Donnerstag, 27. März 2014
Der Staatsstreich - Tod im Bahnhof
Wie immer noch keine Endfassung, nur wieder eine nicht lektorierte Fassung zum reinschnupper. Mein Antiheld verführt in dieser Episode keine islamischen Terroristen, diesmal geht eine Neo-Nazi-Gruppe in sein Netz und den Weg aller seiner Mitstreiter. Viel Spaß beim Lesen.
(Leseprobe, unlektorierte Erstfassung)
Episode II.
Der Schattenmacher (Nomos)
Rauchige Luft, klirrende Gläser, Stimmengewirr. Halbdunkle Eckkneipen Atmosphäre. Ich hörte die Stimmen, die sich heiß diskutierend, teils wild gestikulierend Gehör verschaffen wollten. Sie waren an mich gerichtet, doch ich nahm, nur war, was ich wirklich hören wollte. Das intellektuell eher verehrende Schwafeln war es nicht, was ich hören wollte. Sie redeten sich wiedermal im Alkohol geschwängerten Rausch, fast um Kopf und Kragen.
RTL2 gebildeten Verlierer der Gesellschaft. Einige gar nicht so dumm, doch mangelndes Interesse, auch ihre Unkenntnis der Welt, die kaum über ihren Kiez reichte, versteinert in ihrer Sicht der Dinge. Wie bei so vielen Menschen, sie konnten Fehler immer nur bei Anderen suchen, anderen die Schuld für ihre Misere geben, ihre elende Geschichte wieder und wieder erzählend, ohne etwas zu ändern. Sie wollten Asylantenheime brennen sehen, die Regierung stürzen und sozial Schmarotzen an die Wäsche. Vergaßen aber allzu oft, in den Spiegel zu sehen und zu erkennen, dass sie sich selber hassten. Sie waren Opfer, Täter und Ahnungslose in einer Person. Eine Gruppe Menschen, fast wie du und ich, doch viel näher am Abgrund der dunkelsten Winkel ihrer Seele.
Freddy der kahl geschworene Mittdreißiger war der lauteste, er und seine arischen Brüder. Hass auf alles, alles und alle, die anders waren. Den Feind fest im Blick, ohne zu erkennen, das sie und die Gesellschaft, die sie verachten die Ursachen sind für ihr Übel. Menschen denen nur eins fehlte, um zur Bombe zu werden, ein geistiger Brandstifter, ein Führer. Einer der ihnen sagt, kämpfe für dass, an was du glaubst. Es war nicht wichtig, das sie Führers Geburtstag, den zwanzigsten April als Feiertag nahmen oder Kinder zeugten, um die sie sich nur leidlich kümmerten. Sie waren Verblendete, sie waren voller Hass und Energie. Sie waren eine Armee in einer Mission, egal welche Ideologie sie ihre Menschlichkeit vergessen lassen würde. Sie waren der Stahl meinen Waffen, warteten nur von mir geschmiedet zu werden.
Seit sechs Monaten kannte ich sie nun, wir hatten viel geredet, gefeiert, Vertrauen gewonnen und sie lernten von mir. Unter meiner Obhut wurden sie zum Widerstand und würden nun bereit sein zu kämpfen. Ich war ihr Gesetz, hob ihre Regeln und Normen auf, manipulierte sie und lebte mitten unter ihnen. Ich wurde ihr Nomos.
Aus dem Schatten löste sich eine Gestalt. Das fahle Mondlicht warf lange Schatten in die enge Gasse zwischen den Lagerhäusern des verfallenden Hafens an der Spree. Abrissreife Gebäude, marode Straßen, Wege und unheimliche Stille, die perfekte Kulisse für einen Film Noir, doch das hier war die Realität. Ein Gelände mitten in Berlin, bald schon Platz für noch mehr Shopping-Center und für normale Bürger fast unerschwingliche Restaurationen. Überflüssiger Luxus einer dekadenten, fast schon surrealen Gesellschaft.
Heute noch der Spielplatz von Ratten, Ungeziefer und zwielichtigen Gestalten. Drogen Junkies, Obdachlose und ab und zu eine heruntergekommene Crack Hure. Hierher verirrte sich nicht mal die Polizei, nur die an den Rand gedrängten Verlierer im Monopoly Spiel des Lebens. Genug Raum für Gesetzlose, diese Berliner No-Go Area. Die Gestalt kam näher, eher schon einem Horrorstreifen entsprungen, als einem Film Noir. Die schwarze Kapuze des dunklen Shirts verdeckte im fahlen Mondlicht völlig den Kopf, schien ohne Gesicht. Der Sand auf dem löchrigen Asphalt knirschte unter seinen Schritten. Erst als er nur noch zwei Schritte von mir entfernt war, erkannte ich den Grund für seine Gesichtslosigkeit, eine Sturmhaube verdeckte sein Gesicht lies nur die stechend blauen Augen und den Mund erkennen. „Nomos?“ vernahm ich seine leise Stimme. Ich nickte kurz, er ging weiter ich folgte ihm. Am Ende der Gasse parkte ein Ford Explorer mit laufendem Motor. Die Gestalt bedeutete mir einzusteigen. Ich war meinen Rucksack auf die Rückbank, stieg ein.
