Freitag, 18. Juli 2014

“Israel unter Beschuss“

Eine Headline der facebook Seite “Israel in Deutschland“. Ein Aufruf zu einer Diskussion mit dem aktuellen israelischen Botschafter zum Thema Angriffe auf Israel. Ein Anlass für mich, mir einmal Zeit zunehmen, euch meinen Standpunkt zu diesem Konflikt darzustellen. Ohne dabei eine von beiden Konfliktparteien zu verurteilen oder zu verteidigen. Einfach nur aus einer rationalen Sicht.

Alleine die Formulierung weist bereits daraufhin, in welche Richtung die Diskussion gehen soll, pro Israel. Das alleine als Umstand, ist sicherlich menschlich nicht verwerflich, denn versuchen wir nicht alle, Freunde zu finden für unsere Standpunkte?

Natürlich tun wir dass, doch wir suchen normalerweise Unterstützung für Ideen und Gedanken, die etwas dauerhaft verändern. Das tun wir in der Regel, in einem übersichtlichen Zeitrahmen und es dient letztlich, bei Menschen, die neben Emotionen auch ihren Verstand gebrauchen der Konsensbildung, auch mit unserem vermeintlichen Gegner. Wir suchen also nach Lösungen, die am Ende Gemeinschaft schaffen, nicht ewige Feindschaft.

Ich will hier für keine der Kriegsparteien, den anders möchte ich sie nicht bezeichnen Partei ergreifen. Weder verdamme ich die Sicht der Israelis, noch verdamme die Araber mit ihren Standpunkt, die immerhin seit Jahrtausenden diesen Gebiet besiedeln. Man streitet sich auf dem Niveau zänkischer Kinder, als würde es in dem Eigentum einer der Parteien sein. Es ist einfach nur ein Landstrich in denen Menschen leben möchten, die sich ohne viel Aufhebens einigen könnten, wenn sie nur wollten.

Schauen wir doch mal auf den Konflikt, einfach nur so wie er eigentlich ist. Ohne den Politik Quatsch. Und verlegen ihn nach Deutschland, historisch gesehen könnte man ein passendes, fiktives Beispiel sehen. Köln im Jahre 2014. Wir alle wissen, die Stadt Köln wurde von den alten Römern unter Kaiser Claudius gegründet, das restliche historische drum herum schenken wir uns.
Fakt ist, die alten Römer haben die Stadt gegründet und lebten nun fortan mit allerlei Volk aus nah und fern zusammen. Nun begab es sich, das die Römer irgendwann abzogen, doch Köln blieb. Was geschähe nun, wenn heute oder morgen, die Italiener, die wir durchaus als Erben des römischen Reiches betrachten können, auf die Idee kämen mit Sack und Pack in Köln einzufallen, mit der absurden Begründung, wir waren vor 2000 Jahren hier. Das ist unsere Heimat und ihr Kölner Bürger sucht euch eine Immobilie irgendwo nebenan.

Merkt ihr was? Das klinkt so absurd, das Jeder nur darüber lachen würde. Den Fakt ist, wenn die Italiener das tun würden, würde ihnen jeder Mensch fragen, ob sie noch ganz gesund sind, im Oberstübchen. Natürlich ziehen auch heute wieder Italiener nach Köln und anderswo in Deutschland, aber ohne einen 2000 Jahre alten Anspruch zu erheben. Sie sind kein altes, erloschenes Reich, das sie vertreten oder auf das sie sich berufen, sie sind einfach nur Menschen. Sie kommen nach Köln, um ein neues Leben anzufangen mit neuen Menschen als Nachbarn. Leben mit den Kölnern zusammen und bringen sich gesellschaftlich und kulturell ein. Das nennt man normales menschliches Verhalten. Das ist auch gut so, denn so lebt es sich friedlich miteinander.

Nun könnte mir Jemand vorwerfen, das Beispiel Köln ist populistisch, ist es in gewisser Hinsicht auch, dient aber nur dazu, die Absurdität, des Konfliktes in Israel klarer zu machen. Denn auch ich weiß natürlich, das der Staat Israel historisch gesehen aus der Not einer Volksgruppe heraus entstanden ist, die verfolgt, massakriert und getötet wurde. Einer Volksgruppe, die einfach nur eine Heimat wollte. Ein Ansinnen, das jeder halbwegs normale Mensch verstehen kann. Der Umstand, dass es bei einer solchen Unternehmung definitiv auch immer zu Ungerechtigkeiten gegenüber der einheimischen Bevölkerung kommt, auch dieser Umstand ist nur zu natürlich, wenn auch nicht gut. Doch wenn man die Entwicklung des Konfliktes betrachtet, dann ist er immer nur mit Eskalation verbunden. Es offenbart sich, das keine der gegnerischen Parteien bereit ist, zu akzeptieren, das man absolut friedlich miteinander leben könnte, längst sogar eine ethnische und kulturelle Einheit sein könnte.

Wenn man diesen ganzen Konflikt der jetzt seit vielen Jahrzehnten schwelt sachlich betrachtet, ist es nicht schwer den eigentlichen Verursacher auszumachen. Doch man kann getrost auf Schuldzuweisungen verzichten, den gegnerische Parteien, die in so langer Zeit keine menschlich tragbare Lösung für ihre Probleme gefunden haben und als einziges Ziel sehen, sich zu vertreiben und abzuschlachten, diese Gegner haben längst den schmalen Pfad der menschlichen Rationalität verlassen.
Hier braucht man als normal empfindender Mensch keine Schuld mehr zuweisen, an diesem Ort sollte man einfach losgehen und die Streithähne sich selbst überlassen in der Hoffnung, dass sich das Problem auf die eine oder andere Art selbst löst.

Denn bei soviel Verlust von Gefühl für das Richtige, hört dort gar keiner mehr zu, es sei den man redet ihnen nach dem Mund. Ob es Araber oder Israelis sind, sie wollen einfach nur noch recht haben, frei von Verstand für versöhnliche Argumente.

Deshalb sehe ich das so, auch Solidarität und Mitgefühl für Kriegsparteien sollte eine Deadline haben. Manchmal muss man einfach sagen, ich halte mich raus. Denn es ist Zeitverschwendung helfen zu wollen, wo man Hilfe nicht annimmt.

Es braucht mir auch keiner erzählen, die bösen Israelis, die bösen Araber. Dieser Konflikt ist zu alt, als das man hier Schuld zuweisen kann, hier geht es nur noch um menschliche Dummheit. Idiotisches Gegeneinander ohne Vernunft.

©George W. Lästerbacke