Mittwoch, 17. Juli 2019

Der Mensch als Spekulationsobjekt


Der Mensch betrachtet seine Mitmenschen immer mehr als Spekulationsobjekte und das praktisch in allen Lebensbereichen, ob privat oder wirtschaftlich.
Taugt der Mensch als Investition in die Zukunft, ist er rentabel, effizient oder auch innovativ, ist er ein Investment in Gefühle und Zwischenmenschlichkeit wert, oder hört man Zweifelhaftes über ihn?

Das Scoring des Menschen ist heute omnipräsent und überall.
Das Schlimmste daran aber ist, wir delegieren das Bewerten immer weiter an künstliche Intelligenzen oder im privaten Bereich an den Klatsch und Tratsch, den wir von anderen aufschnappen.
Selbstständiges Denken und somit Verantwortung für unser Handeln wird immer mehr abgelehnt.
Wir machen uns immer seltener die Mühe, noch persönlich darüber zu entscheiden, wer welchen Wert für uns darstellt.
Wir geben den menschlichen Faktor auf, der für uns so wichtig ist, wie das Sehen, Schmecken, Fühlen, Hören oder Tasten.
Wir outsourcen dieses Scoring unserer Gegenüber und spekulieren mit Informationen Dritter oder Hörensagen.
Wir legen damit fremde Schicksale und das eigene in Hände, die wir selbst nicht mehr kontrollieren.
Wir geben damit unsere Macht ab, selbst zu entscheiden.

Bei der ganzen Spekulation über den anderen Menschen, vergisst der Spekulant aber, dass sein Spekulationsobjekt auch nur den Wert besitzt, dem man ihm beimisst und dem man ihm einräumt zu haben. Dabei agieren wir fremdbestimmt, ohne uns dessen bewusst zu sein.
Der freie Wille, auf den der Mensch so stolz ist, wird Makulatur.

Somit wertet der Spekulant den Menschen unnötig auf oder ab.
Das ist keine Win-Win Situation für jemanden der Humanist sein möchte.

Der wahre Gewinn steckt nicht in der Spekulation oder dem Scoring eines Individuums, sondern im gegenseitigen Kennenlernen. Denn Erfolg ist nicht nur die Summe von Fakten und Zahlen, sondern auch dieses unbestimmte Gefühl, dass da mehr sein könnte, als das Offensichtliche. Im positiven, wie im negativen Sinn.

George W. Lästerbacke