Ohne ein Wort fuhr der Fahrer los, nur sein Beifahrer, der mich abgeholt hatte, bedeutete mir die Augenbinde anzulegen. Der schwere Wagen rollte über schadhaften Asphalt, mehr hörte noch nicht. Meine Sinne mussten sich erst auf die fehlenden optischen Eindrücke einstellen. Doch schnell merkte ich, der Ford bewegte sich nun in der Stadt, zahlreiche Fahrmanöver ließen das erkennen. Auch das der Wagen nach einigen Minuten auf eine größere Straße einbog entging mir nicht. Der Wagen fuhr schnell ohne auffällige Fahrmanöver gefühlt geradeaus, wir waren auf der Avus.
Seltsame Sicherheitsmaßnahmen um mich zum Verkaufsort zu bringen, Augenbinde und eine Irrfahrt durch die Nacht. Ich lächele, ziemlich Old School, im Zeitalter von GPS Navigation und Smartphones, schoss es mir durch den Kopf. Meine Geschäftspartner waren wohl Paranoiker der 1970er. Coppulas Pate lässt grüßen. Sie vergaßen dabei wohl die Technologie des 21. Jahrhunderts. Ich hatte nicht mal ein Handy dabei, für den Fall, das sie darauf geachtet hätten. Der kleine GPS Tracker unter dem Haaransatz im Nacken tat es auch. Das nur Stecknadelkopf große Implantat war neuste Technologie und war so schnell mit einer größeren Kanüle unter die Haut gebracht, wie auch wieder entfernt. Meine Geschäftspartner waren wohl nicht die cleversten Banditen, doch sie hatten was ich brauchte, Schnellfeuer Gewehre aus angeblich russischer Produktion und das in einer Stückzahl, die man selbst in Berlin nicht mal so eben unter der Hand bekommt.
Die drei GM-Vans, die uns in etwa einem Kilometer Entfernung folgten und die hauchdünne Kevlar Weste unter meinem Hugo Boss Mantel konnten diese Leute nicht erahnen. Auch nicht, das dieses Geschäft das letzte ihres Lebens sein würde.
Die Fahrt nähert sich vermutlich ihrem Ende, der Ford wurde nun deutlich langsamer ordnete sich offensichtlich wieder in den normalen Straßenverkehr außerhalb der Stadtautobahn ein. Ich versuchte die Zeit zu schätzen, wollte keinen Unmut erregen, durch das lüften der Augenbinde. Vermutlich war gut eine halbe Stunde vergangen, seit wir das Hafengebiet verlassen hatten. Ein letztes Stück auf der Straße, dann deutliche Geräusche eines Schotterweges unter den Reifen, der Ford wurde langsamer, stoppte dann kurz. Ein Tor öffneten sich mit leichten Quietschen, kurze metallene Knallen quittierte wohl wieder das schließen des Tors. Offensichtlich am Ziel. „Du kannst die Augenbinde abnehmen“ hörte ich vom Beifahrersitz. Ich sprang aus dem Wagen, stand offensichtlich mitten in einer alten Viehzuchtanlage am Rande Berlins. Grelles Flutlicht von eiligst aufgestellter Baustellenbeleuchtung und das Rattern eines mobilen Stromgenerators bestimmte die Szenerie. An den ehemalig geweißten Wänden einer Mast-Anlagen Halle prangte noch in verblichenen Lettern “Volkseigener Viehzucht Betrieb Ernst Thälmann“. Ein geparkter VW Caddy stand mit geöffneten Hecktüren mitten auf dem Platz, an ihm lässig lehnend drei Rocker. Muskelbepackte Kerle, Tattoos bis zur Halskrause in typischer Lederkluft, das Bild nur störend die obligatorischen Sturmhauben.
Der Kies knirschte unter meinen Füssen, als ich zum Caddy ging und meinen Rucksack auf den der Motorhaube des Volkswagens abstellte. Dann ging ich gefolgt von den Muskelmännern zum Heck des Caddys und begutachtete die Ladung. Übereinander gestapelt zehn längliche graugrüne Holzkisten mit mehreren Nummerierungen und einem großen Aufdruck CA. Sie atmeten Geschichte, optisch fabrikneu wirkend sagte mir schon der Aufdruck CA das die Kisten vermutlich wesentlich älter waren, als sie aussahen. Ein Relikt der Wende, der deutschen Wiedervereinigung. CA stand als kyrillisches Kürzel für sowjetische Armee. Insbesondere bekannt bei den in der DDR stationierten Truppen der sowjetischen Streitkräfte. Vermutlich waren die Waffen in der Zeit der Wende und der Auflösung des Ostblogs von russischen Offiziersbonzen billig verscherbelt worden, an Gott weiß wen und nun endlich nach Jahrzehnten zum Verkauf angeboten. Berlins Unterwelt war doch immer noch für eine Überraschung gut. Ich war begeistert, es hätten auch chinesische, lizenzierte Nachbauten der AK47 sein können, aber das waren echte originale Kalaschnikow AK 47 mit einklappbarer Schulterstütze. Unbenutzt von bester Qualität und der etwas überzogene Preis somit angemessen. Mein Blick taxierte die eleganten, stahlgrauen fast schwarzen Waffen, die zu fünft in der geöffneten Kiste aufgereiht lagen. Ich griff nach einer dieser russischen Schönheiten. Sie lag hervorragend in der Hand, schön und tödlich. Ihren 715 Meter in der Sekunde Mündungsfeuer, einer effektiven Reichweite von dreihundert bis vierhundert Metern und 660 Schuss pro Minute eine perfekte Waffe für Armeen und City Guerilla. Im Einzelschuss Bereich mit einer Reichweite von bis zu 2200 Metern war sie auch bedingt für Scharfschützen geeignet. Zufrieden legte ich die Waffe zurück, fragte nach der Munition. Der breiteste und größte meiner neuen Geschäftsfreunde antwortete knapp „Eintausend Schuss pro Waffe inklusive, wie versprochen. 50000 Schuss, fünfzig Ak47. Willst du eine Armee, wir liefernd die Hardware“ er lachte tief und klopfte mir jovial auf die Schulter. „Nun kommt dein Part mein Freund.“ Ich grinste und ging wieder um den Caddy herum, griff meinen Rucksack. Mit einem leisen ratscht Geräusch öffnete sich der Reißverschluss am Rucksack. Ich sah den zufriedenen Blick des Großen unter der Sturmhaube. Zufriedenheit lag in seiner Stimme, als sagte er „Zählen muss ich trotzdem, aber dafür geht der Caddy aufs Haus, ihr braucht nicht umladen. Das Kennzeichen ist noch zwei Tage gültig.“ Was er nicht wusste, wir hatten nicht vorgehabt umzuladen. Als sich den Reißverschluss des Rucksacks öffnete, hatte ich ein Signalgeber aktiviert, der meinen Freunden da draußen sagte, das sie in sechzig Sekunden zuschlagen konnten.
