Samstag, 2. Februar 2013

Die Erde hat mich wieder!


Über Flugangst, bewaffnete Drohnen und überwundene Ängste, die doch immer bei dir sind.

Es ist erstaunlich, ich bin mehr geflogen, als viele andere Menschen. Aber ich tue es immer noch mit einen unguten Gefühl. Ich weiß das es unlogisch ist Flugangst zu haben. Ich mag es sogar zu fliegen. Die Aussicht auf einen Sonnenaufgang über den Wolken, dass ist einfach unbezahlbar. Ähnlich dem Blick über den Grand Canyon, von einer Gläsernen Plattform aus. Man ist beeindruckt von der Erhabenheit und dem schier unendlichen Blick über die Welt. Aber jedes mal, spüre ich ein unbestimmtes Gefühl von Angst, ähnlich dem Gefühl, dass man gelegentlich verspürt, wenn man in einen dunklen Keller kommt, irrational und doch nicht zu ignorieren.

Die menschliche Psyche, ist einfach immer noch steinzeitlich, wie unsere Körper selbst. Das gestehen wir ungern ein, der Homo Modernus Individualis des 21. Jahrhunderts sollte keine Ängste mehr kennen. Doch es ist ein Fakt, unsere urzeitlichen Ängste dominieren uns, mal mehr, mal weniger. Die Angst im dunklen Keller, ist dabei sogar viel logischer, als die Flugangst. Den die Angst in der Dunkelheit ist evolutionistisch erklärbar.

Die Flugangst dagegen, ist durch unsere Erfahrungen in unserem Zivilisationsalltag zu suchen, also erworben. Unbewusst antrainiert, wie ein pawlovscher Reflex. Wir besitzen für das Fliegen keinen natürlichen „Warnrezeptor“. Die Natur hat niemals vorgesehen, dass wir fliegen. Wir haben durch unsere Entwicklung in der zivilisierten Welt gelernt, dass Flugzeuge abstürzen können. Ergo, Schlussfolgern wir unbewusst, das wir in dem von uns betretenen Flugzeug sterben können. Auf diese Art haben wir eine modifizierte Art der Todesangst erlernt. Ich empfinde diese Vorgang in meiner Psyche als extrem störend, auch wenn es mich nicht davon abhält zu fliegen. Mein Verstand, gepaart mit Lustgefühl und ein paar kleineren Urängsten, die ohne Zweifel auch für das Überleben wichtige Funktionen haben, würde mir reichen.

Diverse abstrakte, eher geistiger Unreflektiertheit geschuldeten, schwachsinnige Ängste vor Spinnen, Bienen und anderen wenig bedrohlichen Getier sind sowieso heilloser Unfug. Diese sind schon Generationsübergreifend, als sinnfreie Hysterika, meist von mütterlicher Seite vererbt. Diese Ängste sind einfach dumm. Nicht weitergereichte Weisheit, sondern weitergereichte Dummheit.

Über aus traumatische Erfahrungen und daraus resultierende Ängste, möchte ich nicht spekulieren. Diese sind für die Betroffenen ein übles Los. Das sie nur mit viel Überwindung und Anstrengung aufarbeiten können. Aber auch müssen, wenn sie glücklich leben möchten.

Täglich erfährt man etwas über seine Ängste. Obwohl ich, als allgemein eher taff gelte. Habe ich diese Erfahrung vor kurzen, im Zusammenhang mit einer Reise in meine Vergangenheit als „Denkmaschine“ auch wieder erfahren müssen. Ein bereits geschlossenes “Buch“ in unserer Seelenbibliothek, aktiviert immer wieder die unangenehmen Erinnerungen, somit auch unbegründete Ängste.

Diese Erregung, die dich erfasst, wenn man plötzlich gebeten wird Entscheidungen zu fällen, die man in der Vergangenheit schon gefällt hat. Immer rational und logisch orientiert an scheinbaren Fakten und den eigenen vernünftigen Gedankengängen folgend.

Trotzdem weiß man, dass man oft nicht nur eine rationale, auf harten Fakten beruhende Entscheidung fällt, sondern es Menschenschicksale betrifft. Spätestens dann, wenn man den „Elfenbeinturm“ seit längeren verlassen hat, erreicht man diese Klarheit.

Aus dem Elfenbeinturm sieht so eine Entscheidung oft noch ganz anders aus. Aber mit dem Abstand der Zeit funktioniert das Gewissen dann oft doch. Die menschliche Psyche ist wirklich sehr unpraktisch.

Es ist ein wenig so, als ob man die aktuelle Diskussion zu Anschaffung von bewaffneten Drohnen für die Bundeswehr betrachtet.
Soldaten, die dort sitzen und diese Waffen bedienen, die werden das immer aus der Sicht eines Videospielers betrachten, der eine phantastische 3D Grafik im Spiel hat. Nicht mehr, es berührt sie wie einen World of Warcraft Gamer. Nicht wie einen Menschen, der andere tötet.
Doch irgendwann, wenn die Video-Krieger aus ihren „Bunker“ heraus sind, wieder in der echten Welt angekommen. Vermutlich erst dann, nach vielen Jahren, verstehen sie, dass sie Menschen getötet haben.

Auch wenn sie nach ihrem gültigen Werte System, das Richtige getan haben. Sie werden sich auf einer rationalen Ebene sagen können, es war richtig, was ich getan habe. Doch ihre Seele wird belastet sein, dem Einen wird es nicht so schwer schaden. Weil er ein gesundes rationales Denken an den Tag legt, doch anderen macht es kaputt.

Sicher ist nur eins, spurlos und ohne Leid gehen Ängste an Niemanden vorbei. Dass ist auch unserer Zivilisation geschuldet. Die zweierlei Maß anlegt. Du sollst töten, weil die Politik, sagt es ist gerecht. Oder du sollst nicht töten, weil es unmoralisch ist. Es ist nicht verwunderlich, das wir damit überfordert sind. Es ist schon so, das Töten ist eine tief in uns schlummernde urzeitliche Programmierung. Sonst könnten wir gar nicht töten. Doch das Töten ist von unserer Zivilisation, offiziell seit es Gesetzte gibt geächtet. Auch diese Verbot haben wie erworben und es ist Bestandteil unserer Gefühlswelt. Das der Konflikt zwischen erlaubten Töten und verbotenen Töten uns krank macht, ist nur zu gut zu nachvollziehbar.

Ich kann es selbst spüren. Ich bin total müde und absolut wach, nach Ereignissen, die aus der Vergangenheit kommen und dich ab und zu einholen.

Aufgekratzt von der Erregung der Entscheidung. Der seltsame Modus einer Denkmaschine. Welchen ich heute versuche, durch Banalitäten zu überdecken. Der vergebliche Versuch, eine Leiche mit einen Seidentuch zu verschönern.

Wenn ich meine Ängste und inneren Konflikte, auch überwunden habe. Wird es doch, immer wieder auf's Neue bedeuten. Ich bin wieder da. Das Alte mit mir, doch dem Neuen nicht im Wege stehend.

So sage ich nach jedem Flug, die Erde hat mich wieder!


George W. Lästerbacke