Mittwoch, 10. Mai 2017

Gottesdienst ...

... nachgehakt beim Glauben.

Vor ab ein Zitat, das die Gesamtheit des Transzendentalismus gut beschreibt. In dem wir auch ein Dilemma unserer Zeit erkennen können, wenn wir das wollen.



Sonntags pünktlich 9.00 Uhr klingt das Glockengeläut unserer evangelischen Kirche durch die Stadt. Ich frage mich immer, ob Glauben so laut sein muss. Die Katholiken sind ein Dorf weiter, deswegen stört ihr Glockengeläut nur bei guter Wetterlage. Außerdem beginnen die erst um 10.00 Uhr. Eine Uhrzeit, die ich dann wieder sehr christlich finde. Man stelle sich unsere 100 städtischen Muslime mit festem Wohnsitz hier vor, wenn diese nun auch noch eine Moschee mit einem Schreihals bauen wollten, der um 5 Uhr in der Frühe durch die Gegen grölen würde oder schlimmer noch 5 mal am Tage. Ich meine schon, das dies etwas viel Lärmbelästigung ist, für ein paar hundert Leute in der Stadt, die es mit der Religion ernst meinen.

Wobei der Glauben doch offensichtlich selbst bei den meisten Gläubigen nur noch eine Fassade ist, an der sie die eigenen Leistungen schmälern. Für die allerwenigsten Menschen ist der Glauben vielleicht auch eine seelische Krücke. Für mich ist es unnützer Humbug und ich frage mich, wieso muss ich mich mit den akustischen oder optischen Belästigungen, die mit Religion einhergehen beschäftigen? Wären diese Häuser wenigstens am Sonntag gefüllt, würde ich sagen, gut, sie erfüllen ihren Zweck, aber so? Genötigter Maßen durch die Präsenz dieser Gotteshäuser gebe ich meinen Senf dazu.

Religion sollte Privatsache sein und wenn der Pfaffe, Imam, Pope oder wer weiß noch, seine Schafe, Lämmer oder wie immer er seine Gefolgschaft nennt zusammenrufen will. Bitte, wir leben im 21. Jahrhundert, selbst die Feuerwehr benutzt keine Sirenen mehr, seit es Pieper, Handys und andere Kommunikationsmittel gibt. Ich akzeptiere Religion durchaus, als vitalen Bestandteil unserer abendländischen Geschichte und auch als erste Basis unseres heutigen Wertesystems in der Welt. Doch finde ich diese unnötige Präsenz, an sich störend, denn es ist nicht meine Welt.

Ich persönlich kenne eine gute Zahl Menschen, die bekennende Gläubige sind und sehr viel geleistet haben im Leben. Menschen denen ich Respekt zolle und mit denen ich auch über Religion diskutiere. Doch sie akzeptieren mich und ich sie. Oft haben sie sich erst in einer persönlichen Krise in den Glauben geflüchtet oder sind bereits vom Elternhaus so beeinflusst worden. Welches meine These von seelischer Krücke oder auch Folklore untermauert. Aber das wiederum ist ihre persönliche Entscheidung, die ich akzeptiere.

Denn natürlich ist es jeden selbst überlassen, ob und an was er glaubt. Allerdings beobachte ich oft, das der Mensch seine eigene Leistung plötzlich Gott zuschlägt. Warum nur, glaubt er denn es wäre ohne seine zielstrebige Arbeit möglich gewesen zu erreichen, was er erreicht hat?

Nur ein Beispiel. Gott hat mir geholfen, vom Alkohol los zu kommen, lauten die Aussagen. Jeder der sich mit diversen Suchtproblemen auseinander gesetzt hat weiß, was es für eine Leistung ist, die Sucht zu überwinden, egal welcher Art. Und wenn man tatsächlich Hilfe hatte, dann doch wohl von anderen Menschen.

Doch Erfolge oder auch Niederlagen am Glauben an ein höheres Wesen fest zu machen, dass ist doch nicht anderes, als das klein machen der eigenen Leistung, eigentlich Erniedrigung. Nichts ist schwerer als, nennen wir es, den inneren “Schweinehund“ zu überwinden. Aber genau da, wo Menschen sich selbst überwinden, behauptet der Gläubige nun, ohne ein höheres Wesen hätte er dass nicht geschafft. Das ist seltsam oder zumindest befremdlich.