Ich positionierte mich zwischen Caddy und Tor, um nicht in die Schusslinie zu geraten, als das Tor mit lauten Krachen aufflog und drei mattschwarze schwarze GM Vans mit quietschenden Reifen auf das Gelände rasten, schwarz uniformierte Männer sprangen aus den Wagen, die alte Viehaufzucht-Anlage versank im im Kugelhagel von Maschinengewehr Feuer. Ich sah, wie der Ford Explorer von Kugeln durchsiebt wurde, in einem Feuerball explodierte und meine beiden Fahrer von vorhin wie brennende Fackeln über den Vorplatz rannten, bevor sie sich schreiend am Boden wälzten, um dann zu verstummen. Wohl ein Volltreffer im Tank. Im grellen Licht des explodierenden, brennenden Benzins sah ich, wie einer meine drei Geschäftsfreunde fliehen wollte. Die beiden anderen Rocker am Caddy lagen bereits am Boden. Blut sickerte aus einigen Einschusslöchern ihrer Lederkluft, hob sich fast schwarz schimmernd und glänzend ab. Ich griff nach meiner Desert Eagel im Schulterholster und visierte blitzschnell meinen neuen, ehemaligen, fliehenden Geschäftsfreund an. Er war schnell, doch nicht schnell genug für ein 357er Kugel einer Desert Eagel. Ich ahnte meine Kugel in seinen Hinterkopf einschlagen, sah sein augenblickliches verharren. Ich konnte mir vorstellen, wie die wieder aus seinem Schädel austretende Kugel vermutlich sein halbes Gesicht weggerissen hatte. Konnte es natürlich nicht sehen, er fiel einfach vornüber auf den Boden. Nur der Caddy, auf der Motorhaube noch meinen Rucksack, stand noch unbeschädigt auf dem Platz.
10 Monate später, Camp Alpha
Hektik herrschte in unserem geheimen Domizil nach zwölf Monaten Vorbereitung waren wir soweit. Aus einem Haufen politischer Wirrköpfe, teils ziemliche einfach gestrickter Individuen und einigen unmotivierten Kneipenrevoluzzern war der arische Widerstand geboren. Geschmiedet mit Liebe, harter Hand und Wissen um die menschlichen Dunkelzonen der Seele. Heimat verbunden, entschlossen und gut organisierte Männer, die nicht mehr zuschauen wollten, Männer die, das Land verändern wollten, notfalls mit Waffengewalt.
Ich hatte es geschafft eine Armee zu erschaffen, gut ausgebildete Kämpfer. Unser Domizil war ihre Heimat geworden, schlafen, essen, lernen. Zwölf Monate ohne Heimat, Freunde und Verwandte, nur mit gelegentlichem Heimaturlaub. Wochenlange Aufenthalte in Libyen und Russland, die mich viel Geld gekostet hatten, haben aus ihnen perfekte Kampfmaschinen geformt. Ihre Legende Auslandsmontagen. Mein konstruiertes Getriebe aus Manipulation und Schein hatte funktioniert, seinen Zweck erfüllt. Die arische Bruderschaft, wie sich einst nannten trug ihren Namen nun zurecht, sie hatten echte Ziele und wussten dank mir, wie sie diese zu verwirklichen hatten. Ihre große Stunde würde nun schlagen. Nicht weniger als die Ablösung der Bundesregierung und Neuwahlen waren ihr Ziel. Der Glaube ein durch und durch korruptes System mit einem Schlag ablösen und ihre Ideen umzusetzen waren unerschütterlich. Sie waren wirklich so verblendet zu glauben, das sie das System ins wanken und zu Fall bringen würden, mit einem einzigen martialischen, aber unblutigen Terrorakt im politischen Herzen Deutschlands.
Sie hatten zwar schon getötet, aber nur im Namen der Sache, aus ihrer Sicht haben sie nur unnötige kriminelle Elemente entfernt. Dank meiner Führung waren sie auch immer nur Schatten gewesen, wie ich. Die heute ins Licht treten würden. Nicht wissend das sie sich zum Diener der einzigen Wahrheit machen würden. Denn ich wollte nur meine Botschaft verbreiten, mein Manifest aus Angst und Blut, das dem Menschen zeigt, das sie Opfers sind.
