Mittwoch, 2. August 2017

Kaufen für die Müllhalde.


Irrsinn mit System

Glühbirnen, Nylonstrümpfe, Drucker, Mobiltelefone, bei den meisten dieser Produkte ist das Abnutzungsdatum bereits geplant. Die Verbraucher sollen veranlasst werden, lieber einen neuen Artikel zu kaufen, als den defekten reparieren zu lassen.

Die bewusste Verkürzung der Lebensdauer eines Industrieerzeugnisses, um die Wirtschaft in Schwung zu halten, nennt man geplante "Obsoleszenz". Bereits 1928 schrieb eine Werbezeitschrift unumwunden: "Ein Artikel, der sich nicht abnutzt, ist eine Tragödie fürs Geschäft".

Gestützt auf Jahre lange Recherchen, erzählen viele, leider wenig beachtete Dokumentation im Netz die Geschichte der geplanten Obsoleszenz. Sie beginnt in den 20er Jahren mit der Schaffung eines Kartells, das die Lebensdauer von Glühbirnen begrenzt, und gewinnt in den 50er Jahren mit der Entstehung der Konsumgesellschaft weiter an Boden.

Heute wollen sich viele Verbraucher nicht mehr mit diesem System abfinden. Als Beispiel für die folgen unserer Konsumwahn und dessen verheerende Umweltfolgen könnte man riesigen Elektroschrottdeponien in Afrika und Indien nennen oder auch Plastikmüll Inseln in unseren Weltmeeren. Man könnte auch Lösungsansätze von Unternehmern nennen, die alternative Produktionsweisen entwickeln. Man könnte auch anmahnen, die Technik möge sich auf ihre ursprüngliche Aufgabe zurückbesinnen, auf die dauerhafte Erleichterung des Alltags ohne gleichzeitige den Planeten massenhaft mit Abfall zu verwüsten.

Doch das Problem ist doch nicht nur das Obsoleszenz Gebot der Industrie, sondern der Verbraucher selbst.

Ein beenden der Obsoleszenz Praktiken würde uns sicher allen nützen, doch würde es uns auch gefallen? Die Frage ist, sind wir noch bereit, die Folgen einer derartigen neuen Kontinuität in der Haltbarkeit von Produkten zu akzeptieren? Die neue Strategie wäre, Produkte halten unheimlich lange.
Der TV meiner Eltern ging nach 30 Jahren kaputt, die Waschmaschine brauchte bis zu ihrer Verschleißgrenze ebenfalls Jahrzehnte, mein erstes Handy von Siemens tat 5 Jahre seinen Dienst, bevor ich es gegen ein neueres, moderneres Gerät austauschte. Und nein, es war nicht defek. Mein erster Canon Drucker funktionierte 11 Jahre. Positive Effekte, gewohnt bewährt, das mögen wir eigentlich. Doch es wurde uns aberzogen, so zu denken.

Denn wir würden gleichzeitig darauf verzichten, auf das, was wir heute so lieben, die angeblich technischen Quantensprünge. Schneller, besser, geiler! Wollen wir das?

Ich habe in den letzten 20 Jahren so etwa 13 Handys, 4 TV Geräte und 3 Waschmaschinen verschissen. Oft schimpfte ich darüber, mochte aber auch die neuen, scheinbar besseren technischen Möglichkeiten. Ich hätte Sie diese technischen Möglichkeiten nicht, ohne dieses eingebaute Verfallsdatum. Jetzt wachsen Generationen von Hardcore Konsum Junkies ins Kraut. Was sagen die, wenn ihre Smartphones, Flachbild TV und anderes, ewig halten? Ich könnte wohl damit existieren, aber ich denke auch nicht nur, das ich denke. Die Wahrheit ist, die Wegwerfkultur ist in der Masse längst implantiert. Die neo-liberale Idee vom endlosen Wachstum funktioniert nur mit Verfallsdatum und dem uns anerzogenen Konsumverhalten.

Eine aus dem Wegfall des Verfallsdatums und die längere Werthaltigkeit von Produkten orientierte Gesellschaft würde entschleunigt und alle eher positiven Effekte, wie die Reduktion von Müll und die Freude des Konsumenten an einen funktionalen, langlebigen Gerät, das fände in der Masse doch kaum Zuspruch.

Die Masse der Konsumenten setzt auf billig und neu. Die Masse ist zu sehr verblödet worden, mit dem „Geiz ist Geil“ Syndrom und das Neuste ist Lebensqualität, um zu verstehen, das man sich wirklich Lebensqualität zurückholt könnte. Vom vermutlich brutalst, möglichen Widerstand der Wirtschaftslobby, will ich gar nicht erst reden. Diese würden den Untergang des Abendlandes herbei beten. Denn nur von Dingen, die, die Welt nicht braucht existiert diese Industrie noch. Dabei wissen wr alle, wenn wir nur wollten, das es uns ohne den Konsumdruck besser gehen würde.

Der Beweis ist, wäre die Masse verständig und intelligent genug vernünftig zu reflektieren, dann würde Sie doch echte deutsche Produkte kaufen, um Arbeit in Deutschland zu sichern und letztlich, sich selbst die Arbeit zu erhalten. Doch ist dem so?

Nein, Asien liefert deutsche Kleidung, Elektronik und andere Konsumgüter. Dort, wo im Moment noch die Armen für wenig Geld und viel Profit produzieren, kommt unser scheinbarer Reichtum her. Und es interessiert viele nicht mal, das sehr viele Produktionsstandorte Deutschlands Geschichte sind. Nur wenn sie selbst betroffen sind, dann fängt das Wehklagen an.

Ein kurzsichtiger Spareffekt ist dem Verbraucher wichtiger ist, als darüber nachzudenken, was er sich selbst mit dem verweigern der heimischen Produktionsqualität angetan hat. Nicht das Kapital und die Wirtschaft hat die Globalisierung ermöglicht, sondern die "Geiz ist Geil" Mentalität.

Das Kapital hat auf den Trend reagiert, den es selbst setzte und fleißig mit kreiert. Man setzt heute in der Wirtschaft auf Profitmaximierung durch Verfallsdaten, auf Produktion in Dumpinglohn Ländern und die Blödheit des Konsumenten. Ein völlig normales wirtschaftliches Verhalten.

Diese Tendenzen zeigen, der Mensch hat die Sicht und das Gefühl für sich selbst und seine Bedürfnisse verloren. Eine Umkehr dieser Trends würde bedeuten, die Uhr um Jahrzehnte zurückzudrehen, in Sachen Konsum. Besondere in den Köpfen der Konsumenten. Das erscheint mir wenig realistisch.

George W. Lästerbacke