Freitag, 22. August 2014

Das ist Krieg

Irgendwo in dieser Welt, vielleicht grade heute passiert es.
Direkt neben einem Granatentrichter liegt ein Militärstiefel, mitten im grünen Gras. Er glänzt in der Sonne, feines Rindsleder, gutes Profil. Wer schmeißt so etwas weg, frage ich mich.

Da sehe ich es in dem Stiefel steckt noch ein Bein, eine Wade, nur ein Stumpf, blutiges zerfasertes, zerrissenes Fleisch, gesplitterte Knochen. Eben noch voller Leben, nun nur noch ein blutiger Stück Fleisch, Haut und Knochen, umkreist von Schmeißfliegen.

Es ist der Unterschenkel von Soldat Tomy, so nannten ihn seine Freunde, damals an der Schule. Tom mochte Fußball, spielte auch mal gerne Ego Shooter. Seine Mutter kochte gerne Spagetti Bolognese für ihn, sein Vater fuhr mit ihm zu seinen Auswärtspielen und zum angeln. Seine Schwester ging mit ihm gemeinsam zu Gothic Konzerten. Sie mochten das morbide Feeling, auch wen sie keine Gothics waren.

Tom war 18 Jahre, fand trotz guter Noten keine Ausbildungsstelle, lebte von Stütze, als er die Werbung im Fernsehen sah. Komm zur Armee, lerne einen Beruf, lerne Kameradschaft und erlebe die neuste Technik, lass dich gut bezahlen, stelle was dar. Damals sagte Tom Niemand, das er auch in den Krieg ziehen müsste, es war Frieden.

Tom wurde ein guter Soldat, ein Berufssoldat. Er erlernte einen Beruf, trug eine schicke Uniform und wenn er nach Hause fuhr, da war er wer, stellte etwas dar.

Jetzt ist Tomy nur noch ein amputierte Unterschenkel, tot und von einer Granate zerfetzt, irgendwo liegt sein Kopf, mit schreckgeweiteten Augen. Niemand wird ihm die Augen schließen, Niemand wird seine zerfetzten Körperteile aufsammeln. Alle sind tot, irgendwo im Niemandsland.

Nur seine Familie wird um Tom weinen, der in einem Krieg gestorben ist, der nicht seiner war. Sinnlos, erbarmungslos, nur für die Andere von Vorteil.
Das ist Krieg

© Georg W. Lästerbacke