Freitag, 13. November 2015

Freitag der 13. - Der schwarze Freitag


Sind alle die diffusen Ängste, die sich um diesen Tag ranken, nur abergläubischer Unfug oder böse Realität?

Du schlägst die Augen auf, ein Blick auf die Uhr sagt dir, du hast verschlafen. Schon sitzt du auf der Bettkante, auf dem Weg ins Bad ein Blick auf den Kalender, es ist Freitag der 13. Ausgerechnet heute, denkst du, ein wichtiges Meeting. Merkwürdig, obwohl wir moderne und aufgeklärte Menschen sind, werden wir an Tagen wie diesen vom Aberglauben heimgesucht. Wir rechnen mit dem Schlimmsten.

Objektiv betrachtet ist es völliger Unfug diesen Tag zu verteufel. Das besagt jedenfalls jede Statistik, die ich kenne. An einem Freitag dem 13. widerfahren uns nicht mehr oder weniger Missgeschicke, Unglücke und Katastrophen, als an jedem anderen Tag des Jahres.

Warum sollte es auch anders sein? Es gibt nicht einen vernünftigen Grund dafür dem Tag zu misstrauen. Doch gesellschaftliche Einflüsse und ein antrainierte Aberglaube funken uns hier, in unsere übliche Rationalität. Wie bei einem pawlowschen Reflex, bewerten wir die Vorfälle des Tages vorsichtiger und kritischer, als üblicher Weise. Einfach nur, weil unser Gehirn aus den scheinbaren Erfahrungen Dritter, die uns im Laufe des unseres Lebens beeinflussen und von denen wir lernen, wie die Eltern, Verwandte, Freunden und Bekannten falsche Schlussfolgerungen zieht. Es sind Informationen, deren Wahrheitsgehalt wir nie hinterfragt haben. Da dieser Personenkreis, in der Regel, für uns vertrauenswürdig erscheint. Tatsache ist jedoch, die Erzählungen von schlimmen Malheuren, die ihnen oder anderen widerfuhren machen uns ängstlich und abergläubisch. Dabei ist es irrelevant, ob wir den Berichten glauben oder nicht. Denn unser Gehirn prüft und interpretiert diese Information selbständig und erstellt eine Gefahrenanalyse. Das Ergebnis ist oft der Aberglaube. In der Psychologie gibt es sogar einen Fachbegriff für diese irrationale Furcht. Man nennt es Paraskavedekatriaphobie, was man vielleicht mit regelmäßiger wiederkehr von Ängsten vor dem Übernatürlichen übersetzen könnte. Und egal, wie rational wir die Tatsachen in anderen Gehirnarealen bewerten, der "Angstbereich", ist so dominant, dass wir ihm praktisch ausgeliefert sind. Den Angst ist ein Urinstinkt, der uns oft das Überleben in gefährlichen Situationen ermöglicht hat. Das ist eigentlich ziemlich dumm, doch es ist eben wie das ungute Gefühl in der Dunkelheit, hinter jeder Ecke könnte eine Gefahr lauern. Es ist die diffuse Angst, man könnte die Kontrolle verlieren, die unseren Aberglaube unbewusst beeinflusst.

Im Prinzip ergänzen wir unsere naturgegebenen Überlebensinstinkte, nur um ein paar, sinnlose Ängste. Das ist nicht schlimm, doch es bremst es aus. An einem Freitag, dem 13. stagnieren wir unbewusst. Zum Glück sind wir nicht 365 Tage im Jahr so, sonst hätten wir ein Problem, denn die übermäßig gesteigerte Vorsicht hemmt uns, und bremst die Entfaltung der eigenen Fähigkeiten aus.

Doch so ein wenig Aberglauben, als unnötiges Extra, gönnen wir uns ja alle mal. Wiederum ist es auch positiv, seine Sinne ab und zu mal zu ein wenig zu trainieren. Denn unser Alltag ist tatsächlich nicht ungefährlich. Viel großes und kleines Unglück ist auch verhindert worden, weil wir Freitag dem 13 unsere Sinne und Instinkte geschärft haben. Dieser Urinstinkt der Angst wurden uns in die Wiege gelegt, um zu überleben. Auch wenn die Angst für eine Welt mit viel mehr Gefahren gedacht war, als unser heutiges Hightech Zeitalter. Also gönnen wir uns diesen kleinen mythischen Aberglauben, an die Kräfte des Bösen ruhig. Denn jedem Jahr gibt es einen und im schlimmsten Falls drei Freitage, die auf den 13. fallen.

Interessant ist, woher kommt dieser Aberglaube eigentlich?
Fälschlicher Weise wird oft der Tag des Börsenkrachs im Oktober 1929 in den USA verantwortlich gemacht. Das stimmt so nicht, den dieses Unglück nahm schon am davor Donnerstag seinen Lauf. Das Datum ging als "Schwarzer Freitag" im Englischen "Black Thursday", also "Schwarzer Donnerstag" genannt in die Geschichte ein. Ob ein schlichter Übersetzungsfehler oder die Vermischung mit einem Börsencrash in Deutschland ist unklar. Den tatsächlich gab es am Freitag, den 13. Mai 1927, einen Kurseinbruch an der Berliner Börse. Doch der wirkliche Grund für den schlechten Ruf des wehrlosen Wochentages liegt in unserer christlich-abendländischen Tradition.

In Deutschland verbreitete der Aberglauben erst vor etwa 50 Jahren in der breiten Bevölkerung. Ein wesentlicher Grund: 1957 wurde der Stapellauf eines Öltankers verschoben, der auf einen Freitag den 13. gefallen wäre. Darüber machte sich ein Journalist in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, einer großen deutschen Tageszeitung, lustig und trug damit unbewusst, aber nicht unwesentlich zur Verbreitung des Aberglaubens bei.

