Montag, 23. April 2018
Moral & Tugend
Moral und Tugenden sind kulturelle Konstrukte, dass ist zumindest den halbwegs intelligenten Zeitgenossen unter uns klar. Sie dienen der Orientierung in einer Gesellschaft und sie unterliegen dem Wandel.
Allerdings wird es hier schon unklar, wenigstens für die weniger Intelligenten. Denn sie betrachten alles in Stein gemeißelt, wie etwa die 10 Gebote Gottes im Christentum. Dass ist nur ein Beispiel und selbst an diese simplen Gebote halten sich schon wieder weniger Menschen, als man denkt. Wenn man es genau nimmt, hält sich niemand daran. Denn alle Gebot befolgen, dass wäre gegen unsere Natur. Wir sind Pragmatiker, jedes Gesetz ist nur dann gut, wenn es uns einen Vorteil bringt. Was soll da erst aus den unendlich vielen Gesetzten und anderen moralischen Vorschriften werden, die sich viele, meist wohlmeinende Mitmenschen ausdachten?
Seitenhieb:
Nehmen wir nochmal die 10 Gebote. Wer diese einhält, so ist es versprochen, kommt in den Himmel.
Oh ha, wenn dass stimmt, dann ist es im Himmel leer. Günstiger weise hat vermutlich aus diesem Grund, die Kirche, die Beichte erfunden. Denn wer beichtet, dem wird vergeben. Was den Sinn der 10 Gebote, natürlich mindestens Fragwürdig macht und ich bin mir sicher, ein boshafter Gott, wie der, der Christenheit, ist sicher nicht sehr erfreut, über den Pragmatismus seines Bodenpersonals. Doch dieses kämpft mit dem Ablass von Sünden durch Beichte, eben um ihr Existenzrecht. Nachdem der florierende Ablasshandel bereits durch Luthers evangelische Gegenbewegung als falsch entlarvt wurde, blieb nur noch die Beichte. Diese war auch viel günstiger, denn die Beichte konnte sich jeder leisten, nicht nur die Reichen. Aber es ist wie es ist, realistisch betrachtet, kommen wir alle in die Hölle, denn die 10 Gebote sind uns im Alltag relativ schnuppe und Gott, sollte es ihn geben, rächt sich.
Aber nun wieder zu Moral, Gesetzen und Tugend
Es ist ganz einfach, sie werden eben meist nur von den eher simplen Geistern befolgt. Der intelligentere Rest laviert sich mehr oder weniger geschickt darum und zeigt nur mehr oder weniger Reue, wenn er dabei erwischt wird. Warum bräuchten wir sonst Heerscharen von Anwälten, welche die Welt auch nicht besser machen. Und Juristen aller Art sind eben auch nur Menschen und im Regelfall nicht mal die besseren Menschen. Eher noch pervertierter, weil sie sich noch geschickter um die Gesetze lavieren, deren Einhaltung sie von anderen voraussetzten.
Wobei wir wieder bei den einfachsten Gesetzen landen, den 10 Geboten. Diese Gebote sind durchaus nützlich in einer menschlichen Gesellschaft. Aber …
`Du sollst Vater und Mutter ehren.`
Eltern können heute froh sein, wenn ihre Kinder sie einmal im Monat im Seniorenheim besuchen, wenn sie den einst nicht mehr so rüstig sind, dass sie alleine wohnen können. Gar nicht daran zu denken, das die Eltern gar bei den Kindern wohnen könnten, wie es früher einmal war. Respekt vor den Alten?
Das war einmal. Dank der absoluten Individualität heute. Individualität, welche schon eingeschränkt wäre, wenn Mutter und Vater alles kommentieren könnten, was der Nachwuchs so treibt.
Besser ist, sie sehen nichts und sind irgendwo, mehr oder minder luxuriös abgeschoben.
`Du sollst nicht stehlen.`
Ein lächerliches Gebot, in einer kapitalistischen Gesellschaft, die das Bestehlen des anderen zu einer Kunstform erhoben hat. Streng genommen gilt dieses Gebot doch nur noch für Ladendiebe.
`Du sollst nicht töten.`
Auch hier gilt, recht brauchbar für den Hausgebrauch, damit man nicht Lustvoll die gesamte Nachbarschaft dahin meuchelt. Doch sonst, völlig ohne Belang, denn für Religion, Ideologie, Profit und den Vorteil im allgemeinen, wird pausenlos getötet. Das natürlich sanktioniert, durch den Staat, den Gesetzgeber. Wir leben in Zeiten, wo das Morden nur einer Ausrede bedarf, wenn diese auch noch so abstrus klingt. Es muss ja nicht mal mehr geglaubt werden, so eine Lüge.
`Du sollst nicht deines Nächsten Weib begehren.`
Über dieses Gebot habe ich immer am meisten gelacht. Weil sich die Frage stellt, wieso denn nicht?
Wir könnten nun noch eine Weile Gebote auflisten, doch das Ergebnis wäre immer das Gleiche. Es ist eine Gesellschaftliche Idee, diese Gesetze und Tugenden, doch befolgen, tut man sie eben nur, wenn sie ins eigene Konzept passen.
Ich stelle die Theorie auf, selbst wenn wir nicht mehr ein Gesetz auf diesem Planeten hätten, würden unsere Gesellschaften funktionieren, auch in Anarchie. Denn auch, wenn dank unsere Urinstinkte vorherrschen würden und das natürliche Gesetz des Stärkeren dominieren würde, der Mensch ist ein soziales Wesen. Er fühlt sich am wohlsten in der Gruppe, die ihm Schutz und Geborgenheit gibt.
Deshalb setzt sich die angeborene Empathie immer durch und schafft unausgesprochene, ungeschriebene Regeln.
George W. Lästerbacke