Montag, 11. November 2013

"Das Küssen, ist das aufeinander plauzen zweier Menschenschnauzen."



So sagte es einst Heinz Erhardt, ein längst verstorbener Spaßvogel, der sich noch Komiker nennen durfte. Und brachte den Akt des sich küssen, etwas unromantisch, aber satirisch auf den Punkt. Heute braucht es mindestens eine wissenschaftliche Studie, damit es wichtig klingt und irgend wen interessiert.

Vermutlich sind solche Studien, so etwas wie Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen für Wissenschaftler, wenn sie eben nichts anderes zu tun haben und es nicht viel kosten darf.

Der spanische Wissenschaftler und Mediziner Jesus de la Gandara hat festgestellt, dass Küsse nicht nur glücklich, sondern auch schlank machen. Bei jedem Kuss werden 36 Muskeln aktiviert und im Schnitt 12 Kalorien verbrannt. Dazu sage ich mal, das war sicher für den kurzen Kuss, das Zungenquickie. Denn sonst wäre ich etwas traurig, das ich bei einer der schönsten Beschäftigungen zweier Menschen, nur so wenig Energie verbrenne.

Diese Erkenntnis dürfte nicht unbedingt neu sein, wird aber immer mal wieder, gern in Erinnerung gebracht. Küsse, auch Wangenküsse, die zur Begrüßung und bei der Verabschiedung üblich sind, tragen zum körperlichen und seelischen Wohlgefühl bei. Sie können Frustrationen eindämmen und Zufriedenheit geben. Je mehr Küsse gegeben und empfangen werden, desto besser.

“Menschen, die sich regelmäßig liebkosen, haben eine bessere Lebensqualität und eine höhere Lebenserwartung. Ein Küsschen im angemessenen Moment bringe nicht nur Beruhigung und Glücksgefühle, sondern auch eine bessere Gesundheit.” sagt Gandara. Über diese Studie hat er ein Buch verfasst: “Planet der Küsse”. Er kommt zu der Feststellung, dass Männer alles andere sind, als Kuss-Experten. Sie seien deutlich zurückhaltender, als die Frauen und weniger sinnlich. Wer hätte das gedacht. Bei den Männern würden im entscheidenden Moment, nur ein Drittel der Versuchskaninchen, auch Probanden genannt, die Augen schließen. Frauen jedoch tun das fast zu neunzig Prozent.

Ich meine, das liegt in der Natur der Sache. Männer sind vom Erdgeschichtlichen her Jäger, müssen also ständig auf der Hut sein. Außerdem schaut man dass, was man liebt und mag, doch besonders gern an. Da schließt man doch nicht die Augen oder doch? Die Frauen stellen sich in diesem Moment vermutlich ihren idealen Mann vor. Doch das geht nur, wenn sie die Augen schließen. Daran dachte der Herr Mediziner sicher nicht.

Allerdings sage ich, ich finde derartige Studien, langweilig, blöd und tendenziös. Ich gehöre definitiv zu dem Drittel, das die Liebkosungen genießt, beim küssen immer, oder wenigstens meistens, die Augen schließt. Niemals würde ich, an eine andere Frau gedenken, als die Frau, die ich grade küsste. Denn ich bin ein leidenschaftlicher Küsser. Ich knutsche für mein Leben gern und begehre sie, nicht dass, was ich bekommen möchte. Zumal ich meine Traumfrau schon kenne.

George W. Lästerbacke