Freitag, 22. Januar 2016

Die Syrer sind keine Fahnen- Flüchtlingen.

Es ist mal wieder Zeit, sich ein wenig in die öffentliche Diskussion einzumischen. Ich lese so oft, dass die jungen syrischen Männer doch nach Hause gehen sollen und für ihre Heimat kämpfen. Anstatt in Deutschland Asyl zu beantragen.

Im Grundsatz ist die Forderung nicht mal falsch. Geht aber in der Realität, völlig an den Fakten vorbei. Wenn wir in Syrien über einen Krieg mit deutlich erkennbaren Fronten reden könnten, hier die Guten, da die Bösen, so könnte man auf diese Art argumentieren. Es ist leider anders, in Syrien gibt keine klaren Fronten, an denen man kämpfen könnte.

Das letzte Treffen der syrischen Oppositionsgruppen hat eins gezeigt. Sie sind uneins und zerstritten. Wenn Syrer nicht auf die Assad Armee setzen wollen, was absolut verständlich ist. So gibt es in Syrien selbst keine oppositionellen Vertreter, die man eine ernstzunehmende politische oder militärische Kraft nennen könnte. Außer den IS und die Assad-Armee. Denen will sich jedoch niemand anschließen. Es gibt etwa 40 bewaffnete Gruppen, die nochmal soviel oppositionelle Gruppierungen vertreten. Deshalb kann man auch nicht von jungen Fahnenflüchtigen sprechen.

Man könnte natürlich versuchen, vorausgesetzt die Opposition lässt sich vereinen, eine Exil-Regierung zu gründen. Welche dann auch eine von dieser Exil-Regierung geführte Exil-Armee gründet. Ähnlich wie Polen im zweiten Weltkrieg. Die Polen haben es so geschafft, gemeinsam mit den Alliierten viele erfolgreiche Schläge zu Schwächung der Hitler-Truppen in Polen zu führen. Natürlich war diese Exil-Armee nicht mit regulären Truppen zu vergleichen. Hier handelte sich um eine Untergrund Armee, ähnlich der französischen Résistance, die Taktiken eines Partisanenkrieges nutzte. Eine Lösung, die in Syrien nur bedingt tauglich ist. Wenn das Wunder gelingen würde, dann durfte man sogar fragen, warum kämpfst du nicht für dein Land, in deiner Armee?

Ich persönlich würde behaupten, dass sich in diesem Fall mehr Freiwillige melden würden, als man benötigt. Aber dass ist meine eigene Sicht, da ich Syrien aus persönlicher Sicht kenne. Die Syrer sind keine Feiglinge. Deshalb gehe ich einfach mal Vorurteilsfrei und mit Optimismus daran, wenn ich das sage.

Allerdings denke ich, dass dieses politisch weder von der NATO, noch von der USA gewollt ist. Oder auch von der Türkei, die als unmittelbare Basis einer Exil-Armee dienen könnte. Denn wäre es politisch gewollt, meine ich, hätte wohl EU, NATO, UN und wer weiß noch, schon viel mehr Druck auf die zerstrittene Opposition ausgeübt. Was hier passiert, ist auch einfach formuliert: Syrien wird verheizt. Von und für die Interessen der Großmächte.

Assad will der Westen nicht halten, weil er Moskau freundlich ist. Die Russen wollen ihn halten, eben weil er Pro-russisch ist. Dieser Bürgerkrieg findet erst ein Ende, wenn Assad gestürzt wird oder er mit Hilfe der Russen das Land wieder unter Kontrolle bringt.

Dass wiederum ist nicht Ziel der NATO. Der Abschuss eines russischen Kampfjets, das knappe 17 Sekunden türkischen Luftraum verletzte, spricht in diesem Zusammenhang für sich allein. Ein Versuch, die Russen zu provozieren.
Warum?
Auch dass ist einfach erklärt. Es ist ein Wink mit dem Zaunpfahl, um die Russen zu animieren, sich aus diesem Konflikt zurückzuziehen. Oder aber bei einer militärischen Gegenmaßnahme in Richtung Türkei durch Russland, noch mehr ungerechtfertigte Sanktionen gegen Russland durchzusetzen und Putin weiter zu isolieren.

Doch letztlich dreht es sich in diesem Krieg, wieder nur um Bodenschätze und geopolitischen Einfluss. Wie immer, wenn der US-Gehilfe, die NATO, es krachen lässt. Nur dass Russland nun auch in diesem perfiden, völkerrechtswidrigen Großmachtspiel mitmischt. Um die Terroristen des “Islamischen Staates“ ging es nie, diese durchgeknallten Fanatiker sind nur Mittel zum Zweck. Es sind die Bösen Nr.2, die nützliche Idioten eben. Der Böse Nr.1 muss natürlich Assad bleiben, ist er aber auch.

Der Konflikt erscheint nun, auf den zweiten Blick fasst bizarr. Denn der Bürgerkrieg wirkt jetzt, wie ein fast klassischer Stellvertreter Krieg.

PS. Ich sehe das hier nur mal als Richtigstellung. Weil viele einfach nicht richtig nachdenken, bevor sie Blödsinn von sich geben. Ich will hier auch keine Alibis für Merkels falsche Flüchtlingspolitik geben. Diese missbillige ich so, wie große Teile der Bevölkerung. Da die katastrophale Asylpolitik der Bundeskanzlerin, es den echten Kriegsflüchtlingen viel schwerer macht, ein berechtigtes Ansinnen auf Asyl vorzutragen.

George W. Lästerbacke