Monate voll Arbeit, Schweiß und nervlicher Anspannung, des analytischen Planens, waren nun vorbei, fielen von mir und meinem Gefolge ab, wie ein irrationaler Schleier der Ungewissheit. Alles war Klarheit, fokussiert auf das Ziel zu siegen.
Drei Stunden noch, bis die arische Bruderschaft Berlin erschüttern würde. Drei Stunden noch, bis ich mit digitaler Grafik zum zweiten Mal die Hauptstadt in die Sinnkrise malen würde. Bilder die, die Welt erschüttern würden.
Der Alexanderplatz war nicht vergessen, meine erste Botschaft an die Welt. Die Kunst, als Schatten zu töten, ohne im Licht zu stehen. Sich selbst genug mit seiner Kunst zu sein, das würde mich auch dieses Mal nicht befriedigen, doch es würde mich motivieren, meinen Weg weiter zu gehen. Meinen Weg in die Apokalypse.
Die laute Stimme meines Adjutanten riss mich aus meinen Gedanken.„Mein Führer, unsere Befreier Einheit steht bereit zum Einsatz und erwartet ihren Marschbefehl.“ Ich ließ meinen Blick über die Männer gleiten. Schmucke, in ihren schwarzen OMRON-Kampfanzügen martialisch wirkende Kerle, bis an die Zähne bewaffnete und bereit zu tun, was getan werden muss. Sie erwarteten einige Worte von mir, das war ich ihnen schuldig. Fünf Minuten Motivation, die ich ihnen natürlich geben konnte.
„Männer“ hörte ich meine Stimme, wie in einem Film in dem ich das Drehbuch selbst schrieb, aber nur der Zuschauer war. „Heute ist der Tag der Abrechnung gekommen, heute werden wir Geschichte schreiben. Deutschlands Tag null, der Geschichtsschreibung. Wir werden diese Regierung zwingen abzutreten, Neuwahlen auszurufen und dem Land und den Menschen das geben, was sie verdienen. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Wir werden das Land aus den Klauen des internationalen, neo-liberalen Wirtschaftsterrorismus befreien und anfangen, dem Land, dem Volk die Früchte seiner Arbeit wieder zu übergeben. Wir werden Deutschland nach Jahrzehnten der Demut wieder ein stolzes Gesicht verleihen, wir sind der Anfang der Zukunft. Ich ich zweifle keine Sekunde an unserem Erfolg, ihr auch nicht. Mögen die Spiele beginnen.“ Kurzes Schweigen, dann kam aus den Kehlen von fünfzig Männern „So sei es General.“
Ich war immer wieder überrascht, wie einfach der Mensch zu führen und zu manipulieren war, wenn man den Punkt erreicht hatte, der ihn glauben ließ, er könne die Welt verändern. Ich blickte dem Schwarzen, in der Sonne glänzenden Mercedes Reisebus hinterher, als er das Tor zum Domizil verließ, Ziel Berlin Hauptbahnhof. Hinter mir breitete sich beißender Qualm aus, das Camp ging in Flammen auf, wir wollten keine verwertbaren Spuren hinterlassen. Zeit auch für mich, in meinen 500er Mercedes zu steigen und mich in Position zu bringen, um die Aktion “Sommersturm“ zu koordinieren.
Kommandozentrale Die Monitore um mich herum flackerten, ein Gefühl von einer Hightech gesteuerten Kommandozentrale des Militärs. Doch es war eher ein Raum für einen genialen, agierenden Voyeur mit Verbindung zur Außenwelt, der die Welt steuerte, um seine Ziele zu erreichen. Seine eigene kleine Welt gestaltend, die, die Welt der Anderen verändern würde. Die zehn oval angeordneten Monitore, gekoppelt mit fünfzig gut platzierten Web-Kameras im und um den Bahnhof gestatteten mir das Geschehen in und um dem Hauptbahnhof herum zu verfolgen und gegebenen Falles meinen Freunden von der arischen Bruderschaft Anweisungen zu geben. Bequem in meinem Sessel sitzend verfolgte ich dem Geschehen, welches am Ende des Tages spektakulär mein destruktives Tun krönen würde.
Operation Sommersturm
Vor einer Stunde, sieben Uhr dreißig, mitteleuropäischer Sommerzeit hatte die arische Bruderschaft mit fünfzig bewaffneten Männern den Berliner Ostbahnhof unter ihre Kontrolle gebracht und den Bahnhof mit erwarteten eintausend Geiseln besetzt.
Ich beobachtete, wie einiger meiner Kämpfer unter Lebensgefahr Transparente mit Ihren Forderungen an den Stahl gestützten Glasfassaden anbrachten. Sicher hatten auch Scharfschützen der Polizei schon Position bezogen, doch es blieb ruhig. Im Bahnhofsinneren konnte ich die verstörten Gesichter Reisender sehen, die von der Situation völlig überfordert diskutierten oder schicksalsergeben abwarteten. Noch folgten sie hoch diszipliniert den Anweisungen der OMRON-Kampfanzüge gekleideten, vermummten und schwer bewaffneten Männern. Die Bahnhofsleitung hatte mittlerweile sämtliche in den Hallen befindliche Züge und S-Bahnen auf unsere Anweisungen entfernt. Nur eine vollgetankte, alte Diesel Lok und ein Waggon standen bereit um die Einheit der Bruderschaft aufzunehmen, am Ende der Aktion “Sommersturm“. Niemand ahnte, das dieser Kurzug zum Massengrab der arischen Brüder werden sollte. Mein Abschiedsgeschenk an meine verwirrten Kämpfer.