Aber sowohl der Freitag als auch die Zahl 13 waren schon lange in Verruf. Mindestens seit Christi Geburt, dem Beginn unserer Zeitrechnung. Hier gibt es gleich mehrere Gründe. Der Freitag gilt bei den Christen als Trauertag, Jesus wurde am Karfreitag gekreuzigt. Ein weiterer Grund: Es ein Freitag, an dem Adam und Eva aus dem Garten Eden vertrieben wurden, denn sie aßen die verbotene Frucht vom Baum der Erkenntnis und würden sich ihrer Sexualität bewusst. Im Christentum galt dies ebenfalls als ein großes Unglück. Die Katholiken waren es, die den Freitag aufgrund der biblischen Hintergründe eher mit Unheil und Leid in Verbindung brachten. Böse Omen waren ja schon immer dominanter Teil des Katholizismus. Ein Jahr, dass an einem Freitag begann, bringt Unglück, am Freitag geborene Kinder waren "Unglückskinder".

Aus unserer heutiger Sicht wirrer Unsinn, damals tief verwurzelter Glaube. Der Aberglaube dehnte sich weit in vielen Kulturen aus. Die 13 verdankt ihren Ruf mehr oder weniger der Zahl 12. Diese Zahl gilt in vielen Kulturen als "heilig". Sie ist das Symbol der Ordnung und Vollkommenheit, im Gegensatz zu der folgenden 13, die auf seltsame Weise alle Dinge in Unordnung bringt. Die 13 wirkt auf uns nicht rund und harmonisch, chaotisch und unberechenbar. Die 13 ist eine ungrade Zahl. Sie wird auch mit dem Teufel in Verbindung gebracht, als 12+1, das Teufelsdutzend. Die Zahl 12, auch als ein Dutzend bezeichnet, taucht in vielen Zusammenhängen auf. Ein Jahr hat zwölf Monate, Tag und Nacht zählen zwölf Stunden. Die Bibel spricht von den zwölf Aposteln. In vielen Märchen, Sagen und Legenden begegnet uns die Zahl 12, als Sinnbild der Harmonie und Ordnung. Doch auch hier der Gegensatz, die Zahl 13. Sie ist negativ. Ein Beispiel: Es ist im Märchen Dornröschen die dreizehnte Fee, die mit ihrem Zauberspruch das Unglück über die Königsfamilie bringt. Gehen wir wieder beim Katholizismus, haben wir das letzte Abendmahl Jesus mit seinen Aposteln. Dieser hielt das Abendmahl mit seinen zwölf Jüngern. Zählt man Jesus mit, dann waren es aber 13 Personen, die zum Mahle saßen. und Judas, der dreizehnten Gast verriet seinen Herren Jesus Christus noch am selben Abend.

Einige Forscher glauben, der schlechte Ruf der Zahl 13, hat seinen Ursprung in der Verdrängung des Mondkalenders durch unseren heutiger Kalender. Der sich an der Sonnenzeit orientiert. Ein einfacher Grund, der Mondkalender sollte in Misskredit gebracht werden, um den Sonnenkalender zu etablieren. Der Sonnenkalender umfasst zwölf Monate. Vor dessen Einführung lebten viele Menschen nach der Mondzeit. Im Mondkalender, der unter anderem bei den Kelten üblich war, hatte das Jahr einen Monat mehr, also dreizehn Monate. Hier verhieß die Zahl 13 noch Glück. Mit der Einführung des Sonnenkalenders, unter anderem durch das Christentum, änderte sich diese Ansicht. Man versuchte mit allen Mitteln, die Menschen vom Mondkalender abzubringen und dämonisierte die einstigen Glückszahl.

Man sieht also, schon die Religionspolitik vor 2000 Jahren nutze jedes Mittel, um seine Ideen umzusetzen. Ich finde diese Theorie plausibel, würde sie doch auch vorab genannte Beispiele erklären. Die Zahl 13 ist also ein Opfer eines über 2000 Jahre alten Kreislauf der manipulierten Veränderung.

Einen Vorfall, der die Historie des unglückbringenden Freitags noch unterstreicht, liegt über 700 Jahren zurück. Ein Freitag, den 13. des Jahres 1307 war für die berühmten Tempelritter der schwarzer Freitag schlechthin. Philipp IV., König von Frankreich, ließ die Ritter des Templerordens in einer bestens koordinierten Nacht und Nebel Aktion in ganz Europa verhaftet. Viele Tempelritter wurden der Ketzerei angeklagt, in Kerker gesperrt und hingerichtet. Die Ritter waren zu reich und mächtig geworden. Der französische König schlug zwei Fliegen mit einer Klappe. Er schwächte die politische Konkurrenz und schnappte sich die Reichtümer der Ritter. Denn die Templer waren Ritter und Mönche in Personalunion. Der vermutlich wohlhabendste Orden der katholischen Kirche.

Welch skurrilen Blüten der Kult um diesen Aberglauben treibt, ist hinlänglich bekannt, trotzdem erwähne ich es gerne. Die Annahme, das die Zahl 13 Unheil über den Meschen bringt, ist in unserer allgemein fortschrittsgläubigen, wissenschaftlich orientierten Gesellschaft fest etabliert. Viele Hotels in unserer aufgeklärten Welt verzichten einfach auf den 13. Stock oder auch Zimmer mit der Nummer 13. Übrigens auch in Afrika und Asien, wo hat Zahl 13 irgendeine Zahl ist, wie jede andere, ist diese Praxis üblich. Zu groß ist die Angst, uns abendländische Gäste zu verschrecken.

George W. Lästerbacke