Freitag, 29. Dezember 2017

Was ich euch mal sagen wollte ...


Ich sage euch was, immer wenn man neue Leute kennenlernt, muss man sich vorstellen. Das ist extrem lästig. Zudem ich eigentlich der Meinung bin, dass ich bereits genug Leute kenne, die ich gar nicht kennen will. Aber was soll es, man tut halt so, als ob man sich freut. Ich stelle mich dann vor, und fange oft so an:

He, ich bin George W. Lästerbacke. Klar, dass ist nicht mein richtiger Name, aber Googel hat mir geglaubt. Social media bin ich also George W. Lästerbacke, wer meinen echten Namen will, der muss mich bezahlen. Aber trotzdem, ich wurde mal geboren und der Esel hat mich nicht, m Galopp verloren.
Nennen wir die Stadt meines Erstkontaktes mit der Menschheit einfach Lästerburg an der Läster, das liegt in Deutschland.

Wenn man heute noch dort wohnt, ist man entweder Minderjährig, also wehrlos seinen Erziehungsberechtigten ausgeliefert, alt oder man arbeitet in einem Stahlwerk. Man kann aber auch HartzIV oder Niedriglohn Jobs haben. Natürlich lässt es sich in Lästerburg auch als professionelle Lästerbacke gut leben.
Die 26.000 Einwohner könnten sich fast persönlich kennen, aber wer will das schon. Der einzige Vorteil hier zu leben ist, einst hatte die Stadt 60.000 Einwohner, da ist nun viel Platz, um sich aus dem Weg zu gehen. Deswegen ist die Gewaltstatistik in der Stadt sehr niedrig. Viele Zusammenstöße sind Drogen bedingt, zum Beispiel, Besoffener stolpert über Kiffer.
Unfälle sind oft Smartphone gebundene Ereignisse. Junge Frauen, die zusammengebrochen unter Laternen liegen, sind oft gar nicht betrunken, sie sind nur gegen die Laterne gelaufen.
Dann sind die jungen Damen, zwar etwas bekloppt, aber dass muss ja nicht von Nachteil sein, wenigstens für uns Männer.
Aber bekloppt wird man in Lästerburg auch so, denn die Stadt ist so spießig, das sogar Lehrer, man betone Lehrer ein Dorf weiter ziehen.
Seit der Flüchtlingskrise 2015 hat sich die Stadt etwas verbessert. Die Geburtenrate steigt wieder, auch wenn jetzt viel mehr Kinder Muhammet heißen. Noch ein Vorteil, endlich versteht man nicht mehr jeden Blödmann, der mit Kopfhörern ins Smartphone quasselt. Auch die Ladendiebstähle sollen drastisch zurückgegangen sein, hörte ich.
So viel also zu Lästerburg.

Meine Eltern waren eine Katholikin und ein Kommunist. Was heraus gekommen ist, bin ich, eine Lästerbacke.
Meine Jugend war also recht harmonisch, so zwischen einer Gottesanbeterin und einem Klugscheißer. Nein, meine Eltern waren echt nett, es war eben nur so ein wenig, wie in Polen der 1980er Jahre, Klassenkampf und Auto klauen. Nur halt ohne Auto klauen, weil wir hatten in der DDR ja kaum Autos, die es lohnte zu klauen.
Wir hatten noch keine Smartphone, Laptops oder überhaupt, so viel elektronischen Schnick-Schnack. Dafür hatten wir jede Menge Natur, auch in der Stadt. Und Bücher. Unsere Welt war abenteuerlich, ganz ohne Spielkonsolen, denn wir hatten Phantasie.
Auch begann ich mich zeitig für Mädchen zu interessieren, was, wie sich zeigte, eine tolle Freizeitbeschäftigung wurde. Gut uns fehlte das Internet, um theoretische Vorkenntnisse zu erwerben, doch wir erforschten das Themengebiet eben selbst.

Irgendwann wurde das frohe Jugendleben dann stark eingeschränkt, weil die Schulzeit, mit Partys und Weibern gegen eine Ausbildung eingetauscht werden musste. Da es mit Studienplätzen für Jura in meinem Jahrgang schlecht aussah, es gab eine Frauenquote, lernte ich ersatzweise Koch.
Gott ich hab der SED-Emanze, die mir den Studienplatz wegschnappte, die Pest an den Hals gewünscht. Damals wusste ich noch nichts über Voodoo-Puppen.
Heute bin ich froh, weil etwas nettes fürs Bett, findet man(n) immer, etwas leckeres auf dem Tisch nicht.
Deshalb achte ich bei Frauen in der Küche, heute nur noch darauf, wie sie sich auf dem Küchentisch machen, nicht an den Töpfen. Studierte habe ich dann halt später in Moskau.

Was ich sonst noch so getrieben habe? Ich weiß, dass wüsstet ihr gerne, aber nein, es muss reichen, was ihr eh schon wisst. Heute schreibe ich für Euch, und habe Spaß daran.

George W. Lästerbacke