Es scheint mir so, als ob es diesen Menschen an dem Glauben an sich selbst fehlt. Den Glauben, den sie dann mit dem Glauben an fremder Lenkung verwechseln. Diese Verwechslung ist auch die Quelle mangelnden Selbstbewusstsein. Das einen geistigen Paradigmen Wechsel verhindert. Man glaubt nicht an seine eigene Stärke, sonder nur an die Stärke die ein Gott einem gibt. Das aber ist keine Stärke sondern freiwillige Unterwürfigkeit, das ist klein machen der eigenen Leistungsfähigkeit und gleichzeitig eine Quelle der Intoleranz, eine Quelle der Obrigkeitshörigkeit, die unsere Welt verdirbt. Eine institutionelle Übermenschlichkeit, die letztendlich den Geist für jede Art von Missbrauch öffnet.

Ähnliche Prozesse sind auch in “Gottlosen“ geistigen Institutionen zu beobachten, wie Parteien, Organisationen und Ideologien im besonderen. Grundsätzlich kann man resümieren, es fehlt der Welt des Menschen an dem Glauben, das der Mensch selbst das Göttliche ist, das lenkt, entscheidet, Erfolge feiert und im Lernprozess auch Fehler macht. Fehler die man mit dem Glauben natürlich auch wieder einer höheren Instanz namens Gott oder Schicksal anhängen kann. Der zweite Aspekt des Glaubens, das erfolgreiche delegieren von Misserfolg an Gott oder Wahlweise an andere, die auch Götzen anbeten.

Nimmt man nur drei Weltreligionen, das Christentum, das Judentum und der Islam, so wird das anschaulich. Das Judentum, praktisch der Vorläufer des Christentums verbreitete sich mit der Lehre, der Nächstenliebe und der Gottesfurcht. Wobei klar sein muss, das Christentum stellt nur die eine Abspaltung einer ersten Splittergruppe des Judentums dar. Weshalb auch bei genauerem Hinsehen, weniger Unterschiede gibt als erwartet. Anerkennenswerte Unterschiede zum Judentum kristallisierten sich erst mit Jesus heraus. Moses "sandte" 10 Gebote, eigentlich nichts anderes sind, als eines der ersten Gesetzbücher. Simple Regeln, die in Zeiten in den jeder kleine Dorf-Obere eigene Regeln aufstellte, meist um sich zu bereichern und seine Macht zu zementieren. Nun gab es ein einfaches Gesetz, das für alle gelten sollte. Dieser Umstand gefiel den Mächtigen naturgemäß nicht. Doch die Idee von dem einen Gott und den einfachen 10 Regeln war gut und setzte sich fort im Volk. Denn es war eine Innovation. Der Bruch von Christen und Judentum wurde erst durch den angeblichen Verrat Judas an Jesus zementiert. Wobei nicht mal Jesus in Person belegt ist, geschweige den der Verrat Judas an dem Selben beweisbar wäre. Alles eine Frage des Glaubens.

Seit dieser Zeit ist die Schuldzuweisung an andere Glaubensrichtungen salonfähig geworden. Die Religion als sowohl positiv regelndes Ereignis der Menschheitsgeschichte, als auch als politisches Machtinstrument, mit all seinen hässlichen Nebenwirkungen trat in die Welt.

Niemals starben nun mehr Menschen, für den einen Gott. Die Zeiten wurden klarer durch Zuordnung zu einer Glaubensgemeinschaft und düsterer wegen des Kampfes gegeneinander. Religion als Alibi für Willkür, Verfolgung und blinden Hass gegen Andersdenkende.

Erst ein Jahrtausende anhaltender Prozess der Weiterentwicklung der Gesellschaft machte es möglich, das einstige religiöse Werte durch Aufklärung zu einem heute Humanistischen Weltbild führten. Eine gute Portion Gottlosigkeit und weniger Menschen die blind dem Glauben hinterher liefen waren hilfreich. So das wir heute gut beobachten, das Religion oft nur folkloristisch gelebt und wahrgenommen wird.

Das der Mensch im Herzen ein nettes Arschloch ist, schadet vermutlich auch nicht. Die zunehmende Individualisierung der westlichen Welt, nahm den beiden ersten Weltreligionen die Schärfe und Strenge. Denn eine zu strenge Auslegung der mit der Zeit entstandenen Regel bremste sowohl den Fortschritt, als auch die Lebenfreude. Die 10 Gebote Mose finden sich heute durchaus in den Gesetzen der westlichen Welt wieder, doch diese auch für sich selbst gelten zu lassen, da scheint der Gläubige flexibel. Das ist auch gut so. Den was aus der Religion wird, wenn man sie nochmals neu erfindet, zeigt der Islam. Der wiederum seine Wurzeln im Christentum findet. Einziger Unterschied, das Buch der Bücher dieser Religion wurde von einem Mann verfasst, dem Propheten Muhammad. Etwa im frühen 7.Jahrhundert nach Christus. Einer Zeit in der die Religion Europa bremste und doch für eine gewisse Ordnung sorgte. Eine Zeit in der, der Orient noch als aufstrebende Weltmacht galt. Der Orient, der auch Europa in Sachen Fortschritt, Vorbild sein konnte. Wie die Antike ohne Monotheismus für Europa wirkte.