Auf den Bahnsteigen standen die Menschen dicht gedrängt, die weitläufigen Vorhallen und Geschäftspassagen waren Menschen leer. Nur etwa zwanzig Männer der Bruderschaft patrouillierten und befestigten Sprengstoff und Thermit Ladungen an tragenden Elementen und den verschiedenen Zugängen des Bahnhofs. In einer eilends eingerichteten Bannmeile um den Bahnhof konnte man Übertragungswagen aller großen Deutschen TV Stationen auffahren sehen, die ihre Positionen bezogen, um der Welt zu berichten. Presse und natürlich viele Gaffer, ungewöhnlich viele Gaffer für die frühen Vormittagsstunden. In der Bannmeile hektisches Treiben, eine mobile Kommandozentrale der Sondereinsatzkräfte der Polizei, vielleicht 100 Gestalten, die eher wie RoboCops erschienen, die auf Befehle wartend das Gelände zu sichern versuchten und natürlich zivile Polizei. Mehrfach waren Hubschrauber gelandet und vermutlich waren von der Stadtpolizei bis zum Terrorismusexperten des BKA mittlerweile alles was Rang und Namen hatte auf dem zu kleinen Vorplatz eingetroffen. Das hier war Berlin, nicht irgendeine Stadt.
Eilig sah man Abschleppdienste jeder Art, die versuchten den großen Parkplatz zu beräumen, um Platz für Technik, Polizei und Anderes zu schaffen. Ich vermutet, das bald auch Militär auftauchen würde, KSK oder ähnliches, um die örtlichen Sicherheitskräfte zu unterstützen. Denn das von mir erschaffene Szenario war selbst für die Berliner Polizei tu groß, es war eher ein Kriegsschauplatz, als eine Geiselnahme. Denn eins war auch sehr schnell einem gewöhnlichen Streifenpolizisten klar, ganz zu Schweigen geschulten Terrorismusexperten, sie hatten es nicht mit politischen Wirrköpfen zu tun, sondern mit einer militärisch, präzise geplanten Kaper- Aktion eines städtischen Knotenpunktes. Die Situation würde, wenn nicht alle Beteiligten die Nerven behielten in einer Tragödie enden, die 9/11 in New York in nichts nachstehen würde. Nach ersten Schätzungen, die ich am Monitor vornehmen konnte, hatten wir tatsächlich geschätzte 1900, vielleicht auch 2000 Menschen in unsere Gewalt gebracht. Die auf Grund ihrer Konzentration auf den Bahnsteigen, spielend von fünfzig bewaffneten Männern unter Kontrolle gehalten werden konnten. Gut für die Operation, schlecht für Polizei, die dadurch in die Defensive gedrängt war. Ein Sturm auf den Bahnhof würde unweigerlich hunderte Menschen das Leben kosten.
Den Zeitpunkt eines Showdowns, den würde ich bestimmen, wenn es nötig wurde. Mir ging es diesmal in der Hauptsache nur um das Geld. 100 Millionen Euro als elektronischen Überweisungen, die weitere Kunstaktionen finanzieren würden und die arischen Brüder natürlich, wie sie glaubten.
Acht Stunden waren seit dem Start unserer Operation vergangen. Über dem Platz vor dem Bahnhof und im Bahnhofsgebäude war so etwas wie routinierte Ruhe eingetreten. Vor dem Bahnhof hatten sich die Sicherheitskräfte eingerichtet, der Presse Pulk hinter der Absperrung wartete gespannt, aber mittlerweile gelangweilt auf Aktionen einer Seite. Im Bahnhofsgebäude hatte mein Gefolge die Versorgung der Geiseln organisiert. Ein Catering Service des THW hatte auf dem Vorplatz eine mobile Küche eingerichtet, vermutlich Kräfte des SEK hatten den Transport der Essensrationen in den vereinsamten Bereich des Bahnhofs übernommen, um das Umfeld besser einschätzen zu können und zogen sich nach Abschluss ihres Auftrages zurück. Natürlich ließ ich sie gewähren, das war Teil des Plans. Keiner hätte versucht einen Angriff einzuleiten, ohne Umfeld und Örtlichkeiten zu prüfen. Sie würden nun wissen, dass nicht Mal der Anfang einer Befreiungsaktion einen Ansatz auf Erfolg hätte. Die nur zu offensichtlich platzierten Ladungen von Sprengstoff und Thermit, waren gut erkennbar mit Zeitzündern präpariert, die sie unmöglich zeitgleich entschärfen könnten. Da es schlicht an Personal und Zeit dazu fehlte. Kein Sprengsatz hatte die gleiche Bauart. Ich hatte außerdem einige Dummies dazwischen montieren lassen, keiner außer ich wusste, wie viele Spreng- und Thermit Ladungen überhaupt vorhanden waren. Doch es waren genug Ladungen, um die Polizei von unüberlegten Handlungen abzuhalten.
