Montag, 19. November 2018
Über Bartträger …
Keine Angst liebe Freunde des gepflegten Bartes oder der Fans des ungesteuerten Wildwuchses von Haar im Gesicht.
Ich mobbe heute nicht pauschal gegen Bartträger. Es sind nur ein paar Gedanken, die mich immer mal beschäftigen und nichts, was hier geschrieben steht, sollte jeden betreffen, der einen Bart trägt. Das hier ist einfach nur eine Meinung ohne Allüren auf allgemeine Gültigkeit. Denn es gibt sicher ganz nette Bartträger, ich kenne nur keinen.
Sogar ich hab schon mal ab und an so ein Minibart getragen oder auch Hüte, oft auf Fotos für die Öffentlichkeit, in der Hoffnung auf einen gewissen Effekt der Verfremdung. Denn wer Privatsphäre schätzt, kennt die Wirkung.
Es stimmt, ich mag Bartträger nicht. Schon als Kind fand ich sie irgendwie gruselig. Zum Glück war der Wunsch der Rasur in meiner Familie schon immer sehr verbreitet, so dass ich näheren Kontakt zu Bartträgern in der Regel meiden konnte. Der stachlige und kratzige Onkel Hugo blieb mir erspart. Überhaupt war in der Generation mit der ich aufwuchs, Bartmode nicht sehr verbreitet. Es war eher so eine Schnurrbart Zeit. So mancher Zeitgenosse rannte mit einer lästerlich als Rotzbremse bezeichneten Oberlippen Verzierung herum.
Die konnte ich auch nicht leiden.
Diese Rotzbremsen verschandelten die Leute und wenn sie nicht so akkurat gepflegt waren, wie diese kleinen französischen Stutzer, die man noch aus sehr alten Französischen Filmen kennt, dann sahen die meisten ihrer Träger aus, wie verunglückte Seerobben.
Schon als kleiner Junge fragte ich mich, wieso Frauen solche Männer küssen wollten. Schließlich brauchte man nicht viel Phantasie, um sich vorzustellen, dass das Ding bestimmt kratzt.
Und ich schwöre euch, als kleiner Junge wusste ich nichts von anderen sexuellen Praktiken, wobei der Schnauzer hätte noch stören können. Schließlich hatten wir damals noch kein Internet. Begriffe wie Schenkelbürste und andere eindeutig zweideutige Wortschöpfungen, erschlossen sich mir tatsächlich erst nachdem ich deutlich älter als zehn Jahre war. Eben in einem Alter, als Sexualität tatsächlich zum praktischen Interessengebiet wurde. Ihr ahnt es, die erblühende Pubertät, das Erwachen des Mola-Monsters. Ihr wisst hoffentlich noch, was eine Mola ist, richtig, die Morgenlatte.
Nicht weniger wurde meine Antipathie gegen Bärte gefördert, als ich im zarten Alter von zwölf Jahren ein für mich damals schockierendes Video sah und das kam so. Ein Kumpel von mir hatte beim stöbern in einer Mülltonne einen Sack Videos entdeckt, diese waren alle nur mit "P" beschriftet. "P" wie Porno dachten wir uns, denn klar, von Pornos hatten wir in der Theorie schon gehört. Also freuten wir uns und zogen uns diskret in den Bastelkeller zurück, um uns einen ausgiebigen Video Nachmittag zu gönnen.
Die Eltern waren unterwegs und wir erwarteten unser erstes echtes Porno. Voll der Stoff für Erwachsene. Wie gesagt, wir waren noch so jung, dass wir uns nicht mal trauten heimlich ein Bier aus dem Kühlschrank zu klauen, was schon extrem verboten war, aber ein Porno, wir waren fasziniert und bereit für alles, so dachten wir wenigstens. Eine völlig neue Welt würde sich erschließen und was für eine Welt sag ich euch!
Gespannt schoben wir das erste Video in das Kassettenfach des Videorekorders. Das Video fing mit Discomusik an, spielte wohl in San Francisco und war in Englisch. Das heißt, viel verstanden wir nicht. Was natürlich den Spaß nicht verdarb, denn wir erwarteten eine wilde Sexorgie. Fünf Minuten waren verstrichen und in einer Westernstil Kneipe sammelten sich jede Menge männlicher Gäste, alles Bartträger. Hätten wir damals schon gewusst was Islamisten sind, hätten wir jetzt schon geglaubt, dass das hier doch kein Porno ist, sondern ein normaler Spielfilm mit Terroristen oder so etwas in der Art. Eben ein Krimi oder so, den hätten wir als richtige Bengels natürlich auch in englisch angeschaut, in der freudigen Erwartung von Verfolgungsjagdszenen, Explosionen, Schießereien und vielleicht etwas Gefummel. Denn so groß war der Unterschied zum Porno auch nicht, man musste nichts verstehen, um zu wissen, wann es knallt.
