Donnerstag, 17. Dezember 2015

Der Wanderprediger der Ökonomie



b>Olli Dietrich, der Komiker. So schaut Hans Werner Sinn aus, lästerte so mancher User im Internet, wenn der langjährige, noch Chef des IFO-Institutes in Bild und Ton zu sehen ist. Es stimmt, dass passt wenigstens optisch richtig gut. Allerdings dürfte der Olli nicht so ein prophetisches Orakel der Ökonomie sein.

Der Herr Sinn hat oft kein Sinn gemacht mit seinen Aussagen. Weil er mal mehr, mal weniger den Fachidioten heraus hängen ließ. Gehässiger Weise könnte man sagen, er könnte auch Bundeskanzler werden. Denn sein Eifer eigene Fehler zu ignorieren grenzt an den merkelschen Politik-Dogmatismus.

Es ist kaum von der Hand zuweisen, Hans Werner Sinn, der weit gereiste Professor, ist ein Gegner von Flexibilität, wenn es darum geht, eigene Konzepte an die Realität anzupassen. Sein Modell ist gut und Basta! Realität dass ist etwas für die anderen. So mancher Ökonomie-Student verehrte ihn als Ökonomie-Guru, andere betitelten ihn als Wanderprediger, der sich mehr an selbst erschaffenen Götzen labte, als an den realen Gegebenheiten. Weniger Wissenschaftler, als denn neoliberaler Prediger. Man könnte es als vorab genommenen Altersstarrsinn bezeichnen, was der gelegentlich von Sinnen scheinende Sinn darbietet. Obwohl ich ihn immer mehr als einen Ökonom wahrgenommen habe, der auch in der DDR hätte Karriere machen können, wenn den sein Bildungsweg eben in sozialistischen Schulen begonnen hätte. Eben wegen seiner oft stur auf Modellen beharrenden Sicht, die in der Realität nicht oder nur ungenügend funktionierten. Deshalb ist der Titel Wanderprediger auch nicht unpassend, wenn auch wenig schmeichelhaft.

Er ist und war ein Dogmatiker, wenn auch alles andere als ein sozialistischer. Der Mindestlohn ist ein gutes Beispiel dafür. Wider besseren Wissens aus Ländern, die schon lange Mindestlohnregelung gesetzlich verankert haben, behauptete er steif und fest, dass der Mindestlohn massenhaft Arbeitsplätze vernichten würde. Eine Raubtier-Kapitalismus Argumentation, die nur die Profitmaximierung eines maroden Systems schützen sollte, nicht aber den arbeitenden Menschen. Also keine Argumentation, die auf harten Fakten beruhte, sondern auf Wunschdenken. Wissenschaft ist das beileibe nicht, sondern unheilschwangeres Orakeln. Doch muss man auch zugeben, dass er ein Visionär ist, denn, sein Konzept der Steuererklärung, die jeder auf dem Bierdeckel machen könnte, würde uns sicher allen gut tun. Wenn man allerdings auch hier sagen darf, natürlich war der tragende Gedanke seiner Idee nicht etwa die, dem arbeitenden Menschen das Leben zu erleichtern. Denn um den Menschen ging es Sinn nie. Sondern schlicht der Gedanke eines schlanken Staates, der den Raubtier-Kapitalisten freie Bahn bieten soll, um noch mehr Profit zu erzielen. Also auch nur neo-liberales Gedankengut. Nun will er in den Ruhestand gehen. Doch wer es glaubt, wird vermutlich staunen, wie er dann die Bundesdeutsche Sachbuchszene mit seinen Pamphleten überschwemmt. Hier orakele ich einfach mal.
Nun denn lieber Wanderprediger, wenn du gest, nicht jeder wird dich vermissen.

George W. Lästerbacke