Über allem kreisten abwechselnd Polizeihubschrauber, man hörte öfters Anweisungen über den Platz hallen und das Bahnhofgebäude hing voller Transparente. Hinter der Bahnmeile, vor den Resten der Berliner Mauer hatten sich sogar einige hundert Sympathisanten versammelt, die eindeutig zu verstehen gaben, das sie die Forderungen der Bruderschaft unterstützten. Im Bahnhof agitierten und diskutierten die arischen Brüder mit den Geiseln. Erstaunliche Ruhe, alle sprachen miteinander. Interessiert folgte ich soweit möglich, einigen Gesprächen.
Gegen zwölf Uhr hatte die arische Bruderschaft, die sich nun klangvoll Basisdemokratische alternative Befreiungsarmee nannte, eine vorbereitete Presseerklärung im Internet verbreitet. Ihre Forderungen genannt und den Geiseln körperliche Unversehrtheit zugesichert. Nach Erfüllung ihrer Forderungen würde die basisdemokratische alternative Befreiungsarmee die Waffen abgeben, um sich den Behörden zu stellen.
Sie wurden dafür mit einer Welle der Sympathie belohnt. Extrablätter der Tagespresse kursierten, im Fernsehen analysierten Experten die Lage, nur die Bundesregierung bezog, wie erwartet keine echte Position. Im Kanzleramt spielte man auf Zeit, was erwartete der Bürger auch Anderes.
Ich jedoch wusste um das hektische Treiben hinter den Kulissen, im Kanzleramt und den Behörden. Dort war man vielmehr bemüht, die Forderungen zu erfüllen, die nicht an die Öffentlichkeit gelangt waren. Man wusste um die Pattsituation. Würde diese Situation mehr als 24 Stunden anhalten, würde die Lage landesweit eskalieren, die paar hundert sympathisierenden Demonstranten an der Eastside Galerie waren dann nur der Anfang. Operation „Sommersturm“ war die Lunte am Pulverfass Deutschland. Es fehlte nur noch der Funke um den schlafenden Hund zu wecken. Denn mobilisierten Massen aber, hätten die Regierung nichts entgegen zu setzen.
Wir waren nur ein Nadelstich im Fleisch des Staates, doch wir hatten heute und hier sein Medien Monopol gebrochen. Wenn auch nur für kurze Zeit, konnten wir der Stimme der arischen Brüder Gehör verschaffen.
Der Bundesregierung war dank ihrer Experten sicher auch längst klar geworden, das die Mitglieder der Basisdemokratische Alternative Befreiungsarmee hier im Hauptbahnhof tagelang die Meinungsmacher sein könnten. Denn dank meiner gut unterwiesen Mitstreiter war die Stimmung im Bahnhof gut. Auch unter den Geiseln fanden sich viele Sympathisanten und auch willige Helfer. Die Bereitschaft zeigen sich auf die Seite der Freiheitskämpfer zu schlagen. Keine Angst mehr, es eher Aufbruch Stimmung herrschte im Gebäude. Die arischen Brüder hatten ebenso für ihr gutes Image gesorgt. Etwa siebzig Geiseln mit gesundheitlichen Problemen, die zeitlich keinen Aufschub duldeten konnten das Bahnhofsgebäude verlassen und die Geiselnehmer hatten sich demaskiert, optimistisches Vertrauen dominierte die Stimmung auf beiden Seiten.
Eine Situation, die ich zwar für möglich gehalten hatte, doch nicht kalkuliert hatte. Denn das wahrscheinlichste Lage Szenario war deeskalieren, aber dominieren. Verbrüderung war nicht kalkulierbar. Ich beschloss abzuwarten, denn es schien möglich mehr als nur Angst und Schrecken zu verbreiten.
Es keimte etwas Hoffnung in mir, die Menschen vielleicht anders als erwartet aufzurütteln. Meine Pläne waren zwar sehr konkret auf das eigentliche Ziel fixiert, doch nur dumme Menschen können ihre Meinung nicht ändern. Ich würde abwarten und in der Zeit weiter die online Auktion verfolgen, die nochmals eigne Millionen einbringen würde. Für die exklusiven Fernseh- Rechte an den Mitschnitten im und um den Bahnhof. Prinzipiell wusste ich, das diese Hoffnung eine Illusion war, fast friedlich einen Umbruch zu erreichen, doch ich wusste auch, das oft das Unmögliche geschehen konnte. Außerdem faszinierte mich das skurrile, absurde menschliche Klima im Bahnhof. Psychologen würden es Stockholm Syndrom nennen, doch wären da nicht meine schwer bewaffneten Männer, hätte es auch eine politische Treffen sein können, auf dem über Wege zum Ziel der Freiheit diskutiert wurde. Der Feind stand plötzlich nicht mehr wirklich vor den Geiseln, er stand da draußen. Polizei, Regierung und Staat.
18.00 Uhr
Der Pressesprecher der Bundesregierung hatte vor einer Stunde erklärt, das die Bundeskanzlerin sich in einer Stunde äußern würde. Nun war es soweit, interessiert sah ich die Kanzlerin der Wirtschaft und des politischen Mobs vor die Kamera treten. Verstehe einer, wie eine Frau mit dem Charisma einer französischen Bulldogge, nur viel weniger Biss, bis in das Bundeskanzleramt geschafft hatte. Ihre Worte waren so nichtssagend wie üblich. Die Bundesregierung verhandelt nicht mit Terroristen, auch wenn sie aus der Sicht einiger Bürger Forderungen erheben, die populistisch Sympathien hervorrufen könnten. Sie vertrete eine demokratisch legitimierte Regierung und forderte die Geiselnehmer auf, sich dem demokratischen Konsens zu stellen und aufzugehen. Ich musste lächeln, null Punkte für den Kandidaten, viel mir dazu ein.
