Ende August ist es wieder soweit, in Hütte ist Stadtfest. Neuerung, der finanzielle Anteil von 60.000 Euro, mit dem die Stadt das Fest bezuschusst, soll nun durch blaue Armbändchen finanziert werden, die dem Bürger bei jedem Getränkeverkauf oder Imbiss angeboten werden sollen.
Grundsätzlich ein schöner Gedanke, der Bürger beteiligt sich an der Finanzierung der Großveranstaltung. Das ist ja auch auf Festivals und oft sogar in Discotheken der Fall. Doch das hier die finanzielle Beteiligung vollständig auf den Bürger abgewälzt werden soll, das finde ich schon ein eigentümliches Ansinnen, denn die Stadt ist letztlich der Veranstalter. Schon eigentümlich, was die Stadtverordneten Versammlung da mit ihren Sparkonzept beschlossen hat. Die Stadt als Veranstalter poliert so gerne ihr ramponiertes Image auf, eine große Eventagentur richtet das Standfest aus und die Zeche, der Stadt, die zahlt der Bürger. Eine Zeche, die sowieso indirekt vom Bürger und Gewerbe bezahlt wird, durch Abgaben an die Stadt. Also soll der Bürger im Prinzip zweimal zahlen. Einmal für die Stadt und ihre Abgaben, ein zweites mal für das Stadtfest, dass er eigentlich schon mal bezahlt hat. Ich finde dass, ist eine moralische Zumutung und ein Armutszeugnis? Die Frage ist, wie viel Herz für Bürger und Stadt ist bei den Politikern überhaupt noch vorhanden? Sparkonzept hin oder her, wer so agiert, sollte Konsequent sein und sagen, wir können uns das nicht leisten und nach anderen Wegen suchen, das Stadtfest zu realisieren.
Ich persönlich bin schon seit längerem kein großer Freund des Stadtfestes und gehe dort auch nur hin, weil meine Kinder dorthin wollen. Doch die müssen sich auch keine Gedanken machen, ob Papa Geld dafür ausgeben will, das Privileg unbesorgter Kinder. Doch in der Stadt gibt es auch viele Kinder, deren Eltern sich den Spaß gar nicht leisten können. Nur mal am Rande erwähnt. Die stehen sozusagen an den “Schaufenstern“ zum Stadtfest, drücken sich die Nasen platt und sind froh, dass sie wenigstens zusehen dürfen. Das liegt für mich auch an der falschen Konzeption des Festes. Das Stadtfest, dass grundsätzlich schon vom Datum her so gelegen ist, das zum Beispiel Arbeitslose, prekär Beschäftigte oder HartzIV Empfänger kaum das Geld haben, mal einen Besuch abzustatten, bei dem man vielleicht auch dort noch etwas für die Kids ausgeben kann.
Ein farbloses, ideenloses und seelenlose Konzept
Was für eine schwachsinnige Konzeption, am Ende des Monats so eine Großveranstaltung anzusetzen. Man schließt damit gleich eine Vielzahl von Bürgern aus. Auch muss man einmal ansprechen, dass es von Seiten der Stadt wohl eine simple Einstellung gibt, aus opportunistischen Gründen braucht die Politik das Stadtfest, weil der Bürger es will. Doch zahlen und machen sollen andere. Das tatsächliche Interesse der Stadt, scheint mir Desinteresse. Sonst würde man doch längst eingesehen haben, das das ganze Konzept nicht stimmt.
Erstens wo sind denn die Eisenhüttenstädter Gewerbetreibenden, die auf dem Stadtfest die Bürger versorgen? Sie sind in der Regel nicht da, eine Ausnahme mag der goldene Löwe sein.
Das hat einen einfachen Grund, die Standmieten sind so unverschämt hoch, das es sich für meisten einheimische Gastronomen kaum lohnt. Deshalb stehen dann eben nur Fremde dort und verhökern alles was geht, zu unanständigen Preisen. Der Bürger muss ja zahlen oder er schaut nur.
Das wundert nicht, denn für das Fest ist nun mal eine professionelle Event Agentur aus dem Westen zuständig, die muss nicht nur optimal arbeiten, sie muss auch Profit erwirtschaften.
Da bleibt dann wenig Spielraum sich Gedanken zu machen, ob etwas besser geht oder billiger. So etwas simples, wie Platz für einen Flohmarkt, dass fällt aus, weil es kein Geld einbringt. Vor allem aber stört mich, wie sollen diese außenstehenden Personen den ein Stadtfest mit Lokalkolorit gestalten. Ein Fest wird zu einem seelenlosen Auftrag.
Endlich wieder initiativ werden ...
Ich finde es ist an der Zeit, das die Stadt, insbesondere die Stadtverordneten Versammlung begreift, dass das Stadtfest wieder in Eisenhüttenstädter Hände gehört. Aber unsere lieben Stadtverordneten sind viel lieber mit ihren selbstverliebte Parteispielchen beschäftigt, behindern sich selbst gegenseitig und die Bürgermeisterin mit Spielen, als seien sie in der Bundespolitik. Einige unserer Regionalpolitiker kann man da getrost als Schwachköpfe bezeichnen, wenn sie nicht begreifen, dass es hier um unsere Stadt geht, nicht um Berliner belange. Bundespolitik gehört nach Berlin, nicht in unser kleines, schönes Städtchen. Hier sollten alle an einem Strang ziehen, nicht gegeneinander. Dann klappt es auch mit einem eigenen Stadtfest.
Angefangen bei der Veranstaltungsorganisation, bis zum eigenen städtischen Unternehmungsgeist, man kann nicht alles delegieren wollen. Die Stadt hat genug Potential an Menschen, um so eine Veranstaltung selbst zu stemmen. Deshalb muss es nicht kleiner oder schlechter werden. Doch die Kommune bremst scheinbar selber und hält eisern an einer Fremdvergabe fest. So wird das Stadtfest für mich immer unattraktiver. Ich als normaler Bürger fahre mittlerweile jährlich lieber zum Hanse Fest in Frankfurt/Oder oder nach Guben, als zum eigenen Stadtfest. Weil diese Feste auch von der räumlichen Anlage her angenehmer gestaltet sind. Das in die Lindenallee gequetschte Stadtfest, macht mir keinen Spaß mehr. Wir haben so schönes Gelände auf der Insel, auf dem ein Stadtfest nicht so kompakt wirkt, dass mit vielen Millionen Fördermittel recht schön gestaltet wurde und vom Bürger gerne genutzt wird. Warum kann man dieses Gelände dafür nicht nutzen? Viele Anwohner der Lindenallee finden das Konzept im Zentrum schon immer als Zumutung. Dafür habe ich großes Verständnis, denn grade dort wohnen viele ältere Menschen und von einer Nachtruhe, kann wohl keine Rede sein.
Dass und viele andere Gründe, bewegt mich dazu, dass ich kein blaues Band kaufen werde. Denn ich bin der Meinung, unterstützen werde ich nur noch ein Stadtfest, das wieder in den Händen und der Bürger und Gewerbetreibenden der Stadt Eisenhüttenstadt liegt. Soviel Lokalpatriotismus leiste ich mir. Es sollte wieder ein Fest mit Lokalkolorit sein, nicht von der Stange produziert von Menschen, die eben wissen, wo Eisenhüttenstadt liegt.
© George W. Lästerbacke