Dienstag, 29. August 2017

Nordkoreas Säbelrasseln

Meine persönliche Meinung zur aktuellen Lage in Nordkorea einmal kurz zusammengefasst.

Die Nordkoreanischen Erstschlag Phantasien sind doch mit schöner Regelmäßigkeit da. Wobei Erstschlag Phantasien eher der westlichen Paranoia entspringen, Nordkoreas Führer wäre so größenwahnsinnig, die Wiedervereinigung mit Südkorea mittels einer militärischen Intervention erzwingen zu wollen.
Natürlich wäre Nordkorea rein militärisch, schon auf Grund seiner auf einer Millionen Soldaten unter Waffen in der Lage Südkorea zu überrennen, doch das hätte man auch vor zwanzig Jahren schon tun können.

Diesen Artikel brauche ich eigentlich nicht zu neu schreiben, nur noch aus der Schublade zaubern.

Bei dem „großen“ Diktator Kim deutet für mich nichts auf Wahnsinn hin. Eher ist klar, das er durchaus weiß, was in der Welt passiert und sich dessen, was er tut sehr bewusst ist. Ein wenig erinnert dieser Mann mich an Donald Trump. Crazy Kim mit der steten Werbetrommel für sich selbst. Er wurde in Schweizer Internaten beschult und ausgebildet. Sein Kontakt zu westlichen Schülern war sicher gut genug, um sich ein Bild über die westliche Welt zu machen. Seinen Universitätsabschluss kann man nicht bewerten, allerdings hat er fünf Jahre studiert und das koreanische Bildungssystem hat nachweislich eine gute Qualität, wie man von Kennern erfahren kann.
Es wird Kim nachgesagt, ein guter Militärstratege zu sein. Also dürfte ihm im völlig klar sein, das seine Truppen wohl in der Lage wäre Südkorea zu überrennen, nicht aber dessen Verbündeten, die USA. Seine wenigen Atomwaffen taugen nur zur Abschreckung.

Vielmehr war zu beobachten, das Kim nach Amtsantritt einen moderateren innenpolitischen Kurs einschlug. Eine vorsichtige marktwirtschaftliche Öffnung und die Abwendung von marxistisch-leninistischen Dogmen. Im westlichen Staaten wird dieser Fakt wissentlich ignoriert, aber im inneren Nordkoreas ist das fast revolutionär. Was beweist, das Kim sicher nicht das System umkrempeln wollte, aber doch allgemeine Notwendigkeiten der Modernisierungen erkannt hat.

Bis Ende 2012 war dieser Kurs auch klar erkennbar. Provokationen nach außen waren eher eine Ausnahme und als innenpolitische Inszenierung zu betrachten. Ein Kurswechsel der im Moment in gute, alte kalte Kriegsrhetorik ausartet, ist erst seit Januar 2013 zu beobachten.

Dafür gibt es mindestens zwei Gründe und diese sind einfach zu erklären. Der erste Grund ist natürlich die stetigen Südkoreanisch–amerikanischen Truppenmanöver vor der Haustür. Ein Macht bewusster Führungskader, der sich als letztes Bollwerk gegen die imperialistischen Gefahr darstellt, muss wohl so handeln. Kim muss seinem Volk zeigen, dass das Nordkoreanische Volk den richtigen Weg geht. Wir selbst erleben in Deutschland ja ebenso eine zweifelhafte Bundeskanzlerin Merkel, die niemals zugibt, dass sie auf einem Irrweg ist und Fehler mit der nächsten Fehlentscheidung kompensiert und niemand will es merken. Hauptsache den Macker geben, egal wie sehr wir die böse Mutti sind.

Innenpolitisch hat Kim einen wichtigen Grund mit den Säbeln zu rasseln, laut Geheimdienst Quellen wurde im Frühjahr 2016 ein Attentat auf Kim verübt wurde. Vermutlich aus den eigenen, engsten Reihen heraus. Was darauf schließen lässt, das der zaghafter Versuch, eines moderater innenpolitischer Kurs, bei Hardlinern innerhalb des Militärs und der Koreanischen Arbeiter Partei nicht unbedingt nur Freunde fand.