Inferno
Plötzlich ein ohrenbetäubender Knall von splitterndem Glas, durch die Luft wirbelnde Metallteile in der Bahnhofshalle. Ein surreales, unwirkliches Szenario, so dass die Menschen anfangs nicht wussten, woher diese Geräusche kamen. Ein Geräusch das wohl noch keiner der Anwesenden je gehört hatte. Die ersten Leute schrien, begannen nach oben zu zeigen, und dann sahen alle zwei schemenhafte Schatten über der gläsernen Dachkonstruktion der Bahnhofshalle.
Ich konnte es auf den Monitoren beobachten, ein offensichtlich unautorisierter ziviler Helikopter einer TV Senders vom Typ SA 341 Gazelle hatte mit seinem Heckrotor einen Eurocopter145 Polizeihubschrauber gestreift. Der geriet ins Schlingern und zerfetzte dabei mit den Hauptrotoren den Rotor tragenden Heckarm der Gazelle. Im Bruchteil von Sekunden drehte sich die Gazelle, wie ein Brummkreisel im Kinderspiel, um die eigene Achse, während der abgetrennter Heckrotoren Arm, wie ein Geschoss in das gewölbte Dach der Bahnhofshalle einschlug. Der EuroCopter, nun ohne Antrieb stürzte sofort wie ein Stein und durchschlug etwa fünfzig Meter vom Heckrotor der Gazelle das Dach, ging in Flammen auf. Wie in Zeitlupe ging nun auch die Gazelle über den Hallendächern schwebend nieder. Der Pilot konnte den unweigerlichen Absturz nicht verhindern, der Helikopter schrammte noch einige Meter über das Dach, schlug eine circa dreißig Meter lange Bresche in die Glas-Stahl-Konstruktion, bevor er nun auch brennend einbrach. Es hatte etwas von einer Eislauf Kür, der tragisch endet.
Panik brach auf den Bahnsteigen aus, voller Angst drängte die brodelnde Masse zu den Ausgängen auf die Gleise. Die völlig überraschten und überforderten Männer der arischen Bruderschaft, die an den Treppen zu den Bahnsteigen postiert waren, hatten praktisch keine Ahnung, was wenige Meter über ihren Köpfen eben passierte, sahen nur Menschenmasse in Panik auf sich zu kommen und eröffneten das Feuer, eine Kurzschlussreaktion. Während in der Bahnhofshalle die Hölle ausbrach, Menschen in Panik, Hubschrauber Trümmer flogen wie Schrapnells durch die Halle, über die Bahnsteige. Explodierender Treibstoff hüllte die Szenerie in Flammen. Das Inferno war losgebrochen, Angstschreie, Rauch und Maschinengewehrfeuer wurden zum Armageddon der vorher so friedlichen Gemeinde und der arischen Bruderschaft. Plötzlich wurde die in mir gekeimt Hoffnung weggerissen, der Analytiker übernahm wieder das Kommando. Ich würde improvisieren müssen. Der gut durch dachte Rückzugsplan, war durch die plötzlichen, unkalkulierbaren Geschehnisse gescheitert. Auch auf dem Vorplatz Bewegung. Offensichtlich hatte die Einsatzleitung der Sicherheitskräfte beschlossen in der neu entstandenen Situation zu stürmen.
Ich ich sah zu, wie viele es nicht bis in die Bahnhofsvorhalle schafften, Leichen und Verletzte in den Gleisbetten und auf den Bahnsteigen, zwischen dunklen, ätzenden Rauchschwaden. Es kümmerte mich auch nicht, ich analysierte und versuchte neu zu disponieren. Die Ereignisse erinnerten an Bilder aus einen Spielberg Film, panische Massen, Explosionen und herabstürzende Trümmer. Es war ein unwirklicher Albtraum aus Schreien, Flammen, Todesangst und wild übereinander stolpernde Menschen. Ich konnte die Schreie im Dolby Sound hören, plastisch als ob ich mitten in der Katastrophe wäre. Brennende Menschen, zu Boden getrampelte Personen, die nicht wieder auf die Füße kamen und Qualm. Heißer, ätzender Qualm. Panik, Todesangst wildes Durcheinander. Die Masse suchte wie wilde Tiere in der brennenden Savanne nach Fluchtwegen, egal wohin. In den verrauchten Hallen war nun kaum noch etwas zu erkennen, ich verfolgte das Treiben auf den Vorplatz. Drei Helikopter von Typ Ili hoben voll bemannt mit Spezialkräften ab, KSK wie es aussah, Hoheitszeichen der Bundeswehr. Zeitgleich rückten etwa 100 Kräfte der SEK Einheiten in Richtung Bahnhofsgebäude ab. Dem hektischen Funkverkehr konnte ich schon längst nicht mehr folgen. Die KSK Kräfte seilen sich nun direkt über der Bahnhofshalle ab, verschwanden in den klaffenden Wunden im Dach. Unten auf den Vorplatz stürmten die SEK den Bahnhof, flankiert von etwas zwei Hundertschaften schwarz gekleideter RobCops der Bereitschaftspolizei.