Aber wir waren noch Schäfchen und warteten also geduldig auf unser Porno. Und tatsächlich nach zwanzig Minuten englischsprachigen Blabla ging es zur Sache. Nur ganz anders als wir erwartet hatten, bis zu diesem Moment gab es immer noch nicht eine heiße Frau in dem Video.
Was uns, wären wir etwas älter gewesen schon etwas stutzig gemacht hätte, doch so nahm die Handlung ihren Lauf und wir lernten etwas, was man uns hätte schonender beibringen können. Plötzlich fielen die bärtigen Männer übereinander her, knutschten herum und zogen sich aus. Eine ganze Kneipe voll mit leckenden, blasenden und fickenden bärtigen Männern.
Unsere Eltern hatten sich bei der sexuellen Aufklärung grade soweit vorgetastet, dass wir nun wussten, dass wir nicht vom Storch gebracht werden, Mann und Frau ganz lieb zueinander sind und dann die Kinder kommen. In der Schule war Sexualkunde noch ein paar Monate entfernt.
Und dann dass, diese Bilder, glaubt mir Freunde, die bekommt ihr nie wieder aus dem Kopf.
Wir haben dann sehr schnell das Video angehalten und nicht mehr nachgesehen, was auf den anderen Kassetten war. Wir haben den Sack nur sehr schnell wieder in den Müll geworfen, natürlich nicht in den eigenen, sondern beim Nachbarn.
Und wir gelobten feierlich, diesen Vorfall nie wieder zu erwähnen und bis heute, erzählte ich auch nie wieder davon. Ihr seid die ersten, die davon erfahren und ich bin davon auch nicht Homophob geworden. Doch wie gesagt, ich rasiere mich heute noch gründlich.
Gut, ich denke das war süffisant genug für euch und nun mal wieder etwas seriöser weiter, aber nicht objektiver. Ich mag Bartträger nicht und ich lasse dabei die religiösen Gründe bewusst weg, denn über gesteigerte geistige Impotenz soll man ja nicht lästern. Über religiöse Fanatiker erst recht nicht, weil man weis nie, wann die nachts irgendwann an deinem Bett stehen oder dich verklagen.
Doch der Bartträger an sich bereitet mir Unbehagen, weil er so ein individuell- betonter Mensch ist, wobei hier die gepflegten meist noch extremer sind, als die ungepflegten Bartträger. Sie wollen sich so krampfhaft von der Masse abheben, dass sie entweder extrem viel besser verbrachte Zeit mit dem Bart verschwenden, was ihnen schon wieder eine feminine Ader verleiht oder aber sie verweigern sich der Gesichtspflege vollends, oft aus gesellschaftlicher Ignoranz und solche Leute sind mir ein wenig suspekt. Denn zu eitel deutet auf asoziale Tendenzen und Menschen die zu un-eitel sind, haben sich entweder oft selbst aufgegeben oder sie sind völlig unsensibel gegen ihre Umwelt. Beides ist nicht wirklich gesundes menschliches Verhalten. Ob sie nun einem Macho Ideal frönen oder auch sagen, mein Äußeres interessiert mich nicht, liebt meine inneren Werte. Wobei natürlich die menschliche Neigung zur oberflächlichen Betrachtung völlig ignoriert wird.
Leider halten alle Arten von Bartträgern selten, was sie nach außen versprechen, eine besondere Individualität, meist sind es die gleichen Heißluftballons, wie viele rasierte Männer. Schlicht gesagt ich halte Bärte für Sinn frei. Sie sagen wenig aus, verleiten aber zu möglichen Fehleinschätzungen.
Ich sehe dabei immer den Typen aus einer Berliner U-Bahn vor mir, der wie ein Schild des intellektuell führenden Denkers die Zeitung “Spektrum der Wissenschaft“ vor sich hält und dem noch die China Nudeln vom Bahnhofsimbiss im Bart hängen.
George W. Lästerbacke