Noch im Mittelalter war der Islam kein Problem, eher sogar fortschrittlich für seine heimatlichen Regionen. Denn er half das Leben vieler Menschen zu strukturieren. Seine Ausbreitung ging einher mit wissenschaftlichen Fortschritt und optimistischer Glaubensauslegung einher. Während es im mittelalterlichen Europa düster und dunkel wirkte für Wissenschaft und Menschen, durch die missbräuchliche Auslegung der Bibel und anderer Schriften des Christentums zum Zweck der Machtausübung, blühte der Orient auf. Orientalische Gelehrte beschrieben die Anatomie des Menschen, kartographierten die Welt und vieles mehr. In Europa galt die Wissenschaft als Ketzerei. Da waren wir noch im Banne von Höllenqualen, Hexenjagd. Doch auch der Islam begann sich zu verändern, spaltete sich mit all den Nebenwirkungen, die auch Europa zerrütteten. Der Islam befindet sich heute im 14.Jahrhundert, wenn man die übliche Christliche Zeitachse als Basis sieht. Einer Zeit der europäischen Kirchenfürsten, die den Fortschritt um jeden Preis aufhalten wollten und die Glaubensverbreitung propagierten. Das Bild der Länder des Orients spiegelt sich im 14.Jahrhunderts Europas.

Nur im 21.Jahrhundert nach Christus. Willkür, Unterdrückung und kein wissenschaftlicher Fortschritt. Die absolute Unterordnung des Menschen unter den Glauben, das war auch das Christentum der Zeit. Heute stellt der Islam eine Bedrohung von Leib und Leben für seine Gemeinschaft und erst recht für Andersdenkende Gemeinschaften dar. Das ist die Gefahr für eines Modernen Europas und die westlichen Welt. Denn der Islam von heute will erobern. Fortschrittliche Technologien dienen nur einem Ziel, der Unterwerfung Andersdenkender. Religionen, wie das Judentum und das Christentum, wurden als Hemmschuh für Fortschritt in der westlichen Hemisphäre überwunden, sie reformierten sich, aus sich selbst heraus.

Sie sind nur noch eine Gefahr für unser wahres Seelenheil, nämlich an uns selbst glauben zu können, nicht an Führung durch ein göttliches Wesen. Der Islam hingegen ist von Natur aus sektiererisch, es gibt keine Zentrale Ordnung, nur einen Koran, den jeder regionale Glaubensführer anders auslegt. Dem entsprechend sind die Vielzahl von Strömungen des Glaubens schwer lenkbar. Es ist fraglich, ob ein moderater Islam, der in das 21. Jahrhundert passt, sich durchsetzen könnte. Denn die wenigen, gebildeten und aufgeklärten Vertreter ihrer Art, werden im allgemeinen von der Welt des Islams nur als Verräter gesehen. Der Koran wird als der Weisheit letzer Schluss gesehen und dieser Koran predigt aggressiv und bösartig gegenüber Andersgläubigen. Er predigt Hass und Tod. Frieden gilt nur den Muslimen. Grade in Zeiten einer künstlich heraufbeschworenen sogenannten Flüchtlingskrise manifestiert sich der Islam in Europa mit seinem hässlichen Gesicht, aber kann man es verübeln, das die Führer dieser Religionsgemeinschaften die Gelegenheit nutzen, dem in selbstverliebter Dekadenz schwelgenden Europa, ihren Glauben aufzupressen? Vermutlich nicht, objektiv betrachtet. Europa hat sich in seiner Herrlichkeit verlaufen und umher irrende Menschen werden eben Opfer, so ist das Leben.

Es ist einfach, es fehlt uns der Mut an uns und unsere eigenen Fähigkeiten zu glauben, in guten, wie in schlechten Zeiten. Der Transzendentalismus, also der Glaube an den göttlichen Funken im Menschen und der Einheit des Seins, ohne Gott und Häuser in denen man Götzen huldigt, wäre für Europa der nächste Schritt hin zu Befreiung des Geistes und letztlich der Befreiung von Religion und ihren überflüssigen Institutionen. Welche schon längst als moralische Instanz abgewirtschaftet haben. Die Tranzendentalismusbewegung des 19.Jahrhundert, ist vielleicht der Lösungsweg unserer Probleme im 21. Jahrhundert.

© George W. Lästerbacke