Die Verbindung zur arischen Bruderschaft war abgebrochen, aus dem Bahnhof war nur das Gewirr von katastrophaler Angst und Gefechtslärm zu hören. Die Aufzeichnungsgeräte in meiner Kommandozentrale zeichneten immer noch das Geschehen auf. Die TV-Sender würden sich überschlagen, dieses exklusive Material vom Geschehen der letzten Stunden zu bekommen. Die Auktion lief online, seit Stunden und sie boten, die Medien Moguln der Welt. Deutschland im Kriegszustand, diese kranken Idioten konnten einfach nicht anders und die verängstigten Gaffer vor der Glotze würden die Bilder in sich aufsaugen, wie damals am Alexanderplatz. Ich schaute auf die Monitore, der Vorplatz des Bahnhofs war voller hektischer Menschen und neue LKWs mit Hundertschaften von Bereitschaftspolizei rückten an. Die Spezialkräfte waren im Bahnhofsgebäude. Die Zahlung von 100 Millionen Euro der Deutschen Bundesbank war schon vor zwei Stunden in Moskau eingegangen und das Geld in alle Winde verstreut, rund um den Globus unauffindbar für jede Behörde dieser Welt auf nimmer wiedersehen verschwunden. Ich würde dem Geschehen nun ein Ende bereiten müssen. Den Mikroport der Thermit- und Sprengladungen aktivierte ich mit einem Knopfdruck. Die Sprengladungen mit besten tschechischen Semptex würden in wenigen Augenblicken ihr zerstörerisches Werk tun und die Thermit Ladungen an den tragenden Stahlteilen würden wenig später auch die letzten Strukturen des Bahnhofs zerstören, ihn auslöschen.
Ich lehnte mich in meinem Sessel zurück. Eher dezentes Grollen erfasste das Gebäude, fast zeitgleich erzitterte das Bahnhofsgebäude unter den Druckwellen mehrerer Explosionen. Schlagartig wurden Rauch, Feuer, Trümmer und Menschenteile in infernalischen Wolken nach draußen aus dem Gebäude gepresst. Glasfronten barsten und ihre Scherben tauchten den Vorplatz in einen Hagel von kleinsten Geschossen. Menschen stürzten, hetzten die Deckung suchend davon, Mannschaftstransporter kippten, auch die schwere Kommunikationstechnik, der mobilen Einsatzzentrale wankte und fiel zu Teil um. Wie in Zeitraffer konnte ich die Satellitenschüssel kippen sehen. Dann Stille. Deja Vu Empfindungen aus der Zeit beim Geheimdienst kamen auf, wenn ich vom Monitor aus beobachtete, wie meine Truppen im Kampfeinsatz waren, Bosnien, der Kaukasus und der Irak, greifbar nahe. Dort wo man mich das töten lehrte.
Auf dem Platz Stille, keine Bewegung nur der beißende Dunst der Explosionen legte sich für Sekunden wie ein Leichentuch über die Szenerie. Das Bahnhofgebäude lag dort wie eine verwunschen Ruine, mit Zinnen, Türmen und brüchigen Mauern. Die unwirkliche Landschaft von Städten im Krieg. Das ist der Showdown, könnte man meinen, doch ich wusste es besser. Jetzt hatten sich die heißen Thermit Ladungen durch das Metall der Stahlkonstruktionen gefressen. Erst mit leisen knirschen und knacken, dann mit ohrenbetäubendem Lärm brach das Gebäude vollends in sich zusammen. Die Zinnen und Türme, die Mauern des eben noch als verwunsche Ruine erscheinenden Bahnhofs gaben nach, die gesamte Stahlkonstruktion sank in sich zusammen, die zerschundenen Doppeldächer der Bahnhofshalle stürzten in sich zusammen. Auf den Vorplatz schlug das schwere, alles überspannende Vordach mit lauten Krachen auf. Nur noch Trümmer, einer Mondlandschaft. Der Tod hatte im Herzen Berlins seinen Tribut eingefordert. Für kurze Zeit würde es nicht mehr schlagen. Maschinenhaft agierte ich von den Ereignissen selbst überrollt. Der letzte Part meiner TV Dokumentation war so eben geschrieben worden. Die online Auktion der TV Sender war beendet. Ich tippte letzte Befehle in den Computer, zog die USB Sticks mit den Aufzeichnungen der letzten Stunden ab, legte das Headset auf den Tisch. Aktivierte den Selbstzerstörungsmechanismus des Raums, in fünf Minuten würde dieser sich selbst zerstören. Vergehen in einer 1500 Grad heißen Flammenhölle, jede Spur verwischen, die zu mir führen könnte. Ich war dann wieder der Schatten ohne Gesicht, ohne Geschichte und doch könnte ich morgen hinter dir stehen. Ein letzte Blick aus dem Fenster. Dort unten lief das Leben weiter, als sei nicht geschehen.
Ende Part 2
© George W. Lästerbacke
Anmerkung zur Geschichte:
Pure Lust am Töten und dem manipulieren von Menschen, ist hier die Triebfeder. Es gibt kein Motiv, für den Fall, dass ihr euch das fragt. Der Haupttäter tut dies alles, weil er es kann. Der Schattenmacher benutzt nur willfährige, potentielle Mörder und macht Sie zu echten Mördern. Weil sie mit ihren intoleranten, verschrobenen Ansichten, so leicht manipulierbar sind. Deshalb haben sie auch weder Namen, noch Religionen, sie sind Kanonenfutter und sterben mit seinen Werk. Der Kaffee ist ihm wichtiger als sie. Er zieht weiter, wie ein Schatten. Das bedrohlichste, was passieren kann, ein völlig logisch agierender Soziopath mit Zeit, Geld und Langeweile.
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