diese, wie jedes Billigprodukt bald neu.
Der wirkliche Fortschritt kommt aus Laboren und Forschungsstätten, die nur mit staatlichen Mitteln überleben. Der Fortschritt, der Menschen nützt. Dieser ist nur von Interesse, wenn er sich vermarkten lässt. Krankheiten, wie Diabetes, Krebs und andere Geißeln unserer Zeit könnten längst effektiv therapiert werden, wenn man nicht an dem alten Schrott hervorragend verdienen würde. Patente schützen, was oft nicht mehr Schützenwert ist. Und das mit freundlicher Unterstützung gekaufter und dummer Politik.
Selbstredend geht es nur um Profite der berüchtigten Aktiengesellschaften. Um den Wahn, letztendlich auch noch Geld aus dem Nichts zu generieren, nachdem die Produktion selbst nicht mehr genug Potenz hat, die Gier zu befriedigen. Das alles freundlich unterstützt durch Bankster und Co, denen heute die Aktiengesellschaften praktisch gehören. Letztlich zahlt der Verbraucher die Zeche. Um mehr zu Gewinne zu generieren musste mehr Konsum her, dafür wurde die Wegwerfgesellschaft kreiert und der dazu nötige, dauergeile, kaufsüchtige nichts mehr hinterfragende Mensch, der Homo Konsumentis. Der wurde durch pausenlose Werbebeschallung erschaffen. Seine Basis, der Konsument der echte Ansprüche stellt, wurde fast ausradiert. Bereits wir sind schwerst infiziert, unsere Kinder werden nur noch Homo Konsumentis sein. Dumm und verfressen. Gesteuert von wenigen Eliten, die den Menschen nicht mal mehr ausbeuten müssen, da die Produktion immer mehr automatisiert wird. Die Frage ist nur, wer kann sich die Flut von Produkten noch leisten, wenn er ohne Arbeit ist? Denn das Umdenken beginnt bei uns prinzipiell immer dann, wenn es zu spät ist. Eben ein Homo Konsumentis.
Von den übelsten Auswirkungen auf unsere Gesellschaft, echte Fortschritt Verhinderung und Kriege zur Umverteilung von Rohstoffen, muss man an dieser Stelle gar nicht mehr reden. Die Menschen sind schon heute so denkfaul und verdummt, das Wenige verstehen und der Rest will es nicht wissen. Eben wieder der neue Homo Konsumentis.
Die Welt von heute ist schnell erklärt, der Mensch verzehrt. Erst seinen Verstand und dann sein Wissen, auch auf die Moral, wird bald geschissen. Und ist der ganze Mist gegessen, dann wird er selbst auch aufgefressen.
George W Lästerbacke