Mittwoch, 27. Juni 2018
Russland Basching - Kalter Krieg 2.0
Der Glauben ist nicht nur eine Basis für den Götzen anbetenden Simplicissimus, der aus Bequemlichkeit oder mangelnder Vorstellungskraft, sein Schicksal lieber als göttlich gelenkt betrachtet. Nein er ist auch etwas für Atheisten.
Wer diese These nicht glaubt, dem erläutere ich dies gerne an Beispiel Russland Basching. Hier kann man gut erkennen, das mancher Mensch lieber glaubt, als denkt. Den die pausenlose Beschallung mit FakeNews, Lügen und Halbwahrheiten über Russland dient vielen dieser Mitbürger als Religionsersatz.
Russland ist Böse. Das ist bequem, wenn man es nur oft genug hört. Und dem Basching der Medien zu glauben ist viel einfacher, als eigene Denkarbeit. Sonst müsste man Vorurteile, die noch aus dem Kalten Krieg stammen revidieren. Sie medial modifizieren und manipulieren zu lassen, erscheint da doch nahe liegender. Gestern böse Kommunisten, heute böse Oligarchen und natürlich böser Putin. Die Wahrheit erkennen, würde eigene Denkarbeit fordern. Das scheitert schon zu Hause an der eher simpel zu analysierenden Politik.
Wie sollen Leute, die Taka-Tuka Land von Pipi Langstrumpf und das Wunderland von Alice besser kennen als Russland, den erfolgreichen Versuch machen Russland Politik zu verstehen? Es ist doch viel einfache zu wissen, Putin ist der Satan, der die restlichen Demokratie Simulationen bedroht. Man sollte von Russland mehr wissen, als von den FakeNews Redaktionen deutscher Medien. Besonders gut ist natürlich sich selbst ein Bild zu machen. Dazu muss man heute nicht mal reisen. Das Internet kann viel Infos menschlicher und politischer Natur liefern, das erfordert natürlich Zeit und eigene Denkarbeit. Kann aber erfolgreich sein.
Allerdings, einfach mal eine Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn und den einfachen Russen quer durch das Land, ist unübertroffen besser. Ich lebte zwei Jahre in Russland und konnte so Land und Leute kennen lernen und sage euch, es sind wirklich nette Menschen. Ihre Freundlichkeit und Gastfreundschaft ist unübertroffen. Sie sind ganz normale Menschen, nur manchmal etwas zu konservativ für meinen Geschmack. Mal davon abgesehen, das es natürlich überall ausgemachte Arschlöcher gibt. Aber diese sind nun mal internationalisiert.
Russland ist ein von Menschen besiedelter Landstrich, der immer von der Obrigkeit zugewandter Aufmerksamkeit geprägt war. Der Zar, die orthodoxe Kirche, der Kommunismus. Es gab immer jemandem, den die Russen mehr oder minder freiwillig ihr Vertrauen schenken mussten und wollten. Eine leicht autoritär geprägte, eigene Hemisphäre. Und alles was sie je über Demokratie lernten, war meist wenig ergiebig für sie. Gorbatschow wirbelte alles durcheinander, was sie kannten, Jelzin verhurte das Land, was kein Wunder ist, da er ständig im Suff war. Dann kam Putin, einer der beim KGB gelernt hat, wie der Hase in der Politik läuft und einer, der verdammt clever ist. Der einzige gute Eindruck, den Demokratie je machte. Denn unter Putin geht es den Russen wieder relativ gut und der Russe konnte ihn wählen. Noch besser, der Russe fühlt sich wieder gut. Das sollte man wissen, bevor man überhaupt über Russland nachdenkt.
Die Russen wissen sehr wohl, das auch unter Putin nicht alles Gold ist, was glänzt, aber sie wissen auch, Putin bemüht sich um Stabilität und die Verbesserung der Lebensstandards und dafür lieben sie ihn. Er muss keine Wahlen manipulieren, er soll einfach bleiben. So denken sehr viele Russen und dafür haben sie Handfeste Gründe. Möglicherweise ist das sogar mehr Demokratie, wie wir sie je kennengelernt haben.
Die Gaukeleien, die seit Jahrhunderten in der westlichen Hemisphäre für das Volk zur Grundlegenden Bespaßung dienten und sich Demokratie nannte, ist nicht in der völkischen Basis Russlands verankert. Der Russe will einen starken Anführer. Kleinliche Stänkereien von vielen kleinen Königen der Demokratie, findet der Russe lächerlich. Wobei er keineswegs devot agiert, er weis sich zu wehren, wenn er es für nötig hält. Denn einen Apparat wie zu Sowjetzeiten, der das Leben vollständig kontrollieren wollte und dominierte, hätte meiner Meinung nach, heute in Russland keine Chance mehr. Putin wurde demokratisch gewählt, so viel wissen die Russen von Demokratie und mehr ist nicht nötig.
Das mag sich für uns seltsam anhören, aber viele Russen wollen schlicht Resultate sehen, darüber ewig lamentieren wollen sie nicht. Wozu bezahlt man schließlich die Regierung.