In diesen Kontext ist das augenblickliche Gebaren Kims recht gut nachvollziehbar. Einerseits dem eigenen Volk zeigen, das man in der Lage ist außenpolitisch Stärke zu zeigen und sich notfalls verteidigen zu können, andererseits innenpolitisch Führungsstärke zu demonstrieren und die eigenen Reihen zu schließen. Vermutlich auch mit dem Ziel eigene Kritiker unauffällig auszuschalten. Kim ist letztendlich ein Diktator, in der Erbfolge von echten alten Hardlinern. Die ständigen Sanktionen und die Tatsache, das Nordkorea ohne Lebensmittelspenden nicht mal mehr in der Lage ist, dem eigenen Volk die Mägen zu fühlen, machen Kims Diktatoren Job auch nicht leichter.

Es lässt sich wohl kaum Wahnsinn zu erkennen, sondern eher bestmögliche innenpolitische Strategie zum Machterhalt. Was Kim wiederum, als einen klugen, kaltblütigen Strategen zeigt. So etwas wünscht die greise Partei und oft auch das eingeschüchterte Volk, dem außer Patriotismus nicht viel bleibt.

Die Spekulation, das Kim tatsächlich Atomraketen auf Südkorea oder US amerikanische Stützpunkte, oder nun fast schon auf die amerikanische Ostküste abschießen würde und sich somit praktisch selbst aus der Geschichte tilgt, ist schon eher dumm. Denn kein vernünftiger Mensch, würde bei Kim Suizid Gefahr diagnostizieren.

Warum sollte Kim den USA einen Anlass geben, Nordkorea anzugreifen? Was ohne Zweifel das Ende des „großen“ Diktators wäre. Er zündelt bewusst mit brutalst möglicher kalter Kriegsrethorik, hat ab die Lunte nicht angezündet. Doch er beweist mit Nachdruck, was sein Land leisten kann. Denn die Rakete über Japan hinweg fliegen zu lassen, das war wohl ein deutliches Statement an US-Präsident Trump, lasst uns in Ruhe, wir bellen nicht nur, wir können auch beißen.

Kim beweist sich als geschickter innenpolitischer Populist. Sein Erscheinungsbild nach außen, dürfte ihm vermutlich egal sein. Da er außenpolitisch praktisch isoliert ist.
Laut Geheimdienst Quellen, hat er 2016 zwei Atomwaffen fähige Mittelstreckenraketen an die Küste zu Südkorea verlegt, die von dort strategische Ziele in Süd Korea erreichen können und US Militärstützpunkte. Nun noch ergänzt durch ein oder zwei Interkontinentalraketen, die wohl die US Ostküste erreichen können. Man könnte Kims Atomwaffenarsenal auf Grund der Menge wohl eher als symbolische Geste betrachten, die einen kleinen Mann groß machen sollen, wenigstens im eigenen Land.

Natürlich könnte man mit zwei Mittelstreckenraketen und ein oder zwei Interkontinentalraketen einen Krieg anzetteln, auch gegen die USA, doch welche Überlebenschancen hätte Nordkorea in solch einem Konflikt? Denn eine echte globale Bedrohung sind sie nicht. Auch wenn sie einige zehntausend oder hunderttausend Menschen töten könnten. Ein Ereignis, was wohl nie geschehen wird. Denn Kim ist eben kein fanatisierter Terrorist, sondern der König eines kleinen, von der Welt isolierten kommunistischen Königreiches. Seine Paranoia gilt eher der Bedrohung von außen, als der Eroberung.

Denn es wurde von keiner Mobilisierung der Nordkoreanischen Armee berichtet. Was ein Indiz für praktische Kriegsvorbereitungen wäre, aber auch noch kein handfester Beweis, für eine Kriegsvorbereitung. Das würde bestenfalls beweisen, das der atomare Verteidigungszustand hergestellt ist. Die USA wären mit ihren Spionagesatelliten, die wüssten, ob Kim in den Krieg ziehen will.

Natürlich ist eine solche politische Lage kritisch zu betrachtet, da von außen nicht zu 100% beurteilt werden kann, ob sich die Lage nicht zuspitzt. Aber ich sehe im Moment nur wieder gezielte Panikmache. Die westliche Politik legitimieren soll und auch hervorragend geeignet ist, von wirklichen Problemen in der westlichen Welt abzulenken. Denn vergessen wir eins nicht, nicht Kim hat einen militärisch-industriellen Komplex zu befriedigen, der durch den Verkauf von Waffen und Kriegen am Leben gehalten werden muss, sondern die USA und andere Westliche Länder, welche munter jedes Jahr Waffen produzieren und diese auch verkaufen müssen.

Und nein, ich entschuldige hier keinen Diktator, wie Kim. Ich will nur klar machen, das abgrundtief Böse sitzt nicht nur in Nordkorea.

© George W. Lästerbacke