Der Russe will ein starkes wehrhaftes Land auf das er stolz sein kann. Und der starke Mann der liefert, hat den Respekt des Russen. Wenn es ihm dabei auch noch sichtbar besser geht als vorher, so ist er zufrieden. Arbeit, eine kleine Wohnung, vielleicht eine Datscha, genug zu essen und zu trinken und der Russe ist in der Masse zufrieden. Oben Mitreden will er nicht so viel, solange die da Oben ihr Land groß machen. Wobei es im Grunde nach außen friedlich zugeht. Russland protzte nie mit besonderer Aggression, reagierte jedoch immer heftig auf Intervention. Man mischt sich nicht in Russische Angelegenheiten, wenn man kein Russe ist. So sehen das Russen und ich sehe in dieser Ansicht nichts Verwerfliches.
Ein Umstand den die kapitalen Eliten im Westen nie verstanden haben ist, die kommunistische Sowjetunion hatte ein natürliches Bedürfnis sich auszudehnen. Die Sowjetunion wollte seine Machtsphäre um der Ideologie Willen erweitern. Doch weder ein zaristisches Russland, noch ein kapitalistisches Russland benötigen eine aggressive Expansion. Sie sind eher nach innen orientiert, weil sie selbst ein reiches Land besitzen. Aber sie protzen gerne in der Welt, das kann man überall beobachten, wo man russischen Geldadel begegnet.
Russland ist kein Aggressor, also soll man es in Ruhe lassen und schätzen, was es freiwillig bietet, Freundschaft und Kooperation, so denkt der Russe. Natürlich nur bis zu dem Punkt, wo der Russe bemerkt, er wird über den Tisch gezogen. Dann wird er sauer.
Und bei all der Russland Hetze der letzten Jahre, vergisst man bald, warum Putin im Westen so schnell zum Satan mutierte. Er kündigte 2006 den Vertrag, den Jelzin mit der USA geschlossen hatte auf, der US- Energie und Ölmultis gestattet hätte, Russlands Öl- und Gasreserven 25 Jahre auszubeuten. Praktisch ohne Gegenleistung. Die Russen hätten lediglich nach dem Auslaufen des Vertrages die alten Förderanlagen übernehmen dürfen. Das ist Wahnsinn, ein Präsident Putin der das gestattet hätte, wäre wahrlich ein Volksverräter.
Putin hat also eigentlich nichts anderes getan, als einen rechtlich betrachtet, gegen die guten Sitten verstoßenden Vertrag der USA mit dem Säufer Jelzin, der Russlands Interessen verkaufen wollte aufzukündigen und neu verhandeln zu wollen. So platzte für die Amerikaner der Deal des Jahrtausends. Und schon wurde Putin der Feind der "Demokratie". Krieg führten die USA schon wegen bedeutend geringeren Gründen.
Der einzige Grund Russland nicht anzugreifen sind seine Atomwaffen und so hält Putin seine neuen Feine in schach. Was bleibt also nur für den angepissten US-Kapitalisten?
Säbelrasseln mit all seinen NATO Vasallen und hoffen, dass ein Krieg gegen Russland regional auf Europa begrenzt bleiben würde. Doch mit jedem Schritt den Putin macht, stirbt die Hoffnung der US-Administration ein wenig mehr, ihr eigenes Territorium aus einer Intervention in Russland herauszuhalten. Denn egal welche US-Regierung der US-Energie und Rüstungskonzerne an der Macht ist, nichts scheuen sie mehr, als Krieg auf eigenem Boden. Das wäre auch das Ende ihrer Macht. Deshalb das ständige Russland Basching.
Russland hat keinen Grund gegen irgend ein Land Kriege anzuzetteln, denn es besitzt von jeder Art Bodenschätze genug um sich selbst zu versorgen. Ganz im Gegensatz zur USA. Jedem, der auch nur ein wenig sein Hirn anstrengt, sollte das klar sein.
Sogar in Fällen wie Syrien, in dem tatsächlich strategische Interessen Russlands verteidigt werden, beweist Russland Zurückhaltung, bei jeder Provokation durch die USA und US-Vasallen. Der Syrien Krieg wurde nur angezettelt um eine von US-Konzernen gewünschte Öl-Pipeline verlegen zu können, dabei stört Assad. Das ist mittlerweile eine bekannte Tatsache. Der Islamische Staat als Ziehkind der USA (welch Überraschung), sollte das Assad Problem regeln, nur versagten diese Idioten glorreich. Trotzdem ist es den Russen zu verdanken, das es hier zu keiner Eskalation kommt. Auch dass ist unübersehbar.
Das Fazit meiner Betrachtung ist, macht euch selbst ein Bild und lasst es nicht von gekauften Medien bestimmen. Denn am Ende werdet ihr die Zeche bezahlen, die andere reich macht. Euer Feind steht nicht in Moskau.
George W. Lästerbacke
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